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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wogen über ihrem Geist zusammenzuschlagen. Sie kämpfte dagegen an.
    Etwas Unheilvolles brodelte tief in ihr. Wer hatte es geweckt?
    Mehr und mehr nahm sie es als gegeben hin. War es nicht vollkommen natürlich, daß in ihr der Wunsch keimte, Macht zu erlangen und jeden auszuschalten, der sich diesem Vorhaben in den Weg stellen wollte? Sie ballte eine Faust.
    Der Zentaur schien zu bemerken, daß mit Nicole eine Veränderung vorging. Er wurde langsamer und drehte Oberkörper und Kopf.
    Fragend sah er Nicole an. Seine Augen glitzerten. Er schien zu zweifeln.
    »Wer bist du?« fragte sie.
    Sie hatte nicht einmal erwartet, daß er sie verstehen würde. Aber er antwortete!
    »Ich werde Koo genannt. Wieso konntest du meinem Einfluß entrinnen?«
    »Du hast mich beeinflußt?« entfuhr es ihr. Zorn wallte auf, Zorn, der aus dem Dunklen in ihr kam. Der Zentaur erkannte, was in ihr vorging, und begann zu singen. Aber er hatte noch nicht die ersten Töne über die Lippen gebracht, als Nicole bereits handelte. Sie schlug mit der Handkante blitzschnell zu.
    Wo Menschen zu treffen waren, mußte auch ein Zentaur zu treffen sein!
    Der Schlag zeigte Wirkung. Der Oberkörper Koos erschlaffte jäh und kippte nach vorn weg. Er hatte das Bewußtsein verloren.
    Jetzt zeigte sich eine Absonderlichkeit, die bewies, daß irgend etwas mit den Zentauren an sich nicht stimmte. Besaßen sie zwei unabhängige Nervensysteme? Der Pferdekörper sank nicht mit zusammen! Er blieb aufrecht stehen und tänzelte unruhig!
    Nicole verzichtete auf Experimente. So gern sie ein Reittier gehabt hätte -das seltsame Verhalten des Zentauren gefiel ihr nicht. Sie glitt von seinem Rücken herunter. Der reglose Oberkörper hing schräg nach vorn, die Arme herunterhängend. Nicole überlegte, ob es ratsam sein mochte, ihn zu töten. Aber sie unterließ es dann. Vielleicht brauchte sie die Hilfe der Zentauren noch. Dann war es nicht gut, sich Sympathien zu verscherzen.
    Sie mußte vorsichtig taktieren. Sie stand erst am Anfang ihres Weges zur Macht.
    Nicole sah in die Richtung, in die sie vorhin auf dem Zentaurenrücken geritten war. Der Pfad durch den Wald war vorgezeichnet. Sie setzte sich in Bewegung. Sie wollte in Erfahrung bringen, was sich am Ende dieses Weges befand. Wohin hatte Koo sie bringen wollen? Sie würde es herausfinden, aber von sich aus, nicht unter seinem hypnotischen Zwang. Dafür, daß er sie hypnotisiert hatte, haßte und verabscheute sie ihn.
    Sie ließ ihn stehen, wo er war, und lief leichtfüßig über den Pfad. Sie schien keine Müdigkeit zu kennen. Sie war gespannt darauf, was sie finden würde.
    ***
    Koo erwachte nicht viel später. Dadurch, daß er kein Mensch war, erholte er sich schneller von Nicoles betäubendem Schlag, als diese angenommen hatte. Verwirrt sah der Zentauren-Schamane sich um. Wo war das Menschenwesen geblieben, das er nach der Anweisung des Silbermaskenträgers mit dem Sigill des Höllenfürsten gefangenhalten sollte?
    Irgendwie war es aus dem hypnotischen Bann erwacht! Das war einfach unvorstellbar. Der Schamane hatte so etwas noch nie zuvor erlebt. Er fand keine andere Lösung, als daß das Mädchen selbst eine starke Magie in sich trug, die der des Zentauren und seiner Artgenossen wenigstens ebenbürtig war.
    Er hielt es nicht für sinnvoll, dem Menschenmädchen zu folgen. Er wußte nicht, ob es den von Koo eingeschlagenen Weg fortgesetzt hatte, oder ob es seitwärts verschwunden oder gar zurückgelaufen war. Das war zwar am unwahrscheinlichsten, weil es die Drachenechse doch für einen tödlichen Feind halten mußte, aber immerhin möglich. Koo wollte keine Zeit mit unsinnigen Suchaktionen vergeuden. Daß es keine abgebrochenen Zweige am Rand des Pfades gab, besagte nichts. Wer ein wenig Zeit hatte und sich geschickt anstellte, konnte auch spurlos im Wald untertauchen.
    Ich habe versagt, dachte der Zentaur mißmutig. Das Mädchen ist mir entkommen! Das hätte nicht geschehen dürfen!
    Der Silbermaskenträger mußte davon erfahren. Er mußte mit in seine Planungen aufnehmen, daß das Menschenmädchen vielleicht eine starke Magierin war. Vielleicht wußte er auch ohnehin mehr.
    Koo setzte sich in Bewegung. Die Stelle, wo ihn die Handkante des Menschenmädchens getroffen hatte, schmerzte gemein. Aber das ließ sich verdrängen.
    Koo nahm eine Abkürzung, die ihn dorthin bringen mußte, wo er den Silbermaskenträger wähnte.
    ***
    Zamorra erreichte den Rand des Waldes. Er war den Spuren gefolgt, die Nicole hinterlassen

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