033
Entscheidung haben.
Zuerst werden wir von unseren Vätern dominiert, die uns in den Dingen, die uns und unser Wohlergehen betreffen, absolut keine Wahl lassen. Dann, wenn wir verheiratet sind, werden wir gezwungen, uns ganz den Wünschen unserer Ehemänner zu fügen, ganz gleich, was man von uns verlangt."
Clay reagierte sehr verärgert und verengte gefährlich die Augen, während er Miss Alvarez' Hand ergriff, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Er lächelte, aber es war ein kaltes Lächeln.
„Liebling, du vermittelst dem Kapitän und Mr. Webster einen völlig falschen Eindruck", wandte er in sanftem, seine Stimmung gründlich verleugnendem Ton ein.
„So stehen die Dinge nicht zwischen dir und mir. Gewalt hat in unserer Beziehung noch nie eine Rolle gespielt." Noch nicht, fügte er im Stillen hinzu. Dann fuhr er in scherzhaft klingendem Ton fort: „Aber da ich nun weiß, wie du denkst, verspreche ich dir, von nun an über alles mit dir zu reden, auch darüber, welchem meiner Wünsche du dich
nicht fügen willst." Er warf Miss Alvarez einen wissenden Blick zu. „Ich habe jedoch nicht gewusst, dass du, was dieses Thema angeht, so schüchtern bist."
Vor Verlegenheit fühlte sie die Hitze ins Gesicht steigen und fragte sich, wie Mr.
Cordeil so etwas hatte äußern können. In wachsender Wut begriff sie jedoch, warum er das zu sagen gewagt hatte. Er hatte sie in eine Falle gelockt und war sich dessen bewusst. Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt, konnte das indes nicht tun.
Doch eines Tages würde sie ihm das heimzahlen. Eines Tages würde er das büßen.
Da Michael sah, wie unbehaglich ihr zu Mute war, tat sie ihm Leid. Er wünschte sich, ihr in irgendeiner Weise beistehen zu können, wusste jedoch, dass er nicht das Recht hatte, etwas zu sagen. Er fragte sich, warum sie Mr. Cordeil überhaupt geheiratet hatte.
„Es überrascht mich wirklich, Reina, dass du so denkst", fuhr Clay beinahe gelassen fort. Er hatte den Vorwand zum Verlassen des Speisesaals gefunden und gedachte, darauf zurückzugreifen. „Vielleicht sollten wir, wenn wir weiterhin so glücklich verheiratet sein wollen, ausführlicher über dieses spezifische Thema reden, meine liebe Gattin, und zwar privat."
Er stand auf, und Reina unterdrückte eine Unmutsäußerung, als er sie auf die Füße zog.
„Kapitän, Mr. Webster, bitte, entschuldigen Sie uns", sagte er kühl.
„Selbstverständlich, Mr. Cordell", erwiderte Mr. Gibson. Sein Blick war voller Bewunderung für ihn. Er hatte sich die ganze Zeit hindurch gefragt, wie lange Mr.
Cordell das ungewöhnliche Interesse seiner Gattin an Mr. Webster hinnehmen würde. Nun stellte er erfreut fest, dass Mr. Cordell ihm wesensmäßig sehr ähnlich war. Mr. Cordell war ein Mann der alten Schule, der glaubte, dass Frauen eine harte Hand brauchten, damit sie nicht aus der Reihe tanzten. Der Kapitän war davon überzeugt, dass die Cordells eine lange, gute und glückliche Ehe führen würden.
„Gute Nacht, Mrs. Cordell", sagte Michael leise. Es tat ihm Leid, dass der Abend so schnell zu Ende war.
„Gute Nacht, Michael. Vielleicht sehe ich Sie morgen an Deck."
„Das wäre wundervoll." Sogleich erhellte sich Michaels Miene.
„Vielen Dank für das Essen, Kapitän Gibson. Es war köstlich", wandte Reina sich freundlich an ihn.
„Vielen Dank, Madam."
„Meine Herren." Clay nickte ihnen kurz zu und führte Miss Alvarez aus dem Speisesaal.
In straffer, würdevoller Haltung ging sie neben ihm aus dem Raum in den Gang.
Hocherhobenen Hauptes folgte sie ihm, obwohl er sie so gut wie zur Kabine zerrte.
Sein Griff um ihren Arm war beinahe schmerzhaft. Sie war indes nicht gewillt, ihm zu zeigen, dass er ihr wehtat. Dafür hatte sie zu viel Stolz.
Vor der Kabine blieb Clay stehen, machte die Tür auf und trat beiseite, um Miss Alvarez den Vortritt zu lassen. Da sie keine Anstalten machte, an ihm vorbeizugehen, reizte sie ihn noch mehr.
„Gehen Sie hinein!" befahl er in gefährlich leisem Ton.
Sie war wütend, reckte das Kinn und betrat die Kabine. Clay folgte ihr und sah sie Licht machen. Sobald die Tür zugefallen war, wirbelte sie herum und griff ihn an, noch ehe er etwas hatte äußern können: „Wie konnten Sie sich unterstehen, Mr.
Cordeil!"
„Seien Sie still, Miss Alvarez, denn sonst vergesse ich mich!" erwiderte er in unheilvollem Ton.
„Wie konnten Sie mich derart in Verlegenheit bringen?" Reinas Blick sprühte Feuer.
„Wie konnten Sie vor Mr. Webster solche Dinge
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