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033

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Titel: 033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In seidenen Fesseln
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stattliches, elegantes Gebäude, das vom Geschmack seines Besitzers zeugte sowie von einem aufwändigen Lebensstil und großem Reichtum. Es war das Haus, in dem die Mutter lebte.
    Als er das Anwesen einige Jahre zuvor zum ersten Mal gesehen hatte, war er eingeschüchtert gewesen. Nun fühlte er sich nicht verunsichert, da er wusste, er konnte ihr selbstbewusst wie ein Gleichgestellter gegenübertreten. Er war gekommen, um ihr mitzuteilen, dass sich die finanzielle Situation des Vaters grundlegend geändert hatte, die Cordells zu den reichsten der am Fluss wohnenden Familien zählten und sie, was er für das Wichtigste hielt, nunmehr nach Windown zurückkehren könne.
    Er war stolz auf die Tatsache, dass er das sich selbst vor langer Zeit gesteckte Ziel erreicht hatte. Unermüdlich hatte er mit dem Vater daran gearbeitet, Windown zum besten Rennstall der Gegend zu machen, und ihre Bemühungen hatten sich ausgezahlt. Seiner Ansicht nach hatte die Mutter jetzt keinen Grund mehr, der Plantage fernzubleiben. Sie hatte reich sein wollen, und nun verfügte man über ein großes Vermögen.
    Er hatte versucht, den Vater zu bewegen, ihn zu begleiten, da er der Meinung gewesen war, es müsse ihn freuen, die Gattin wieder zu sehen. Der Vater hatte sich jedoch hartnäckig geweigert, ihn indes nicht davon abgehalten, zur Mutter zu reiten.
    Clay war fest davon überzeugt, dass der Vater, wenn die Mutter einwilligte, zu ihm zurückzukehren, überglücklich sein werde. Er war sicher, dass der Vater sie noch liebte, denn oft genug hatte er ihn ihr Bild anstarren sehen. Daher zweifelte er nicht daran, dass die Dinge sich genau so entwickeln würden, wie er sich das vorstellte.
    Mit gemischten Gefühlen, einerseits erwartungsvoll, andererseits nervös, stieg er die zur Veranda führenden Stufen hinauf. An seiner Meinung über die Mutter hatte sich nichts geändert, wenngleich er ihr seit ihrer Abreise nur wenige Male begegnet war. Er hielt sie noch immer für die schönste, wunderbarste Frau auf Erden und war fest davon überzeugt, sie werde sich über den Aufschwung freuen, den die Plantage genommen hatte. Schließlich konnte der Vater ihr jetzt all das bieten, was sie sich schon immer gewünscht hatte.
    Vor der Haustür hielt Clay an, atmete tief durch und bemühte sich, die Aufregung etwas zu dämpfen. Er betrachtete sich mittlerweile als erwachsen, und Männer zeigten, wie der Vater es ihm vorgelebt hatte, keine Gefühlsregungen. Er betätigte den Türklopfer und stellte sich innerlich auf den freudigen Augenblick ein, den er seit Jahren herbeigesehnt hatte.
    Evaline war auf dem Weg in die erste Etage, um ein Bad zu nehmen und sich für die abendliche Verabredung mit ihrem derzeitigen Liebhaber herzurichten, als sie das Klopfen an der Haustür vernahm. Sie war in Eile, doch da in der Halle kein Dienstbote zu sehen war, beschloss sie, dem Besucher zu öffnen. Sie hatte keine Ahnung, wer zu ihr wollte, indes ganz gewiss nicht damit gerechnet, den Sohn zu sehen.
    „Was willst du hier, Clay?" entfuhr es ihr überrascht. Seit sie aus Windown abgereist war, hatte sie ihn nur einige Male gesehen und das nicht bedauert. Ihr Leben bestand jetzt aus einem gesellschaftlichen Höhepunkt nach dem anderen, und so sollte es auch bleiben. Die Vergangenheit sollte ein für alle Mal abgeschlossen sein.
    Clay war der Meinung gewesen, die Gefühle beherrschen zu können, doch der unfreundliche Empfang irritierte ihn. „Mutter, ich . . . hm . . . ich würde gern . . .
    einen Moment . . . mit dir reden", antwortete er unbehaglich.
    „Gut, aber viel Zeit habe ich nicht." Er kam ihr ungelegen, und daher ließ sie, als sie ihn mit knapper Geste zum Eintreten aufforderte, durch ihr Verhalten deutlich durchblicken, wie unerwünscht er war.

    „Ich werde dich nicht lange aufhalten", versicherte er und ging in die Halle. „Ich möchte dir nur etwas Wichtiges mitteilen."
    Schweigend schloss Evaline die Haustür und ging ihm dann zum prunkvoll eingerichteten Salon voran. Clay hielt den Blick auf sie gerichtet und genoss es, wieder bei ihr zu sein. In seinen Augen war sie so schön wie eh und je. Es fiel ihm nicht auf, dass sie nicht mehr die einstige jugendliche Frische hatte. Er bemerkte auch nicht, dass die früher so glatte Haut die ersten Falten zeigte und die herrliche Figur fülliger geworden war, weil der von ihr ausgehende, ihr eigene Duft ihn viel zu sehr ablenkte.
    Er freute sich auf das kurze Gespräch mit ihr, denn bald würde alles wieder in

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