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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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noch.
    Zamorra öffnete das Köfferchen. Nachdenklich betrachtete er die kleinen Dosen mit Extrakten und Pulvern, die Zauberwurzeln und Gemmen.
    Schließlich öffnete er eines der Döschen und schüttete etwa einen Kubikzentimeter des darin befindlichen graublauen Pulvers auf die offene Handfläche. Dann nahm er das Feuerzeug aus der Tasche, das er vorsichtshalber immer mit sich führte.
    Tony Cramert beobachtete ihn skeptisch. Er schien nicht so recht zu glauben, daß bei diesem Hokuspokus etwas herauskommen konnte. Zamorra brauchte seine schwachen Para-Gaben nicht einzusetzen, um Cramerts Gedanken zu erkennen. Sein Gesicht sprach Bände.
    Zamorra schnipste das Feuerzeug an und hielt die groß eingestellte Flamme mit ausgestrecktem Arm zwischen sich und die Fototapete. Dann rezitierte er eine lateinische Zauberformel. Das alte Latein hatte sich als Sprache der Weißen Magie im Laufe der Jahrhunderte bewährt; Schwarzmagier pflegten die wesentlich geheimnisvolleren Worte dämonischer Sprachen zu verwenden.
    Zamorra wiederholte den Zauberspruch zweimal. Beim letzten Mal streckte er die Hand mit dem Pulver aus, und als er das letzte Wort ausgesprochen hatte, blies er kräftig. Das graublaue Pulver flog auf die Wand zu. Ein Teil davon wurde durch die Feuerzeugflamme gewirbelt.
    Das Pulver geriet noch im Flug in Brand, und dieser Brand erfaßte sofort auch die Partikel, die nicht direkt mit der Feuerzeugflamme in Berührung gekommen waren.
    Tony Cramert riß Mund und Augen auf. Auch die beiden Mädchen staunten. Es war das erste Mal, daß Zamorra diesen Zauber verwendete, der einen verblüffenden optischen Effekt mit sich brachte.
    Das brennende, fliegende Pulver formte ein regelmäßiges Siebeneck aus miteinander verbundenen Linien, die sternförmig auseinanderstrebten. Wie in Zeitlupe flog dieses feurige Siebeneck auf die Wand zu und berührte die Fototapete.
    Aber sie geriet nicht in Brand.
    Das magische Feuer schmolz sich förmlich in das Bild hinein. Graublaue Funken sprühten aus den Feuerlinien hervor. Das Siebeneck arbeitete sich in die Tiefe des Bildes hinein, schien plötzlich zu einem Bestandteil der Fotografie geworden zu sein und weiter hinten im Wald zu verschwinden. Es wurde tatsächlich perspektivisch kleiner.
    Dann erlosch es.
    Zamorra lächelte. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, und er ließ das Feuerzeug einfach fallen. Er konnte es momentan nicht mehr halten. Die Flamme erlosch. Nicole streckte die Hand vor und fing es auf. Zamorra fühlte den Kräfteschwund, den das Öffnen des Tores verursachte. Alles hatte seinen Preis, vor allem die Magie.
    »Es ist jetzt offen«, sagte er.
    »Bist du okay?« fragte Nicole leise.
    Zamorra nickte. »Ich denke schon. Ich werde hinübergehen.«
    »Ich komme mit, mein Lieber«, sagte Nicole. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich dich allein in diese fremde Welt lasse.«
    »Ich komme ebenfalls mit«, beschloß Uschi Peters. »Ich muß wissen, was mit Moni passiert ist.«
    »Mitnichten«, sagte Nicole. »Du wirst hierbleiben, als Eingreifreserve. Wenn wir nach einer bestimmten Zeitspanne nicht wieder hier sind und auch nicht auf irgend eine Weise eine Nachricht zurücksenden konnten, informierst du am besten Gryf. Vielleicht ist er in seinem Haus in Wales erreichbar.« Sie nannte Uschi eine Telefonnummer. »Er soll sich dann der Sache annehmen.«
    »Ich will doch hoffen, daß es nicht so weit kommt«, sagte die Telepathin. Es war ihr anzusehen, wie sehr sie danach fieberte, mitzukommen und selbst aktiv zu werden. Aber Nicole hatte recht. Es war besser, wenn jemand zurückblieb, der nicht so ungläubig war wie Tony Cramert…
    Zamorra nahm den Ju-Ju-Stab aus dem Koffer und verschloß diesen dann wieder. Ein Stück magischer Kreide und zwei Gemmen hatte er sich ebenfalls eingesteckt. »Paß auf das gute Stück auf, Uschi«, bat er. »Wir schauen uns diese Fremdwelt jetzt erst mal an.«
    Vorsichtig streckte er die Hand aus. Sie drang mühelos in die Wand ein.
    »Also dann«, sagte Zamorra und setzte sich in Bewegung. Er ging auf die Treppe im Bild zu, als sei sie echt. Und dann stieg er die Steinstufen hinauf.
    Nicole sah ihn eindringen und einfach verschwinden. Die Wand hatte ihn verschluckt. Leichte Beklommenheit überkam die Französin. Dann aber gab sie sich einen Ruck und folgte dem Professor.
    Von einem Moment zum anderen befand sie sich in einer anderen Welt. Sie sah Zamorra wieder vor sich, wie er ein paar Meter weiter über ihr auf den letzten

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