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Aufmerksamkeit dem Jüngling galt, den sie herzlich anlächelte und ermutigte, noch mehr über sich zu erzählen.
„Sie stammen aus einer ziemlich großen Familie", sagte sie. „Es muss schön sein, so viele Geschwister zu haben."
Irritiert überlegte Clay, welche Bedeutung es für sie haben konnte, wie groß Mr.
Websters Familie war. Ihm war es vollkommen gleich, ob der Mann dreißig Schwestern und vierhundert Brüder hatte. Aus dem Wunsch, Miss Alvarez von dem schwärmerischen Jüngling abzulenken, äußerte er: „Ich weiß, bisher haben wir noch nicht viel über die Gründung einer Familie geredet, Liebste, aber vielleicht haben wir bald ein Kind. Ich mag Kinder sehr und hätte nichts dagegen, mehrere zu haben, wenn es dir recht ist."
Diese Bemerkungen hatten Reina vollkommen überrascht. In der Annahme, sie seien ironisch gemeint gewesen, schaute sie Mr. Cordell mit feurigem Blick an.
„Eines Tages möchte ich Kinder haben. Ich glaube jedoch, dass ich vorläufig noch nicht so weit bin."
„Wir dürfen deinen Vater nicht zu lange auf Enkel warten lassen. Du weißt, er kann seine Hoffnung nur auf uns setzen, weil deine Schwester ins Kloster gegangen ist."
Nach diesem Hieb verhärtete sich Reinas Blick. „Ganz recht, Liebling", sagte sie, das letzte Wort betonend. „Maria Regina wird ganz sicher keine Kinder bekommen."
Absichtlich richtete sie die Augen wieder auf Mr. Webster. „Erzählen Sie mir mehr über Ihre Familie, Michael. Waren Ihre Angehörigen beunruhigt, als Sie abreisten?"
Er zuckte mit den Schultern. „Ich vermisse sie sehr, aber wir brauchen Geld. Dort, woher ich komme, hätte ich nie die Möglichkeit, reich zu werden. Daher setze ich meine ganze Hoffnung darauf, Gold zu finden und mir so ein Vermögen zu erwerben. Sobald ich zu Geld gekommen bin, werde ich meinen Eltern einen Teil davon schicken, um sie zu unterstützen."
„Das ist sehr edel von Ihnen." Reina war ehrlich von seiner Anständigkeit und seiner Entschlossenheit, den Eltern zu helfen, beeindruckt. Sie wusste natürlich nicht, ob er je Gold finden werde, hoffte jedoch, er möge irgendwie, wenn er in Kalifornien war, sein Glück machen.
Nach diesem Lob schien Mr. Webster sich vor Stolz in die Brust zu werfen, und Clay vermochte seine Verstimmung kaum noch zu verhehlen. Es ärgerte ihn, dass sie den jungen Mann als eine Art Märchenprinzen hinstellte. Noch mehr störte es ihn, dass Mr. Webster sich jetzt dafür zu halten schien. Er schien förmlich jedes Wort aufzusaugen, das sie äußerte, und schaute sie mit verklärtem Blick an. Und Miss Alvarez, die in den Augen der anderen Clays Frau war, genoss jede Minute dieses Gehabes und entmutigte Mr. Webster in keiner Weise. Clays Zorn wuchs in Unermessliche, weil sie ihn in der Öffentlichkeit zum Narren machte. Sobald sich ihm die Möglichkeit bot, sie aus dem Speisesaal zu bringen, würde er sie hinauszerren und ihr gehörig die Meinung sagen.
„Ich habe Männer stets beneidet", sagte sie ehrlich.
„Wieso?" wollte Michael wissen.
„Nun, Sie wollten sich eine große Chance verschaffen und nach Kalifornien reisen.
Und das tun Sie jetzt. Das ist aufregend. Es steht Ihnen frei zu tun, was Sie wollen.
Aber nehmen Sie zum Beispiel mich und meinen Mann. Unser Leben ist ziemlich langweilig und sehr eingeschränkt. Es hat wenig Aufregendes zu bieten", antwortete Reina, im Stillen sehr amüsiert.
Nach dieser versteckten Kränkung versteifte sich Clay. „Ich wusste nicht, dass du so großen Wert auf Aufregungen legst, Liebling." Reina schaute ihn an und sah in seinem Blick eine unausgesprochene Drohung.
„Jede Frau möchte etwas Aufregendes erleben. Sie sehnt sie auch danach, die Macht zu haben, eigene Entscheidungen treffen zu können", erwiderte sie betont und hielt seinem Blick stand.
„Das begreife ich nicht", warf Michael sehr verwirrt ein. „Ich dachte, Frauen wollten beschützt und umhegt werden."
Beinahe hätte Reina laut aufgestöhnt. Sie dachte daran, dass ihr Vater ihr immer wieder gesagt hatte, er würde für sie sorgen und darauf achten, dass sie beschützt wurde. Er hatte gelogen. Sie war seinem autoritären Machtanspruch gegenüber hilflos gewesen.
„In gewissem Maße trifft das zu", begann sie. „Aber Frauen möchten über ihr Schicksal mitbestimmen. Uns fragt jedoch nie jemand nach unserer Meinung, manchmal werden nicht einmal bei Dingen zurate gezogen, die uns direkt betreffen.
Sie sehen also, dass wir nicht so wie Männer die Freiheit der
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