Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0330 - Der Seelenwächter

0330 - Der Seelenwächter

Titel: 0330 - Der Seelenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
Professor Zamorra schwieg. Er erkannte, daß Asmodis mit aller Umsicht vorging. Es war kaum anzunehmen, daß er irgendwelche Tricks versuchte. Die Scheol war auch für ihn gefährlich. Aber dennoch durfte man den Teufel niemals unterschätzen.
    »Mephistopheles folgte dem Doktor Faust, wenn er unerkannt sein wollte, in Gestalt eines schwarzen Pudels!« erklärte Asmodis. »Der Körper eines Hundes ist gut geeignet für viele Arten von Aktionen. Allerdings werde ich mir etwas einfallen lassen müssen. Ich will die Gestalt 29 so anpassen, daß sie in der Vorhölle nicht gerade wie ein Fremdkörper wirkt.«
    »Eine Art schiefgedackelten Windhund!« versuchte Carsten Möbius einen Scherz.
    »Binde mir das Gerät um den Hals – dann weißt du es!« knurrte Sid Amos. Professor Zamorra nahm das Gerät, um die Sache abzukürzen, und schlang die ungefähr faustgroße Anlage mit der dünnen, unzerbrechlichen.
    Antenne um den Hals des Teufels in der Gestalt eines Menschen.
    Dann trat er schnell zurück und zog auch Carsten Möbius aus dem näheren Bereich von Sid Amos. Manche Verwandlungen von Dämonen waren nicht ungefährlich, wenn man keinen Abstand wahrte.
    Die Gestalt des Asmodis schien plötzlich wie ein Stück Eisen im Feuer der Esse zu glühen. Erst rot, dann gelb und schließlich in grellem Weiß.
    Dabei wurde der menschliche Körper transparent und schien im Nichts zu vergehen. Nur das Transfunk-Gerät blieb von dieser Verwandlung unberührt.
    Allmählich wurde aus dem gleißenden Licht, in dem nur noch schwach die Konturen des »Menschen Sid Amos« zu erkennen waren, ein weißlich wabernder Nebel, der wie ein undurchdringlicher Schleier auf und ab wogte.
    Ein seltsames Grollen war daraus zu vernehmen. Es klang wie das Fauchen eines gereizten Tigers vermischt mit dem drohenden Knurren eines Bergwolfes, bevor er sich auf seine Beute stürzt.
    Langsam sank die weiße Substanz zusammen und gab den Blick frei auf eine abscheuliche Mutation, deren Gestalt nur dem Gedanken eines Dämons entsprungen sein konnte.
    Der Körper war ungefähr wie der einer deutschen Dogge. Er war schlank und sehnig gebaut. Die Vorder- und Hinterläufe waren stark ausgeprägt und die Tatzen erinnerten an die Pranken eines Pumas. Die Krallen konnten zu gefährlichen Waffen werden. Das Wesen war braun gefärbt, hatte jedoch am ganzen Körper seltsame, blaue Punkte in verschiedenen Größen, die vom Schädel mit zum spitz zulaufenden Schwanz den Körper in einem abstrakten Muster zierten.
    Der Schädel war die Synthese eines Schäferhundes mit einem Leoparden.
    Ohren und Schädelform waren von der Großkatze – die spitze Schnauze und der Rachen jedoch erinnerten mit dem dolchartigen Gebiß an einen Wolfshund.
    Wie zum Hohn hatte das Biest dunkle Augen mit dem treusten Dackelblick, den Professor Zamorra kannte. Um den Hals war das Transfunk-Gerät gebunden.
    »Nun, wie gefällt euch meine Verkleidung?« klang die normale Stimme des Asmodis aus dem Rachen. Diese Stimme setzte der Überraschung die Krone auf.
    »Helau!« krächzte Carsten Möbius. »Auf jedem Kostümball hättest du den ersten Preis! Ist das jetzt die Alternative zu Lassy, dem Fernsehhund?«
    Asmodis knurrte etwas, das nicht gerade freundlich klang.
    »Ich denke, die Aktion kann jetzt anrollen, Asmodis!« schaltete sich Professor Zamorra ein. »Ab jetzt müssen wir uns auf dich und dein Wissen verlassen!«
    »Dann tretet neben mich und haltet Körperkontakt,« befahl Asmodis.
    »Nur so gelingt uns der Sprung hinab an die Grenze der Scheol. Komm schön bei Fuß, Menschlein!« erklärte er, zu Carsten Möbius gewandt. Mit zusammengepreßten Lippen folgte der Millionenerbe der Aufforderung. Was bildete sich der Teufel eigentlich ein? Bissige Sprüche waren doch eigentlich seine Angelegenheit.
    Im nächsten Moment verschwamm alles. Für den Bruchteil eines Herzschlages schien es, als ob sie durch das ewige Nichts geschleudert wurden.
    Das was sie vorfanden, war eine Ödwelt, in der nichts so war, wie sie es schon einmal gesehen hatten…
    ***
    Sordales, der Wächter der Seelen, wurde aufmerksam.
    Aus dem Nichts erschienen drei Gestalten, die langsam auf ihn zuschritten.
    Oder waren sie lange gewandert? Oder schwebten sie?
    Hier in diesen Gefilden verwischten sich die Konturen der Realitäten.
    Nur einige Dinge waren erkennbar und irgendwie dem ähnlich, was Menschen kennen, was sie lieben, hassen oder fürchten. Doch hier an der Grenze zur Scheol verzerrten sich natürliche

Weitere Kostenlose Bücher