0330 - Die lebende Legende
brachten dich also auf unsere Spur.«
»Genau das war es. Ich kam nach London und suchte euch. Eigentlich hatte ich vorgehabt, meinen Rachefeldzug allein durchzuführen, das war nun nicht mehr möglich, wenn ich näher darüber nachdachte. Ich mußte mich auf Menschen verlassen, die ebenfalls gegen Shimada standen. Ich traf in England ein und fand euch nicht. Ich erfuhr, daß ihr am Flughafen sein werdet und wollte euch dort abpassen.«
»Wo du mir das Leben rettetest«, vervollständigte ich.
»Vielleicht.«
»Nur nicht so bescheiden. Du hast mir das Leben gerettet.«
»Und mir später möglicherweise auch«, erklärte Suko. »Als wir uns auf der Bühne befanden.«
»Ja, das alles hat seine Richtigkeit. Es bringt uns nur keinen Schritt weiter. Ich hätte gern früher mit euch gesprochen, was leider nicht möglich war. Jetzt müssen wir uns beeilen.«
Nach seinen Worten entstand eine kurze Pause. Wir alle drei dachten nach, und ich kam zu dem Entschluß, daß wir versuchen mußten, Shimada zu reizen, damit er sich zeigte und sein Versteck verließ. Alles andere konnten wir uns sparen.
»Kann ich denn hoffen?« fragte Yakup. Seine Stimme zitterte dabei.
»Worauf?«
»Daß ihr an meiner Seite bleibt.«
Suko und ich blickten uns an. Beide lächelten wir, bevor wir nickten.
»Darauf kannst du dich verlassen, Yakup«, erwiderte mein Freund. »Wir drei werden Shimada aus seinem Versteck hervorlocken und ihn…«
Ich unterbrach Suko. »Wenn wir wüßten, was er vorhat, wäre mir viel wohler.«
Da konnte mir Suko keine Antwort geben. Auch unser Freund Yakup mußte passen.
»Hast du keine Idee?« hakte ich noch einmal nach.
»Nein, ich weiß zu wenig über ihn.«
»Und deine Lehrmeister?«
»Die könnten wir vielleicht fragen. Aber…« Er hob die Schultern.
Viele Chancen gab er dem Vorschlag auch nicht.
»Ob Shimada etwas mit Shao zu tun hat?« murmelte Suko.
»Vielleicht könnten wir sie mitnehmen?«
Ich schaute meinen Freund an. »Bist du dir der Gefahr bewußt?«
»Natürlich. Shao hat Kontakt zur Sonnengöttin. Wir haben es in Hongkong erlebt. Vielleicht…«
»Ich bin dagegen«, sagte ich hart. »Auf keinen Fall ziehen wir Shao mit hinein, Wir werden allein nach Frisco fliegen. Ich finde, daß dies besser ist. Shimada ist nicht allein. Möglicherweise hat er neue, untote Ninja gefunden. Er verfolgt einen Plan, und irgendwann müssen diese Gestalten mal auftauchen und von Zeugen gesehen werden. Oder ist bisher schon etwas bekannt?« wandte ich mich an Yakup.
»Nein, ich las nichts in der Presse.«
»So etwas kann man auch geheimhalten«, erklärte Suko.
»Das stimmt«, gab ich ihm recht. »Man müßte mit der zuständigen Polizei Kontakt aufnehmen.«
Suko lachte. »Glaubst du an Märchen, John? Ich nicht. Die werden uns nicht helfen.«
»Dann also auf eigene Faust.«
»Oder mit meinen Vettern als Helfer.« Suko grinste von Ohrläppchen zu Ohrläppchen.
Natürlich, seine Vettern. Sie lebten auf der gesamten Welt verteilt.
Irgendwo hatte Suko immer Bekannte, auf die er sich verlassen konnte.
Besonders in San Francisco mit seinem riesigen Chinesenviertel.
Früher hatte ich über die Bemerkungen gelacht. Das tat ich heute nicht mehr. Sukos »Vettern« hatten uns schon so manches Mal aus der Klemme geholfen.
»Dann seid ihr dabei?« fragte Yakup.
»Und wie«, erklärten Suko und ich übereinstimmend. »Wir können dich doch nicht allein lassen.«
»Das finde ich toll.« Er schaute auf seine Uhr. »Wann können wir starten?«
Ich stand auf und winkte ab. »So einfach geht das nicht. Ich muß mich erst bei unserem Chef erkundigen, ob wir die Erlaubnis bekommen. Frisco ist nicht Manchester.«
Superintendent Sir James Powell hatte schon auf meinen Anruf gewartet, wie er mir glaubhaft versicherte. Als ich mit dem Reiseziel herausrückte, da stutzte er für einen Moment.
»Muß es tatsächlich San Francisco sein, John?«
»Mir wäre eine andere Stadt auch lieber. Aber es ist möglich, daß Shimada und seine Helfer dort schon in Erscheinung getreten sind. Können Sie vielleicht etwas herausbekommen? Ich meine, Sie haben doch zu jeder Polizei Ihre Beziehungen.«
»Nun übertreiben Sie mal nicht. Ich werde es dennoch versuchen. Bleiben Sie zunächst in der Wohnung.«
»Okay, Sir.«
Als ich aufgelegt und mich umgedreht hatte, winkte ich Yakup Yalcinkaya zunächst einmal beruhigend zu. »Ich habe zwar nicht das direkte Okay bekommen, aber soviel ich weiß, wird dieser Flug genehmigt.«
»Das
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