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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sarah Goldwyn betrachtete ihre Mitreisenden aus völlig anderen Augen.
    Sie hatten alle getrunken. Lady Sarah erinnerte sich genau, wie das Zeug zuerst den Mund ausgespült hatte und dann durch die Kehle geronnen war. So dick, so zäh wie Sirup. Dazu mit einem süßlichen Geschmack versehen, der dem des Blutes nicht unähnlich war.
    Ob sie Blut getrunken hatte, war ihr jetzt egal. Sie hatte sich daran gewöhnt.
    Ab dann hatte es für alle nur T.C. Markham gegeben. Sie hatten seine veränderte Stimme gehört. Jedes Wort, das er zu ihnen sagte, klang wie ein Glockenschlag. So hallend und gleichzeitig auch fordernd und befehlend. Er war der Mann, dem sie gehorchen mußten. Und sie gehorchten gern.
    Auch Sarah Goldwyn.
    Die Wirkung des Tranks hatte sie in einen Rauschzustand versetzt.
    Zu Beginn hatte sie das Gefühl gehabt, gar nicht mehr mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen, sondern über ihm zu schweben.
    Sie erinnerte sich daran, wie sie unter Markhams Leitung auf den Bus zugegangen waren. Schritte und Körper hatten dabei einen federnden Gleichklang gebildet. Alle waren durch den Garten und durch die Natur geschwebt, ohne von irgendwelchen Zeugen gesehen zu werden.
    Dann waren sie eingestiegen.
    Der Bus war ihnen wie eine kleine Insel vorgekommen, auf der sie sich wohl fühlten. Ohne daß jemand dazu einen Befehl gegeben hatte, nahmen sie auf denselben Sitzen Platz wie auf der Einfahrt.
    Dort hockten sie dann und warteten darauf, daß Markham abfuhr.
    Das geschah sehr schnell, denn der Mann hatte es eilig. Auf der Fahrt, und daran erinnerte sich Lady Sarah, war es dann zum erstenmal über sie gekommen.
    Sie entwickelte Haßgefühle!
    So etwas hatte sie noch nie mit dieser Deutlichkeit erlebt. Zwar haßte sie die dämonische Brut, aber die neuen Gefühle richteten sich gegen ihre Mitreisenden.
    Sie stellte plötzlich fest, daß sie die ihr schräg gegenüber sitzende Rita haßte. So sehr, daß sie sich deren Tod wünschte. Lady Sarah hütete sich, davon ein Wort verlauten zu lassen. Nur als Rita den Kopf drehte und sich die Blicke der beiden Frauen trafen, merkte die Horror-Oma, daß Rita von den gleichen Gefühlen geleitet wurde.
    Auch sie sah Lady Sarah so seltsam an. So kalt, so haßerfüllt und ohne Erbarmen.
    Bei den anderen war es ebenso.
    Das Ehepaar Betty und Kenneth sprach darüber. Sie, die so harmlos und normal gewesen waren, redeten offen über den Haß, die Vernichtung und den Tod des anderen.
    Zu einer Eskalation kam es nicht. In dem fahrenden Bus herrschte eine trügerische Ruhe, die dem Pulverfaß glich, an dem schon die Lunte brannte.
    Ihr Ziel lag in einem kleinen Park. Ein etwas verschnörkeltes Gebäude, zu vergleichen mit einem kleinen Landhaus, dem T.C.
    Markham den Namen House of Horror gegeben hatte.
    Und nun befanden sich die Reisenden dort.
    Es war die seltsame Atmosphäre, die alle sofort spürten. Die kahlen Wände, die langen Gänge, die flüsternden Stimmen, die nicht von ihnen stammten, sondern von denjenigen, die das House of Horror geisterhaft bewohnten, und sie ließen sich von Markham führen.
    Ein langer Gang teilte das Haus praktisch in zwei Hälften auf.
    Markham ging vor, während sich die Besucher in einer Reihe angeschlossen hatten.
    Clive und Patrick, die beiden Freunde, hielten sich dicht hinter ihm.
    Auch sie wirkten nicht mehr so locker, sie waren gespannt. Wenn sie sich anschauten, hatten sich die Blicke verändert. Wesentlich böser und kälter waren sie geworden.
    Auch zwischen ihnen schwebte der Haß.
    Den beiden folgte Rita. Ihr Gang war ein anderer geworden.
    Aufreizend, beinahe provozierend. Sie schwenkte die Hüften, das lange Haar wippte bei jedem Schritt auf und nieder, und Lady Sarah schaute direkt auf den Rücken der vor ihr gehenden Frau.
    Betty und Kenneth hatten sich Lady Sarah angeschlossen. Manchmal wurde die Horror-Oma sogar von ihnen in die Mitte genommen und aus kalten Augen angeschaut.
    Hin und wieder zuckte um die Lippen der beiden ein böses, gleichzeitig wissendes Lächeln, sie sagten dabei nichts, bis Sarah Goldwyn fragte: »Was habt ihr?«
    »Wir suchen noch!« wisperte Kenneth.
    »Und wonach.«
    »Nach deinem Tod.« Er lachte meckernd.
    Sarah Goldwyn zeigte sich davon unbeeindruckt. »Das gleiche gebe ich zurück. Auch ich werde euch killen.«
    »Vergeßt mich nicht«, meinte Rita und schwenkte ihre Tasche.
    »Ich habe eine Pistole bei mir. Dabei überlege ich nur noch, wen ich zuerst umbringen soll.«
    »Schieß doch den beiden vor dir in

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