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0333 - Teris grausame Träume

0333 - Teris grausame Träume

Titel: 0333 - Teris grausame Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entsetzlich gleichgültig. Was machte es schon, ob die Sonne erlosch oder die Welt explodierte? Gryf merkte nicht mehr, daß er auf den harten Brettern des Fußbodens zusammenbrach.
    ***
    Shady stand in absoluter Dunkelheit. Gryf war verschwunden, und jetzt…
    »Gryf?« rief sie. Aber der Druide meldete sich nicht. Shady machte einige zögernde Schritte zurück in Richtung Höhleneingang. Von dort kam immerhin der Schimmer fernen Lichts, der aber nicht ausreichte, für einigermaßen akzeptables Sehen hier in Höhlen-Tiefen zu sorgen. Das Wasser plätscherte leise.
    Langsam stieg die Kälte in Shady hoch. Sie bewegte sich inzwischen eigentlich schon viel zu lange in diesem schmalen Fluß. Sie fragte sich, was sie tun konnte. Es war fraglich, ob sie Gryf irgendwie helfen konnte. Sie hatte auch keine Möglichkeit, diesen Teil der Höhle auszuleuchten. Sie konnte höchstens umkehren und eine Fackel anfertigen. Aber das half ihr auch nicht viel weiter. Bis dahin konnte Gryf längst tot sein.
    Oder — er war ganz einfach aus der Welt verschwunden.
    Shady schluckte. Wohin? lautete die nächste Frage. Und wie konnte sie, Shady, das feststellen und Gryf vielleicht zurückholen? Denn er war ja nicht freiwillig verschwunden. Eine geheimnisvolle Zauberkraft hatte nachgeholfen.
    Wieder rief sie nach ihm.
    Aber nur das Echo ihres lauten Rufes schwang in der Höhle nach, die feuchtkalt war. Bisher war Shady diese nasse Kälte nicht so recht aufgefallen, da sie sich auf Gryf und das bläuliche Schimmern konzentriert hatte, und auf die unsichtbare Wand.
    Aber jetzt, da sie allein im Dunkeln stand…
    Das bläuliche Schimmern!
    Wo war es? Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie es nicht mehr gesehen hatte! Warum war es wieder verschwunden? Und wer erzeugte es?
    Rätsel über Rätsel, die sie aber nicht lösen konnte! Verdrossen bewegte sie sich zurück in Richtung des Höhleneinganges. Hier und da stieß sie gegen Stalagmiten unter der Wasseroberfläche, die in der kurzen Zeit längst nicht vom Wasser hatten angegriffen werden können, in der der Fluß sein neues Bett durch die Höhle gesucht hatte.
    Shady wunderte sich ein wenig, wie tief Gryf und sie in die Höhle vorgestoßen waren. Auf dem Hinweg war ihr der Weg gar nicht so weit erschienen. Jetzt schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis sie wieder ins Freie kam und aufs trockene Land des Steilufers klettern konnte. Das erschlagene Ungeheuer dampfte immer noch im Sonnenlicht vor sich hin, von Insekten übersät und stinkend. Shady hielt sich die Nase zu und kletterte höher. Sie mußte etwas finden, woraus sie eine Fackel anfertigen konnte. Die dann in Brand zu setzen, war das kleinste der Probleme.
    Über dem Eingang der Tropfsteinhöhle stieg das Gelände sanft an, aber nicht sonderlich weit. Ein Krüppelbaumwald zog sich daran entlang.
    Plötzlich zuckte Shady zusammen.
    Sie sah eine helle Kutte und einen blonden Haarschopf. Gryf?
    Dort oben am Waldrand? Aber wie sollte er dorthin gelangt sein?
    Shady begann zu laufen. Sie hetzte bergan, mußte dichtes Gestrüpp umgehen oder unwegsame Steilstellen hinaufklettern oder ebenfalls umgehen. Das alles kostete Zeit. Schließlich erreichte sie die Stelle, an der der Mann lag. Es war unverkennbar Gryf. Er schien bewußtlos zu sein. Shady rüttelte ihn, versuchte ihn aufzuwecken. Aber das gelang ihr nicht.
    Statt dessen war da plötzlich das bläuliche Leuchten wieder. Es bewegte sich zwischen dem Unterholz des niedrigen Waldes hin und her. Shady erstarrte förmlich. Sie tastete unwillkürlich nach der Sichel Gryfs, um wenigstens so etwas wie eine Waffe in der Hand zu halten. Aber brauchte sie diese Waffe wirklich?
    Eine dumpfe Benommenheit erfaßte sie, hüllte sie ein. Shady sank neben Gryf auf den Boden. Die Welt um sie her versank.
    Ich sterbe, dachte sie noch. Aber sie starb nicht. Sie träumte…
    ***
    Beaminster Cottage, das Landhaus im Herzen der Grafschaft Dorset im Süden Englands, war von London aus relativ schnell zu erreichen. Das Cottage gehörte dem Möbius-Konzern, und der alte Stephan Möbius hatte es schon vor geraumer Zeit Professor Zamorra zur Verfügung gestellt. Damals, als Leonardo deMontagne die Hölle verließ, um die Lebenden zu knechten, und dabei das Château an der Loire in Besitz nahm, war das Cottage zum Fluchtpunkt geworden -sowohl für Zamorra und Nicole als auch längere Zeit für Stephan Möbius. Später waren Zamorra nach Frankreich und Möbius nach Frankfurt zurückgekehrt, und das Cottage stand

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