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033

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Titel: 033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In seidenen Fesseln
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fehlenden Geldmitteln des Eigentümers. Mit den anderen Herrenhäusern in der Nachbarschaft hatte das Gebäude nur die Größe gemein, denn es war bei weitem nicht so stattlich und luxuriös eingerichtet wie diese.
    Evaline sagte sich, sie habe es nur ihrem Stolz und ihrer Charakterstärke zu verdanken, dass sie es so lange in dieser, wie sie fand, für sie unangemessenen Umgebung ausgehalten hatte. Doch nun war sie es leid, sich damit begnügen zu müssen. Zu dieser Erkenntnis war sie beim Einkaufsbummel in New Orleans gelangt.
    Sie hatte genug vom nie enden wollenden bescheidenen Leben und, was viel wichtiger war, von Philip, der ihr seit Jahren nur hohle Versprechungen machte.
    Seit der Abreise aus der Stadt und dem Abschied von ihrem Liebhaber hatte sie sich innerlich auf die bevorstehende Auseinandersetzung mit ihrem Mann eingestellt. Er würde sich damit abfinden müssen, dass ihre Ehe zerbrochen war, denn sie hatte ihm, wie sie meinte, entschieden zu viele Jahre ihres Lebens geopfert. Sie würde ihn verlassen und nicht mehr zu ihm zurückkehren.
    Der Wagen hielt, und unwillkürlich lächelte sie verschlagen. Bald würde die Farce ihrer Ehe beendet sein und sie all das haben, was sie sich ersehnte, immer gewünscht hatte und verdient zu haben glaubte. Sobald sie sich von Philip getrennt hatte, würde sie nie mehr auf irgendetwas verzichten müssen und ein sorgenfreies Dasein führen können.

    Zuversichtlich verließ sie die Kutsche und stieg die Freitreppe hinauf.
    Philip Cordell dachte soeben angestrengt darüber nach, wie er die Plantage behalten und dennoch die anfallenden Rechnungen begleichen könne, als plötzlich die Tür geöffnet wurde. Verärgert über die Störung, schaute er stirnrunzelnd auf. Beim Anblick der den Raum betretenden Gattin verflog jedoch sein Unwillen, und angesichts ihrer bezaubernden Erscheinung verdrängte er die finanziellen Sorgen.
    „Du bist zurück, Evaline, Liebling", sagte er, stand zur Begrüßung auf und schaute sie, während er zu ihr ging, bewundernd an. Er liebte sie immer noch mit der gleichen leidenschaftlichen Hingabe wie am Tage der Hochzeit und hatte sie sehr vermisst.
    „Guten Tag, Philip", erwiderte sie kühl.
    Der gleichgültige Ton veranlasste ihn, jäh stehen zu bleiben. „Ist etwas nicht in Ordnung, Evaline?"
    Aus dem Bedürfnis, die anstehende Auseinandersetzung hinter sich zu haben, da sie noch so viel zu erledigen hatte und Leute sehen musste, die auf sie warteten, antwortete sie frostig: „Ich muss mit dir reden."
    „Selbstverständlich, Evaline", sagte Philip lächelnd. „Aber erst möchte ich dich richtig daheim willkommen heißen", fügte er hinzu und streckte die Hände nach ihr aus. Im Augenblick konnte er nur noch daran denken, wie erregend es war, sie in den Armen zu halten, sie zu küssen und zu besitzen.
    Sie war sich der Wirkung, die sie auf ihn ausübte, sehr wohl bewusst, und ahnte, dass er sie küssen wollte. Schließlich hatte er ihr oft genug gestanden, ihre vollen Lippen würden ihn ständig dazu verlocken, sie zu liebkosen. Sie war indes nicht in der Stimmung, sich von ihm anfassen zu lassen, und wich ihm aus, als er sie an sich ziehen wollte.
    „Nein, Philip!" sagte sie abweisend.
    „Was hast du?" wunderte er sich.
    Aus dem Drang, ihm unverzüglich mitzuteilen, dass sie sich von ihm trennen wollte, wandte sie sich ihm mit eisiger Miene zu und antwortete kalt: „Ich verlasse dich, Philip."
    Die Mutter war bereits im Haus verschwunden, als Clay den Fuß der Freitreppe erreicht hatte. Da er wusste, welch großen Wert sie auf anständiges Gebaren legte, verschnaufte er einen Moment, strich sich die Sachen glatt und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das vom Wind zerzauste Haar. In der Hoffnung, nunmehr einigermaßen präsentabel zu sein, eilte er in das Entree und stellte enttäuscht fest, dass die Mutter sich bereits zum Vater in dessen Arbeitszimmer begeben hatte.
    Da die Tür halb aufstand, fühlte er sich versucht, ebenfalls zu ihm zu gehen, fand es indes richtiger, zurückhaltend zu sein, weil der Vater ihm aufgetragen hatte, ihn nicht bei der Erledigung wichtiger geschäftlicher Angelegenheiten zu unterbrechen.
    Den Befehl beherzigend, harrte er ungeduldig neben der Tür aus und war bemüht, die Unterhaltung zwischen den Eltern zu verstehen, damit er merkte, wann er den Raum betreten und die Mutter begrüßen könne.

    „Ich verlasse dich, Philip", hörte er sie gleichmütig äußern.
    Diese Eröffnung traf ihn wie ein

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