0335 - Zentaurenfluch
hatte. Das waren wenige Fußabdrücke, obgleich hier und da das welke Laub flachgetreten war. Aber vorwiegend orientierte Zamorra sich nach abgeknickten Zweigen. Schon bald erkannte er, daß Nicole hier nicht einfach blindlings vorangestürmt wâr, sondern sich vorsichtig bewegt hatte, als wolle sie unbemerkt jemanden verfolgen oder sich an ihn heranmachen.
Das gab der Sache einen neuen Aspekt. Wer war der heimliche Beobachter, den Nicole hatte aufstöbern wollen? Ein Zentaure? Und warum hatte Nicole ihn nicht stellen können? Es war Zeit genug vergangen, daß sie hätte zurückkehren können, andernfalls hätte sie sich nicht so weit entfernt, ohne Zamorra irgendwie eine Nachricht zukommen zu lassen.
Schließlich erreichte Zamorra eine Stelle, an der sich Hufabdrücke ausprägten. Hier mußte in der Tat ein Zentaur gestanden haben.
Aber er war nicht mehr hier, auch Nicole nicht. Die Spuren führten dann zu einem recht ausgetretenen Pfad, auf dessen harten Boden sich Einzelheiten verloren. Er mußte ziemlich häufig benutzt werden. Zamorra seufzte. Er fragte sich, washer nun tun konnte. Aufs Geratewohl diesem Pfad folgen? Möglicherweise lauerte eine Falle auf ihn. Es war alles zu offensichtlich…
Die andere Möglichkeit war, daß er umkehrte und sich von der Drachenechse Reddy den Weg zeigen ließ, wohin man Monica Peters verschleppt hatte.
Zamorra schalt sich einen Narren.
Er verzettelte sich bereits, war unschlüssig geworden. War es vielleicht das, was der Gegner plante? Ihn verunsichern? Wenn ja, dann klappte das großartig!
»Nein, liebe Freunde. Jetzt erst recht nicht«, murmelte Zamorra. Er verfiel in einen lockeren Trab, als er den Pfad benutzte. So, wie er jetzt lief, konnte er das nicht zu schnelle Tempo wenigstens eine halbe Stunde mühelos durchhalten. Vielleicht schaffte er es, einen möglichen Vorsprung aufzuholen. Vielleicht tappte er aber auch in eine Falle.
Es wäre vernünftiger, umzukehren, dachte er. Aber er hatte jetzt schon so viel Zeit für die Suche nach Nicole aufgewendet, daß es kompletter Blödsinn war, nun aufzuhören. Also lief er weiter und hielt die Bäume und Büsche ringsum unter Beobachtung.
Aber niemand wartete dort, niemand griff ihn an, niemand hatte eine Falle im Weg ausgehoben.
Nach ein paar Minuten traf Zamorra auf eine Weggabelung. Er blieb stehen. Da ging es einmal nicht nach links, also fast geradeaus weiter, und zum anderen scharf nach rechts. Der Weg nach rechts, überlegte Zamorra, mochte ohne weiteres zu der Steintreppe vor der Waldlichtung zurückführen.
Er schied damit als unwahrscheinlich aus.
So kam es, daß Zamorra den Zentauren Koo nicht mehr fand, der vor kurzer Zeit genau diesen Weg benutzt hatte, um wieder mit Eysenbeiß zusammenzutreffen. Zamorra verfiel wieder in seinen Trab und eilte weiter.
Er ahnte nicht, was zugleich an anderer Stelle geschah…
***
Ein Gefühl des Unbehagens warnte Nicole. Unvermittelt blieb sie stehen. Sie spürte Gefahr. Aber welcher Art diese Gefahr war, konnte ihr das Gefühl nicht verraten.
Vorsichtig sah sie sich um. Auf dem Weg schien alles normal zu sein. Nichts deutete auf eine Falle hin. Der Boden war fest, und Trittkontakte waren auch nicht zu erkennen. Auch rechts und links zwischen den Sträuchern sah nichts nach einer Falle aus.
Dennoch blieb das Gefühl der Gefahr.
Nicole traute dem Weg plötzlich nicht mehr. Hing da nicht von einem stärkeren, quer über den Weg führenden Ast eine dünne Ranke herab? Sollte von der die Gefahr ausgehen? Ein Berührungskontakt, der eine Falle auslöste?
Nicole versuchte, in der Ranke gespeicherte Magie zu erkennen. Aber sie konnte nichts feststellen. Das hatte jedoch nicht viel zu bedeuten. Sie beschloß, die mögliche Falle zu umgehen. Sie ging ein paar Schritte zurück, fand eine Stelle, wo das Unterholz seitlich des Weges weniger dicht war, und drang dort ein. Sie bog Zweige und Äste beiseite und befand sich alsbald wieder auf der Höhe der Ranke, nur eben drei Meter weiter rechts.
Das Gefühl der drohenden Gefahr hatte sich nicht verändert.
Wieder versuchte Nicole in sich hinein zu lauschen und nähere Hinweise zu bekommen. Die Para-Kraft in ihr verriet wiederum nichts. Nicole machte noch einen Schritt vorwärts.
Das war ein Schritt zuviel. Sie erkannte es, als es schon zu spät war. Sie berührte einen dünnen Holzstab, der zwischen anderen Ästen gar nicht aufgefallen war. Der Stab löste die Falle aus.
Eine meterlange Stange federte um einen Baum herum,
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