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0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod

0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod

Titel: 0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinderte uns mehr an einem Weiterkommen.
    Schwelbrände glosten wie große, rötlich schimmernde, am Boden liegende Augen. Rauch und Qualm krochen aus ihnen hervor, trieben schleierhaft über die verbrannte Erde und gaben einen entsetzlichen Geruch ab. Es war ein Horrorland.
    Kein Riesenschmetterling, keine mutierte Mücke oder Fliege bekamen wir zu Gesicht, nur eben die apokalyptische Leere der toten Natur. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, daß sich der Schwarze Tod hier in dieser Landschaft wohl gefühlt hätte, denn er liebte die Leere, das Ausgelöschtsein des Lebens und der Existenz.
    Der Boden war auf der Oberfläche warm. Darunter kühler. So entstanden Nebel, die sich zwischen den Resten der Pflanzen und Bäume wie grauweiße Leichentücher hingen.
    Wenn ich den Blick hob und in die Ferne schaute, sah ich hin und wieder das rote Aufleuchten. Es zeigte uns an, daß die Horror-Reiter nicht gestoppt hatten, sondern tiefer in den Dschungel hineinritten, um noch mehr zu zerstören. Rechts und links der Bresche wuchs der Dschungel. Dort war alles normal, und von diesen Stellen aus hörten wir das Summen der Rieseninsekten.
    Manchmal sahen wir sie auch über den Kronen der dichten Bäume schwirren, aber sie trauten sich nicht, über die verbrannte Erde und zu uns zu fliegen, so daß wir unseren Weg unbehelligt fortsetzen konnten.
    Irgendwann verschwanden auch die letzten Spuren der Horror-Reiter.
    Ob sie die Düsternis endgültig geschluckt oder sie das Ziel erreicht hatten, wußte ich nicht zu sagen.
    Ich hoffte auf letzteres. Claudine Auber hielt sich gut. Sie ging mit mir auf einer Höhe. Hin und wieder vernahm ich eine Bemerkung über den Sumpf und über die für sie unbegreifliche Welt.
    Das Licht hatte sich nicht verändert. Weiterhin lag es wie ein grauer Schatten über uns. Wenn wir gegen das schauten, was der Himmel sein sollte, sahen wir eine düstere Fläche ohne Sonne, Mond oder Sterne.
    Zwei Menschen schritten durch eine tote, abgestorbene, verbrannte Landschaft. Wir waren einsame Wanderer in einer Umwelt, die uns feindlich gesonnen war.
    Das merkten wir sehr bald.
    Claudine war es, die die Gestalten entdeckte. Sie blieb stehen und faßte nach meinem Arm. »Da vorn ist doch etwas«, hauchte sie und streckte den Finger aus.
    »Wo?«
    »Da, bei den Nebeln!«
    Ich verhielt ebenfalls meinen Schritt. Es gab tatsächlich eine Stelle, wo sich Nebel oder Rauch verdichtet hatten und eine grauschwarze Wolke bildeten.
    Wenn ich genauer hinsah, entdeckte ich Umrisse innerhalb der Wolke.
    Es hätte durchaus ein Mensch sein können. Ich bedeutete meiner Begleiterin, auf der Stelle stehenzubleiben und näherte mich der Wolke.
    Die Beretta hatte ich gezogen, und als ich näher heran kam, wurden meine Augen allmählich größer.
    Bisher hatte ich kein menschliches oder monströses Lebewesen gesehen. Nun aber wurde mir so ein Wesen präsentiert, und es war aus dem Sumpf gekommen. Ein leichter Windzug fuhr herbei, fuhr in die Wolke hinein und vertrieb sie.
    Jetzt sah ich das Wesen klar.
    Es war eine fürchterliche Gestalt. So groß wie ich, dabei ohne Arme und Beine. Wie ein hochkant stehender Stein mit Augen wirkte es, als es auf dem Boden wuchs, und es schwankte von einer Seite auf die andere.
    Ich ging noch näher heran, blickte direkt in das Gesicht und glaubte sogar, menschliche Züge zu erkennen, obwohl Körper und Gesicht sich kaum unterschieden.
    Einen Schritt vor dem Wesen blieb ich stehen. Die Reste des Rauchs hüllten mich ein, sie raubten mir auch einen Teil des Atems.
    Ein paarmal mußte ich husten, bis ich mich überwunden hatte und das Wesen ansprechen konnte.
    Es war nur ein Versuch. Mit einem Erfolg rechnete ich kaum. Daß ich eine Antwort erhielt, war für mich überraschend, denn ich hörte eine wispernde und gleichzeitig weit entfernt klingende Stimme.
    »Fliehen, Fremder, du mußt fliehen…«
    Das Wesen redete in einer anderen Sprache. Es gehörte zu den für mich nicht faßbaren Phänomenen, daß ich es dennoch verstand und eine Frage stellen konnte.
    »Wer bist du?«
    »Es ist nur mein Geist, der zu dir spricht. Der Körper hat keine Stimme mehr. Wer den Reitern der Apokalypse im Wege steht, wird verbrannt.«
    »Du hast hier gelebt?« fragte ich.
    »Ja, ich habe im tiefen Sumpf gesteckt wie in einem Grab. Ich kann die Zeiten nicht erfassen, in denen mir dies alles widerfahren ist, aber es kamen die Reiter, und ihre Kraft drang in den Sumpf hinein, um mich zu verbrennen. Ich bin

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