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0332 - Die Pest aus den Slums

0332 - Die Pest aus den Slums

Titel: 0332 - Die Pest aus den Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Pest aus den Slums
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stand neben den Trümmern der Music-Box und hielt sich das Kinn. Haßerfüllt starrte er mir nach.
    Ich begann, den Hunts-Point-Bezirk zu durchstreifen. Tagelang trieb ich mich in den düsteren sonnenlosen Straßen, an den Piers des Eastriver-Ufers, auf dem Gelände des Verschiebebahnhofes herum.
    Es war mir klar, daß ich wieder am Anfang stand. Die Mauer des Schweigens, die Lescort mit Terror aufgerichtet hatte, schützte die Gangster. Es gab nur einen Mann, der das Schweigen brechen würde, wenn ich ihn fassen konnte: der Mörder Allan Surths.
    Weder Lescort noch einer seiner Gangster hatten diesen Mord begangen. Ihre Alibis waren einwandfrei. Sie waren genau nachgeprüft worden, und es sprach alles dafür, daß es echte, nicht nur gestellte oder erpreßte Alibis waren. Surth war also von einem anderen ermordet worden, von einem Killer, den Lescort für diesen Mord gekauft hatte. Wenn ich diesen Mann finden konnte, dann machte ich nicht nur Alla'ns Mörder dingfest, sondern ich konnte auch Lescort und seine Gang vor Gericht bringen.
    Ich wurde das Gefühl nicht los, daß Allans Mörder sich noch im Bezirk aufhielt. Nichts ist gefährlicher für einen Gangster, als sich einen Killer zu kaufen. In neun von zehn Fällen wird er ihn nicht mehr los.
    Ich ging durch die Straßen und sah mich um. Ich ging hin und wieder in eine Kneipe oder einen Drugstore und versuchte, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich suchte nach einem Hinweis, nach einem Hinweis auf den Mann, der Allan Surths Mörder sein konnte.
    Im Grunde genommen wartete ich auf nichts anderes als auf einen glücklichen Zufall. Wenn Sie jemals in einer Lotterie gespielt haben, dann wissen Sie, wie selten glückliche Zufälle sind.
    Ich war auf diesen Wegen durch Hunts-Point nie allein. Immer schlich einer von Lescorts Leuten mir nach. Mal war es Pal Luck, mal Reff Whole oder Ed Purber, ein- oder zweimal auch Warren und Lescort selbst. Sie machten keinen Hehl daraus, daß sie mir ständig auf den Fersen saßen. Harry Lescort wollte über jeden meiner Schritte informiert sein.
    Es geschah sechs Tage nach der Szene mit John Raven in »Nummer hundert«. Ich ging durch die Coster Street. Pal Luck, der Messerspezialist mit dem fahlen Gesicht, schlenderte in zwanzig Schritt Abstand hinter mir her.
    Die Coster Street sah nicht anders aus als die Truxton oder die Oak-Point-Street; eine lichtlose Wohnstraße mit alten häßlichen Mietskasernen, kleinen düsteren Geschäften in den Erdgeschossen, schmutzigen Bürgersteigen und Fahrbahnen.
    Ich betrat eine kleine Espresso-Bar und ließ mir von dem Italiener hinter der Theke einen Kaffee machen. Während er an der Kaffeemaschine hantierte, sah ich mich in dem Laden um.
    Am anderen Ende der Theke stand ein Mann, der einen Orangen-Drink schlürfte. Er hatte ein scharfgeschnittenes Indianergesicht und kleine stechende Augen.
    Er musterte mich mit einem Drillbohrerblick und wandte sich dann wieder seinem Drink zu.
    Der Italiener stellte die Kaffeetasse vor mich hin. Ich begann ein Gespräch mit ihm. Obwohl sein Englisch miserabel war, redeten wir eine ganze Zeitlang miteinander, und ich versuchte, ihn auszuholen.
    Der Mann mit dem Indiandergesicht mischte sich nicht in unser Gespräch, aber ich merkte, daß er gut zuhörte.
    Offenbar wurde Pal Luck draußen die Zeit zu lang, denn nach einer halben Stunde kam er in die Espresso-Bar.
    Er grinste mich an.
    »Was dagegen, wenn ich einen Kaffee trinke?« fragte er.
    Im gleichen Augenblick fiel sein Blick auf das Indianergesicht. Sein Grinsen erlosch wie ausgeknipst.
    Ich sah den anderen an. Der Mann lächelte dünn.
    »Zahlen«, sagte er.
    Der Italiener ging zu ihm.
    »Ein Dollar, zehn Cent!«
    Der Indianergesichtige warf die Münzen auf die Theke, schob den Hut zurecht und verließ die Kneipe. Als er an Pal Luck vorbeikam, hob er die linke Hand. Es sah aus wie ein Gruß, aber Luck reagierte nicht.
    »Wollen Sie Kaffee?« fragte der Barbesitzer den Lescort-Mann.
    »Ja«, antwortete Luck, dann verbesserte er sich: »Nein, gib mir ’nen Whisky.«
    »Kennst du den Mann, der gerade ging?« fragte ich.
    Luck kippte den Whisky hinunter.
    »Nein«, stieß er hervor.
    »Kennen Sie ihn?« wandte ich mich an den Italiener.
    Er zuckte die Schultern.
    »Weiß nicht seinen Namen. Kommt jeden Tag her! Nimmt immer einen Soft-Drink, nie Alkohol!«
    Ich bezahlte den Kaffee und verließ die Bar.
    Der Mann mit dem Indianergesicht war nicht mehr zu sehen. Entweder mußte er, sobald er die

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