0332 - Die Pest aus den Slums
ebenfalls aus Holz errichtete und mit Teerpappe gedeckte Werkstatt und auch einen Teil des Holzzaunes erfaßt.
Die Brandstifter mußten das Benzin kanisterweise ausgeschüttet haben, und sie hatten offensichtlich auch Petroleum und Öl dazwischengemischt, das länger brennt. Einzig das Steinhaus, in dem die Wohnung und die Büros lagen, hatte noch kein Feuer gefangen.
Die Flammen brausten wie eine Orgel. Mit scharfem Knacken zerbarsten die Gläser im Lager und in der Werkstatt.
Ich hoffte, daß ich mit den Duchmans die Feuerfalle verlassen konnte, sobald das Benzin und Petroleum auf dem Hof verbrannt war. Auf dem Hof fanden die Flammen sonst keine Nahrung.
Ein peitschender Knall übertönte das Brausen des Feuers. Ich fühlte den heißen, unverkennbaren Luftzug einer Kugel, die weniger als eine Handbreit an meinem Kopf vorbeizischte.
Ich ließ mich fallen. Die zweite Kugel schlug in die Fensterbrüstung und riß Splitter aus dem Holz des Fensterrahmens.
Ich rollte mich vom Fenster weg, sprang auf.
»Ich sorge dafür, daß Sie herausgeholt werden!« schrie ich den Duchmans zu. »Unternehmen Sie selbst nichts!«
In drei Riesensätzen sauste ich die Treppe hinunter, stieß die Haustür auf.
Die Hitze, die die Flammen ausstrahlten, schlug mir wie eine harte Welle entgegen.
Ich holte Luft, zog den Kopf ein und rannte in die Flammenwand hinein. Das war nicht so verrückt, wie Sie vielleicht glauben. Das Feuer auf dem Hof begann bereits kleiner zu werden, und ich suchte mir eine Stelle aus, von der ich wußte, daß der Bretterzaun dahinter noch intakt war.
Ich war nur ein wenig angesengt. Ich hoch und ließ mich auf der anderen Seite herunterfallen.
Ich war nur ein wenig angesengt. Ich wälzte mich über das Pflaster, um das Feuer an meinen glimmenden Kleidern zu ersticken. Ein paar Leute liefen herbei und schlugen auf mir herum wie auf einem Mehlsack, aber in bester Absicht.
Ich schob die Leute zurück. Ich wollte den Kerl erwischen, der versucht hatte, mir eine Kugel zu verpassen. Es war klar, daß er es von einem Fenster der gegenüberliegenden Häuser aus probiert hatte, aber die Häuser hatten sechs oder sieben Dutzend Fenster.
Ich rannte auf das Haus zu, das dem Gelände der Spiegelfabrik genau gegenüberlag. Im Eingang prallte ich mit einem Mann zusammen.
Ich griff mir den Burschen.
»Was… wollen… Sie… von mir?« stammelte er.
Ich drehte ihn so, daß ich sein Gesicht im Feuerschein erkennen konnte.
Er war ein schmaler, spitznasiger Mann, dem deutlich anzusehen war, daß er vor fünf Minuten noch im Bett gelegen hatte.
Ich ließ ihn los und entschuldigte mich. Andere Bewohner des Hauses drängten die Treppe hinunter. Das Feuer hatte sie aus dem Schlaf geschreckt, und nun trieb sie die Neugier.
Ich kämpfte mich gegen den Strom die Treppen hoch, stieß hier eine Tür auf, spähte dort in ein Zimmer hinein, aber ich erkannte schnell, daß es sinnlos war, auf diese Weise nach dem Mordschützen zu suchen.
In der dritten Etage gab ich auf. Ich betrat irgendeinen Raum, an dessen Fenster zwei Frauen und einige neugierige Kinder standen.
»Machen Sie bitte Platz!« sagte ich höflich. »Ich bin Polizeibeamter und möchte einen Blick hinauswerfen.«
Von diesem Fenster aus konnte ich in Duchmans Gelände hineinblicken. Das Feuer auf dem Hof war zusammengefallen, aber die Lagerschuppen und die Werkstatt brannten lichterloh. Die Flammen züngelten nach dem Steinhaus hinüber. Weil die Teerpappe der Dächer Feuer gefangen hatte, wälzten sich schwarze Qualmwolken über das Grundstück.
»Warum kommt die Feuerwehr nicht?« knirschte ich.
Eine der Frauen rief:
»Wenn sie überhaupt alarmiert wurde!«
Ich starrte sie einen Augenblick an.
Ich begriff. So gut wie jeder Bewohner des Hunts-Point-Bezirkes wußtg diese Frau, daß Lofton Duchman auf der »Liste« stand, und wahrscheinlich wagte es niemand, etwas zu unternehmen, was als Hilfe für Duchman ausgelegt werden konnte.
»Telefon?«
»Hier im Haus gibt’s keins! Das nächste ist in der Fabrik neben Duchman!«
Die Fabrik neben Duchman war die Steel-Manufactory, in der Raven arbeitete.
Ich rannte auf die Straße. Männer und Frauen blockierten sie, starrten in die Flammen, aber niemand unternahm etwas.
Das Bürogebäude der Steel-Manufactory stand an der Straße. Es gab eine Art Pförtnerhaus am Eingang, und ich sah hinter der Glasscheibe ein Telefon.
Die Tür war unverschlossen. Ich trat ein, griff nach dem Apparat und riß den Hörer ans
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