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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
traf Nicole in Höhe der Schultern und schleuderte sie vorwärts. Sie streckte noch die Hände vor und wollte ihren Sturz abfangen, aber es gelang ihr nicht mehr, sich irgendwo festzuhalten. Der Schmerz des Schlages, der ihr fast die Besinnung raubte, und die überraschende Schnelligkeit des Vorgangs verhinderten jede Gegenwehr.
    Nicole flog förmlich in ein dichtes Netzwerk von Zweigen und Ranken hinein. Sie berührte klebrige Fasern, die sie sofort festhielten. Als sie sich loszureißen versuchte, blieb sie hängen. Das Netzwerk schloß sich rasch und hüllte sie ein wie ein Kokon. Nicole trat um sich, schlug, versuchte eine Öffnung zu schaffen. Aber es gelang ihr nicht. Sie hing im Innern dieses Netzwerks und auf den klebrigen Fasern fest.
    Da begriff sie.
    Das waren keine einzelnen Zweige, keine losen Ranken. Hier paßte alles auf wundersame Weise zusammen. Das sich verflechtende Netzwerk wurde zu einer dichten Fläche. Eine geschlossene Wand, riesigen breiten Blättern gleich.
    Die Absonderung des klebrigen Stoffes verstärkte sich.
    Nicole war in einer fleischfressenden Pflanze gelandet!
    Die erste der Fallen, die die Zentauren auf Eysenbeißens Geheiß für Zamorra aufgestellt hatten, war zugeschnappt.
    ***
    »Sie ist meiner Hypnose entglitten, Herr«, berichtete Koo dem Silbermaskenträger, nachdem er ihn aufgespürt hatte. »Es ist mir unbegreiflich, wie das geschehen konnte. Sie scheint eine sehr starke Magierin zu sein. Sie schlug mich nieder und entschwand. Ich weiß nicht, wohin sie sich gewandt hat.«
    Magnus Friedensreich Eysenbeiß maß den Zentauren mit einem mißmutigen Blick. Die Silbermaske verhinderte indessen, daß Koo den Gesichtsausdruck deuten konnte. Nach außen hin verriet Eysenbeiß seine Gefühle nicht.
    Der Mann mit der Silbermaske breitete die Handflächen aus. »Über dein Versagen werden wir zu gegebener Zeit reden«, sagte er. »Schau dort hinüber zur Lichtung vor dem Weltentor. Siehst du die Drachenechse?«
    »Ja«, erwiderte der Schamane.
    »Sie wartet auf Zamorras Rückkehr. Du wirst sie überraschen und töten, verstehst du mich? Vernichte die Drachenechse. Ich will nicht, daß sie Zamorra mehr verrät als unbedingt nötig. Sie sprachen ohnehin zuviel miteinander.«
    »Sie sprachen?« wunderte der Schamane sich. »Das ist seltsam. Ist diese Drachenechse denn intelligent?«
    »Wußtest du das nicht? Sie waren und sind alle intelligent, mein Lieber.« Eysenbeiß lachte spöttisch. »Um so mehr ein Grund, sie auszurotten, nicht wahr?«
    Koo nickte.
    »Das ist wahr. Sie könnten uns gefährlich werden. Nun, diese wird nicht mehr lange leben.«
    Der Zentaur brach sich seinen Weg durch das Strauchwerk und näherte sich der Drachenechse. Die rotgeschuppte Kreatur sah den Zentauren auftauchen. Sie ging in Kampfstellung. Eysenbeiß konnte förmlich fühlen, was in der Gedankenwelt der Echse jetzt vorgehen mußte. Sie hatte bestimmt nicht damit gerechnet, daß ein Zentaur erschien.
    Aber sie nahm den Gegner an, obgleich sie wissen mußte, daß dieser Gegner ihr überlegen war. Sie floh nicht. Sie hatte ein Versprechen gegeben und wollte es einlösen, so schlecht die Chancen auch geworden waren.
    Der Zentaur galoppierte an und ging zum Angriff über.
    Gelassen verfolgte Eysenbeiß den mörderischen Kampf. Der Schamane versuchte seine starke Magie einzusetzen, aber irgendwie glitt sie immer wieder an der Echse ab. Der Zentaur war gezwungen, seine Waffen zu benutzen.
    Eysenbeiß erkannte die Verzweiflung der Echse an jeder ihrer Bewegungen. Sie wollte fliehen, war aber an ihr Versprechen gebunden. Der Konflikt setzte ihr fast mehr zu als der Zentaur. Die Echse spie Feuerwolken aus, die das Fell des Schamanen versengten, und schnappte mit Zähnen und Klauen nach ihm. Aber es half ihr nichts. Aus immer mehr Wunden zwischen den Hornschuppen ihrer Panzerung quoll dunkles Blut hervor. Zwar kam auch der Zentaur nicht ganz ohne Blessuren davon, aber das Ergebnis war abzusehen.
    Er war der Echse weit überlegen.
    Eigentlich, dachte Eysenbeiß, wäre dies äußerst erstaunlich gewesen, mußte die Echse doch über eine erstaunliche Kraft verfügen, ihrer Körpermasse entsprechend. Sie war gepanzert und schnell, und zwischen ihre Zähne wollte Eysenbeiß selbst auch nicht so gern geraten.
    Die Bewegungen der Echse erlahmten immer stärker. Die Lanzen- und Schwertspitzen drangen durch ihre Schuppen wie durch Butter. Die Abwehrbewegungen des rotgeschuppten Wesens wurden immer schwächer, bis es

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