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0332 - Die Pest aus den Slums

0332 - Die Pest aus den Slums

Titel: 0332 - Die Pest aus den Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Pest aus den Slums
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Die Platte war abgelaufen. In den wenigen Sekunden, bis die Automatik eine neue Platte auf den Teller gelegt hatte, hörte ich das Stöhnen eines Menschen.
    »Aus dem Weg, Sailor!«
    »Scher dich ’raus, G-man!« brüllte er.
    Der Lautsprecher heulte die ersten Töne der Schallplatte heraus.
    Hodson besaß so wenig Gehirn, daß er mit mir anband.
    Er rannte in meinen linken Haken hinein. Er schoß trotzdem seine Faust ab. Ich tauchte unter dem Hieb weg, ließ die Finger vom Griff meiner Kanone und riß von unten einen rechten Haken hoch, der an Hodsons Kinn explodierte und den schweren Burschen zwei, drei Schritte zurückwarf. Er riß ein Messer aus der Tasche.
    Ich ließ ihm keine Zeit. Ich ging ihm nach und fightete ihn aus. Das Ende kam, als er unter der Wucht einer ganzen Serie rücklings in die Music-Box fiel.
    Glas und Schallplatten zerklirrten.
    Mit drei Schritten war ich bei der Doppeltür.
    »Aufmachen!« schrie ich und warf mich dagegen.
    Die Tür gab so leicht nach, daß ich um ein Haar gestürzt wäre. Sie war nicht abgeschlossen.
    Wie ein Tornado schoß ich in den Raum, fing mich und stand.
    Der ganze Verein war versammelt. Harry Lescort, der nervös an der Unterlippe kaute; Richard Warren, der mich aus seinen blauen und kalten Augen ansah und dessen Zähne in einem verkrampften Lächeln schimmerten; Pal Luck, der Messerstecher, die Hand schon in der Tasche; Reff Whole, das starke Kinn vorgeschoben, und schließlich Ed Purber, dessen knochiges Gesicht zu einer grinsenden Grimasse erstarrt war.
    Zwischen ihnen aber, vor den Füßen des Billardtisches, lag Raven.
    Ich zögerte nicht länger. Die 38er erschien in meiner Hand wie hineingezaubert.
    Die Gangster rührten sich nicht.
    John Raven bewegte sich. Er stützte sich auf die Hände und hob das Gesicht.
    Sie hatten ihn schwer zusammengeschlagen. Blut sickerte aus mehreren Platzwunden.
    Er griff nach der Kante des Billards und zog sich hoch. Mit dem Handrücken wischte er sich über das Gesicht.
    Richard Warren bewegte sich auf den Mann zu.
    »Bleib stehen, Warren!« Ich richtete die Pistolenmündung auf ihn.
    »Laß mich ihm doch helfen, G-man!« sagte er höhnisch.
    Raven kam ohne ihn hoch. Er hielt sich am Billard fest, schüttelte zwei-, dreimal den Kopf und sagte dann leise:
    »Ich möchte jetzt nach Hause!«
    »Raven, ich werde den ganzen Verein festnehmen, wenn Sie bereit sind, als Zeuge gegen die Männer auszusagen.«
    Lescort hielt den Atem an, Lucks Gesicht schien noch fahler zu werden, Whole ballte die Fäuste so fest, daß die Knöchel knackten, und auf Warrens Gesicht erlosch das Lächeln.
    Raven sah mich an. Trotz der Entstellungen in seinem Gesicht war der Blick seiner Augen klar.
    »Ich habe keine Aussagen zu machen«, sagte er. »Es ist nichts passiert.«
    Lescort stieß die angehaltene Luft so heftig aus, daß es wie ein Pfeifen klang. Whole lachte kurz und bellend auf, brach aber sofort wieder ab. Richard Warren lächelte wieder.
    »Ihr Gesicht beweist, was passiert ist!« rief ich. »Raven, Sie können die Gangster hinter Gitter bringen.«
    »Für wie lange?« fragte er und jetzt lag Hohn in seiner Stimme. »Zu welchen Strafen verurteilt ein Gericht die Beteiligten an einer Schlägerei? Zu drei Wochen? Zehn Tagen? Oder nur zu zwanzig Dollar Geldstrafe?«
    »Das war keine simple Schlägerei, Raven! Sie sind gewaltsam hergebracht worden. Sie wurden zusammengeschlagen, und Sie wurden erpreßt. Das kann Lescort und seine Kumpane für Jahre hinter Gitter bringen!«
    Er dachte einen Augenblick lang nach, schüttelte dann den Kopf. »Zwecklos, G-man. Sie werden es nicht schaffen.«
    »Das wird sich vor dem Richter herausstellen«, erklärte ich grimmig. »Lescort, Warren, Luck, Whole, Purber, ich erkläre euch für…«
    Es war Raven, der mich unterbrach.
    »G-man, ich hatte keine Schlägerei«, sagte er ruhig. »Ich wurde nicht geschlagen. Ich hatte nur einen Unfall und schrammte mir dabei das Gesicht. So werde ich vor dem Gericht aussagen.«
    »Ich habe Sie bis heute nicht für einen Feigling gehalten, John Raven. Jetzt halte ich Sie dafür.«
    »Kann ich jetzt gehen?« fragte er.
    Ich machte eine Kopfbewegung zur Tür. Mit langen, etwas schwankenden Schritten ging er an mir vorbei und verließ den Raum.
    Ich schob die 38er in die Halfter zurück.
    Jetzt grinsten sie alle, von Lescort bis zu Ed Purber.
    »Du wirst noch einige Partien verlieren, G-man«, sagte Richard Warren.
    Ich drehte mich um und verließ das Hinterzimmer. Rug Hodson

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