0332 - Die Pest aus den Slums
Deckung, die es zwischen Scash und mir gab.
Ich krachte zwischen die Barstühle. Scashs schwere Pistole dröhnte wie eine Haubitze.
Ich rollte mich um die eigene Achse, fegte noch zwei oder drei Barstühle zur Seite und bekam endlich die 38er in die Hand.
Mit der linken Hand packte ich einen der umgefallenen Barhocker und schleuderte ihn empor.
Scash feuerte. Ich zog die Knie an und schnellte mich hoch. Ich wußte, daß uns kaum eine Körperlänge trennen würde, wenn ich auftauchte, aber ich sah nicht Scashs Gesicht, sondern seinen Rücken. Er war im Begriff, durch die Tür zu fliehen.
»Kanone weg!« schrie ich. »Pfoten hoch!«
In der Tür wirbelte der Killer herum. Seine Waffe und meine 38er krachten gleichzeitig. Ich spürte den heißen Luftzug der Kugel an meiner Schläfe.
Durch Scashs Körper ging ein Schlag, als habe ihn eine unsichtbare Faust getroffen, aber er fiel nicht. Ein Sprung brachte ihn hinter die Tür; ein Fußtritt schmetterte die Tür ins Schloß. Ich packte die Brüstung der Theke, um über sie hinwegzuflanken, aber ich stieß mich zu hastig ab. Die Flanke mißglückte. Ich krachte mit der Breitseite auf den Thekentisch, fegte eine Serie Tassen und Gläser hinunter, blieb mit den Füßen an der Kaffeemaschine hängen und stürzte — Kopf voran — auf der anderen Seite zwischen Theke und Flaschenregal zu Boden.
Ich sprang auf, preßte den Rücken gegen das Flaschenregal und griff aus der Deckung nach der Klinke. Ich drückte sie herunter, aber vergeblich versuchte ich, die Tür aufzustoßen. Der Killer hatte Nerven genug besessen, den Schlüssel im Schloß zu drehen.
Ich packte eine Flasche aus dem Regal und feuerte sie gegen die Tür. Von der anderen Seite antwortete kein Schuß.
Ich warf mich mit aller Kraft gegen die Tür. Sie bebte in den Angeln, aber sie gab nicht nach. Der enge Raum zwischen Theke und Wand erlaubte mir keinen Anlauf.
Ich stemmte den Rücken gegen die Theke und trat mit aller Kraft gegen dje Füllung. Das Holz krachte. Dennoch mußte ich vier-, fünfmal zutreten, bis ein Brett aus der Füllung brach. Ich griff durch die entstandene Öffnung, fand keinen Schlüssel, aber einen vorgeschobenen Eisenriegel, stieß ihn zurück und hatte den Weg frei.
Ich lief in einen schmalen Gang, der auf jeder Seite zwei Türen hatte, die geschlossen waren.
Ich stieß die erste Tür links auf. Der Raum war als Schlafzimmer eingerichtet. Niemand befand sich darin.
Die zweite Tür! Das Zimmer diente offenbar als Küche. Vor dem Herd lag der Italiener zusammengekrümmt.
Ich drehte ihn auf den Rücken. Blut sickerte aus einer Platzwunde auf der Stirn. Ich legte einen Finger an seine Halsschlagader. Der Mann lebte.
Vorsichtig ließ ich ihn zurückgleiten.
Das Fenster stand offen. Es führte in einen engen rechteckigen Hof.
Als ich die Hände auf die Fensterbank stützte, um hinauszuspringen, fühlte ich klebrige Feuchtigkeit an den Handflächen. Es war Blut, und ich sah, daß nicht nur die Fensterbank Blutspuren aufwies, sondern daß auch das graue Pflaster des Hofes rote Flecken zeigte.
Ich folgte der grausigen Fährte. Sie führte zur- Mauer, die den Hof vom Nachbargelände trennte. Sie führte von dort weiter durch eine Toreinfahrt bis zur Straße auf der anderen Seite des Häuserblocks. Dort, am Straßenrand, hörte die Fährte auf. Es war eindeutig, daß ein Wagen Roger Scash aufgenommen hatte.
Ich ging den Weg der blutigen Spur zurück.
In der Küche knieten zwei Männer neben dem Italiener. Sie schraken zusammen, als ich durch das Fenster stieg.
»Schon in Ordnung!« beruhigte ich sie. »Haben Sie einen Arzt angerufen?«
»Nein«, antwortete einer von ihnen. »Wir hörten die Schüsse und kamen erst gerade…«
»Bewegen Sie ihn nicht, bis der Arzt kommt.«
Ich ging in die Bar. Zwei Dutzend Leute drängten sich am Eingang. Sie wichen vor mir zurück.
Das Telefon hatte die Schlacht überstanden. Ich rief den FBI an und ließ mich mit dem Einsatzleiter verbinden.
»Organisiert eine Razzia in Hunts-Point! Sperrt den ganzen Bezirk. Der Mann heißt Roger Scash. Er ist Allan Surths Mörder. Ich habe ihn verwundet.«
***
Die Sirenen der Streifenwagen heulten durch die Straßen. Überall standen Polizisten in Uniform. Kriminalbeamte in Zivil und G-men gingen in die Häuser befragten die Bewohner, durchsuchten die Mietskasernen vom Keller bis zum Dach.
Phil gehörte zu den ersten Kollegen, die aufkreuzten.
»Glück gehabt, Jerry!«
Ich zog ihn zu dem Wagen, mit dem
Weitere Kostenlose Bücher