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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwa menschliches Aussehen und menschliches Gewicht haben. Ein Mensch also?
    Wieder lauschte sie. Irgendwo knackte ein Ast.
    Nicole sah den Weg, den der Beobachter sich gebahnt hatte. Er hatte sich schnell zurückgezogen und keine Rücksicht darauf genommen, keine Spuren zu hinterlassen. Nicole folgte dieser offensichtlichen Spur etwas schneller als bisher, aber nicht weniger vorsichtig. Sie rechnete damit, daß der andere einen Haken schlug und plötzlich neben oder hinter ihr aus dem Unterholz auftauchte.
    Um so überraschter war sie, als sie sah, daß die Spur aus dem Waldstreifen hinaus führte. Die Bäume traten weiter auseinander, die Laubkronen ließen Tageslicht durch, das Gesträuch wurde spärlicher. Und auf hartem Boden konnte Nicole die Spur nicht weiterverfolgen.
    Sie blieb stehen. Wohin hatte der andere sich gewandt?
    Da sah sie eine Gestalt, die unruhig von einem Huf auf den anderen tänzelte. Sie stand neben einem großen Baumriesen am Waldrand und sah zu Nicole herüber.
    Ein Zentaur!
    Er blickte Nicole an, hob die Hand und gab Laute von sich, die zu einer seltsamen, schwermütigen Melodie wurden. Nicole geriet in den Bann dieses Liedes.
    Sie begriff noch, was mit ihr geschah, versuchte sich noch gegen die Beeinflussung zu wehren, aber es gelang ihr nicht mehr.
    Sie war dem Zentauren ausgeliefert.
    Langsam ging sie auf ihn zu, Schritt für Schritt. Der Zentaur bewegte sich kaum. Er sang nur sein Zauberlied, und dazu bewegte er seine linke Hand in einem eigentümlichen Rhythmus. Je länger es andauerte, desto stärker wurde das magische Netz, das er um Nicoles Geist wob.
    Sie mußte ihm gehorchen.
    Vor ihm blieb sie schließlich stehen. Er sah sie aus großen dunklen Augen an, dann gab er ihr den Befehl, auf seinen Rücken zu steigen.
    Nicole tat es. Sie zog sich auf den Pferderücken und wartete dort auf weitere Befehle. Nur irgendwo ganz tief in ihrem Unterbewußtsein begann sich etwas zu regen und versuchte zu rebellieren.
    Es war die Droge, die ihr der Dunkle Lord einst injizierte. Ein dunkler magischer Keim wurde aktiv.
    Aber noch war er machtlos.
    ***
    Die Drachenechse hatte Zamorra gepackt. Jetzt bewegte sie sich langsam rückwärts zwischen den Bäumen hinweg auf die Lichtung mit der steinernen Treppe.
    Zamorra hing zwischen den Zähnen fest. Erstaunlicherweise hatten sie ihn nicht durchbohrt. Seine Kleidung war hier und da aufgerissen, und seine Haut ein wenig aufgeschrammt. Aber das war auch alles. Es sah gerade so aus, als wolle die Echse ihn nicht verletzen.
    Trotzdem saß er in ihrem Maul fest.
    Er konnte sich nicht aus der Umklammerung der Zähne befreien, und aus dem Rachen drang ein fürchterlicher Fäulnisgestank, der Zamorra fast den Atem nahm. Er kämpfte gegen die Übelkeit an, die in ihm aufstieg, und versuchte, das Maul aufzubiegen. Aber gegen die Muskeln der Bestie kam er nicht an.
    Sie hatte jetzt die Lichtung erreicht. Unversehens wurde Zamorra von ihr ausgespien. Er landete unsanft im Laub, rollte herum und sprang auf. Er wollte losrennen, sich wieder in Sicherheit bringen, aber die Drachenechse machte ein paar schnelle, weit ausgreifende Schritte und verlegte ihm den Weg. Als er unter ihr wegtauchen wollte, ließ sie sich einfach fallen, und Zamorra konnte sich nur mit einem waghalsigen Sprung rückwärts retten.
    Abwartend und atemlos blieb er stehen und starrte in die kleinen Augen der Echse, aus deren Nüstern Dampf quoll. Fehlt nur, daß das Vieh Feuer speit und mich röstet, dachte er. Vielleicht mag es nur gebratenes Fleisch…
    Aber die Echse tat nichts dergleichen. Als sie sah, daß Zamorra abwartete, ließ sie sich auf die Hinterläufe nieder. Sie hob eine Vorderpranke und drehte sie leicht seitwärts, so daß Zamorra in die Innenfläche der Krallenklaue sehen konnte.
    Er stutzte.
    Hier stimmte etwas nicht. Das war kein normales Verhalten für eine Raubechse. Diese »Handbewegung«, die die Echse ihm da vorführte, war die eines intelligenten Wesens und klar verständlich.
    Das Zeigen der Handinnenflächen: Ich bin unbewaffnet, ich will dir nichts Böses!
    Gab’s das denn? Zamorra wurde nachdenklich. Oft genug hatte er erlebt, daß der äußere Schein trügt. Hinter menschlicher Maske konnten sich furchterregende Dämonen verbergen, und andererseits gab es da beispielsweise Fenrir, den telepathisch veranlagten Wolf, oder damals in der Dimensionsblase des alten Lemuria Smok Arilann, den verwunschenen Prinzen in Gestalt eines Krokodils. Also war es nicht

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