0331 - Aufstand der Menschheit
sich zu ihm hinab. Manor starrte ihn mit angstgeweiteten Augen an. Er preßte sich so dicht an den Boden, als wollte er sich darin verkriechen. Anrath streckte die Hand aus und berührte Manor an der Stirn.
Sofort wurde der Maler ruhig. Die Verkrampfung löste sich aus seinem Körper. Sein Atem ging nicht mehr stoßweise.
„Verstehen Sie nicht, daß ich Perry Rhodan sein muß?" flüsterte Anrath eindringlich. „Ihre Vermutung, daß ich ein Doppelgänger bin, ist richtig, aber ich bin kein Verbrecher, der die Menschheit ins Verderben führen will."
Die Angst wich aus den dunklen Augen Manors. Anrath fühlte, wie eine Hand des Sektenführers nach der seinen griff und sie umklammerte. Für ein paar Sekunden schienen die beiden Männer allein auf den Steilfelsen zu sein, abgekapselt in einer Welt beiderseitigen Verstehens. Die Erleichterung gab Anrath neue Kraft. Er machte sich von Manor los und stand auf. Entschlossen trat er an das Mikrophon.
Er deutete auf Croton Manor.
„Dieser Mann ist ehrlich und rechtschaffen!" rief er den Versammelten zu. „Was er sagte, war seiner Überzeugung nach die Wahrheit. Croton Manor konnte nicht wissen daß er verbrecherischen Elementen als Werkzeug diente."
Es blieb still. Anraths Worte erzeugten keine Reaktion. Die Zuschauer waren unentschlossen. Anrath warf einen kurzen Blick zu Grichert hinüber. Der Administrator hatte den Kopf gesenkt, wie ein wütender Stier, der zum Angriff übergehen wollte. Doch auf seinem Gesicht lag Überraschung. Er schien zu ahnen, daß er zum zweitenmal eine Niederlage erleiden würde, wenn Rhodans Doppelgänger die Zuhörer Manors überzeugen konnte.
„Sie alle wissen, daß ich viele Gegner habe", sagte Anrath gelassen. „Männer wie Gwydlin Grichert würden nicht davor zurückschrecken, auf der Erde ein Chaos auszulösen, um an die Macht zu kommen. Und dies zu einem Zeitpunkt, da wir von einem übermächtigen Gegner bedroht werden.
Soeben habe ich Croton Manor davon überzeugt, daß ich nicht der Betrüger bin, für den er mich gehalten hat."
Der UB hatte sich inzwischen aufgerichtet. Anrath machte das Mikrophon frei, um ihn sprechen zu lassen. Manor schüttelte jedoch den Kopf. Er war von den Ereignissen so überwältigt, daß er erst seine Selbstsicherheit zurückgewinnen mußte.
„Ich habe nicht früher eingegriffen, weil im Solaren Imperium jeder das Recht hat, seine Meinung zu verbreiten", sagte Anrath, als er erneut zum Mikrophon ging. „Als jedoch offensichtlich wurde, daß Croton Manor von Gegnern der Erde ausgenutzt wurde, kam ich hierher, um nach dem Rechten zu sehen. Sie alle wissen, daß Mr. Manor über ungewöhnliche Fähigkeiten verfügt. Er hätte sofort festgestellt, wenn ich der Betrüger wäre, für den er mich die ganze Zeit über gehalten hat."
Heiko Anrath wandte sich mit einem Ruck ab und ging auf den Gleiter zu. Mehr konnte er im Augenblick nicht tun. Hinter sich ließ er zwei reglose Gestalten zurück: Gwydlin Grichert und Croton Manor.
Bevor Heiko Anrath den Gleiter jedoch erreichte, kam es zu jenem Zwischenfall, der die Welt erschütterte.
6.
Die Fernsehübertragung zeigte einen kreisrunden Ausschnitt des Plateaus. Setereyns deutete auf den kleinen Punkt, der ein Mensch war und sagte: „Das ist er Caarn."
Caarn ließ seine Blicke vom Bildschirm zum Kontrollschirm gleiten. Er war ein großer dicker Mann mit aufgedunsenem Gesicht. Unter seinen Augen hingen schwere Tränensäcke. Seine Unterlippe war nach vorn gestülpt, so daß sein Profil an einen hungrigen Raubfisch erinnerte. Caarn war ein Mann, der gelernt hatte, seine Gefühle zu kontrollieren. Nur diesem Umstand verdankte er es, daß er bereits seit zehn Jahren Verbindungsmann der mächtigen Condos Vasac auf der Erde war. Nur wenige Unterführer genossen wie er das vollkommene Vertrauen der wichtigsten Persönlichkeiten dieses kosmischen Syndikats.
Caarn machte eine nachlässige Geste; „Sie können die Ortungsgeräte wieder ausschalten, Setereyns", sagte er. „Ich wollte mich nur überzeugen, daß uns Terra-Television eine Direktübertragung liefert."
Setereyns gab sich keine Mühe, die Ungeduld zu unterdrücken, die ihn seit ein paar Minuten beherrschte.
„Greifen wir jetzt ein?"
Caarn blickte in den hinteren Raum der kleinen Raumjacht. Dort standen vier Männer in Uniform der Solaren Abwehr. Caarn hatte sie persönlich ausgesucht. Sie konnten es sich nicht erlauben, einen Fehler zu machen, denn das würde ihr Leben kosten.
Caarn
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