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0330 - Die lebende Legende

0330 - Die lebende Legende

Titel: 0330 - Die lebende Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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meiner Honda griff und sie hochhob, als wäre sie nur mehr ein Spielzeug.
    Meine Augen wurden groß, als das Motorrad wie ein tödliches Wurfgeschoß auf mich zuflog…
    Die Maschine traf mich zwar nicht voll, ich sah sie noch als Schatten und bekam einen Schlag gegen den Kopf, der mich aus vollem Lauf von den Beinen riß.
    Der Blitz hatte mich erwischt. Irgendwie bekam ich sogar noch mit, daß ich mich während des Falls überschlug, dann prallte ich auf den Boden, hörte abermals die gutturalen Laute und wußte, daß die anderen in meiner Nähe waren.
    Der Boden um mich herum schwankte. Ich fühlte mich auf Wellen liegend. Irgend etwas strahlte in meinen Schädel, füllte ihn aus, dann kam der Blackout.
    Ja, ich war bewußtlos. Wie lange, das wußte ich nicht, auf eine Uhr hatte ich nicht geschaut. Als ich erwachte, da leuchteten noch immer die Sterne über mir, aber sie waren blasser geworden. Auch der Mond stand an einer anderen Stelle. Ich fror, denn über dem Wasser und auch in meiner Nähe befanden sich dünne, feuchte Nebelschwaden, die wie Tücher wirkten.
    Es war der Nebel, der sich stets in den Morgenstunden bildete und sich besonders an der Golden Gate und in deren Umgebung konzentrierte.
    Ich lag nicht mehr im Sand, sondern im Staub. Auf meinen Lippen schmeckte ich ihn, er klebte in meinem Gesicht, er brannte in den Augen, und es fiel mir nicht leicht, mich auf die Knie zu stemmen.
    Gedanken spürte ich kaum. In meinem Schädel schien eine gewisse Leere zu lauern. Sie mußte erst überwunden werden, bevor es mir gelang, mich wieder so zu bewegen, wie es nötig war.
    Ich hörte das Rauschen des Wassers. Das Meer war mein Begleiter.
    In Freude und in Trauer.
    Das Meer, der Strand – Helen!
    Plötzlich war der Gedanke da. Ich wußte wieder, weshalb ich hier eigentlich lag. Ich hatte Helen befreien wollen, war ihr nachgerannt, hatte die Gestalten gesehen und das Grauen gespürt.
    Mein Blick traf die Maschine.
    Sie lag neben mir.
    Ob sie zerstört war, konnte ich nicht sagen, es war mir auch egal.
    Für mich zählte, daß ich es nicht geschafft hatte und die anderen stärker gewesen waren.
    Es war ihnen sogar gelungen, ein Motorrad auf mich zu schleudern.
    Was mußten sie nur für Kräfte besitzen, wenn sie so etwas schafften!
    Erst jetzt merkte ich, daß meine linke Gesichtshälfte feucht war.
    Bestimmt nicht vom Wasser. Ich hob den Arm, faßte nach und spürte die klebrige Flüssigkeit. Als ich meine Hand zurücknahm und auf die Fingerkuppen schaute, sah ich die dunkle Flüssigkeit, die sie benetzt hatte.
    Blut…
    Was interessierte mich das! Überhaupt nicht. Eine andere Person war wichtiger.
    Ich spürte meine Schwäche, aber auch die Kraft. Meine Lehrmeister hatten mich trainiert, sie waren in der Lage gewesen, mir die Kraft zu geben, die mir half, die Schwäche zu überwinden.
    Und sie mobilisierte ich.
    Ich kam auf die Füße.
    Meine Beine zitterten, als würde jemand mit der Handkante in meine Kniekehlen schlagen. Auf meinem Gesicht lag der kalte Schweiß. Ich spürte ihn ebenfalls auf der Oberlippe. Als ich darüber leckte, schmeckte ich das Salz.
    Torkelnd setzte ich mich in Bewegung. Die Baumgruppe kam mir so unheimlich vor, so fremd, anders. Wie ein Gruß aus einer schlimmen Gespensterwelt.
    Ein Ort des Todes…
    Dennoch ging ich auf sie zu, denn dort hatte ich etwas gesehen.
    Unter den Zweigen und Ästen, die ein natürliches Dach bildeten, lag etwas. Es sah aus wie ein Körper.
    Ich ging näher.
    Der Boden schwankte, die Bäume tanzten. Ihre Arme schienen aus Gummi zu bestehen, die sich reckten und nach mir greifen wollten, um mich zu umfangen, damit ich schneller an mein Ziel gelangen konnte.
    Ich stöhnte und sprach mit mir selbst. Ich dachte daran, was man mich gelehrt hatte und versuchte, meine Gefühle zu unterdrücken und mich nur mehr auf das eine zu konzentrieren.
    Das war die Gestalt.
    Zunächst sah ich ihre Füße. Lagen sie verdreht oder normal? Ich war nicht fähig, dies aufzunehmen, denn ich hatte etwas anderes gesehen.
    Ein heller Fleck schimmerte in einer Astgabel.
    Ein Gesicht.
    Helens Gesicht.
    Sie schaute mich von dem Baum herab an. Ihre Züge waren seltsam starr und unbeweglich, die Augen weit geöffnet, der Mund ebenfalls.
    Ich blieb stehen, starrte zum Baum hoch und brauchte einige Zeit, um zu begreifen, daß mich von dort der Kopf anstarrte.
    Und nur der Kopf, denn der Körper lag woanders!
    ***
    Noch nie im Leben habe ich so geschrien wie in diesen schrecklichen

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