0337 - Der Höllen-Detektiv
meinen Füßen, und ich sank direkt neben den goldenen Skeletten mit in die Tiefe des Höllensumpfs.
Es war ein seltsames Gefühl. Es fällt mir schwer, dies zu beschreiben, denn ich konnte meinen Körper nicht mehr kontrollieren, weil die Kraft des Höllensumpfs dies übernommen und meine eigenen Funktionen ausgeschaltet hatte. Die Erde des Planeten schluckte mich. Meine Sichtperspektive veränderte sich dabei.
Hatte ich vorhin noch aus einer gewissen Höhe und Distanz über den Sumpf schauen können, sah ich nun flach über ihn hinweg, und er sah jetzt noch stärker aus wie ein Meer aus brauner Brühe.
Auch der Geruch wehte mir intensiver entgegen als zuvor. Die Skelette ließen mich in Ruhe. Sie bedachten mich nicht einmal mit einem Seitenblick. Sie blieben auf sich selbst und natürlich den Würfel des Unheils konzentriert, der seine Kraft an den Schwarzen Tod abgegeben hatte.
Und diese Kraft hatte der Dämon die Jahrtausende über nicht mehr abgegeben. Er hatte sie sogar gegen mich eingesetzt, immer dann, wenn ich gegen ihn antrat.
Spann ich den Faden weiter, hätte ich den Würfel des Unheils eigentlich als meinen Urfeind betrachten müssen.
Es war ein Wahnsinn. Wieder einmal mußte ich feststellen, daß alles, was geschah, auf irgendeine Art und Weise zusammenhing.
Das gläsern wirkende Moor reichte mir mittlerweile bis über die Brust.
In den folgenden Sekunden näherte es sich meinem Hals und damit auch dem Kinn.
Erst jetzt wurde mir richtig bewußt, auf was ich mich da freiwillig eingelassen hatte. Wenn dieser Sumpf über mir zusammenschwappte, bekam ich keine Luft mehr und würde elendig ersticken.
Sofort brach mir aus allen Poren der Schweiß. Es lag noch nicht lange zurück, da hatte ich die Magie des Landes Aibon erlebt und war auch in einem Sumpf verschwunden. [3]
Das hatte ich überstanden. Sollte es mir auch hier gelingen? Ich konnte da nur auf mein Glück und die magischen Kräfte vertrauen.
Noch hing das Kreuz vor meiner Brust. Mit dem obersten Ende schaute es soeben aus dem Sumpf, aber es reagierte nicht. In dieser Zeit war es völlig wertlos.
Wieder sackte ich weiter. Der Geruch des Sumpfes drang bis tief in meine Lungen. Mir wurde fast übel.
Trotzdem atmete ich und schaute über die für mich wogende Fläche.
Allmählich begann sie wieder zu leben. Das hieß mit anderen Worten, es gab Insekten, groß wie Menschenköpfe, die sich erst jetzt wieder hervortrauten und über den Sumpf schwirrten.
Als sie ihre Flügel bewegten, hörte es sich an wie die rotierenden Propeller eines selbst gebastelten Flugzeuges. So laut – und gefährlich…
Bisher hatte ich es nur mit einer Fliege zu tun gehabt. Nun aber kamen die Mücken. Auch sie waren mutiert und verdammt groß.
Zu groß für meinen Geschmack.
Auf einmal waren sie da. Ich wollte es nicht, ich schrie trotzdem.
Die gewaltigen Tiere summten um meinen Schädel, und mir gelang es nicht, die Arme zu bewegen, da sie im Sumpf feststeckten.
Wie kleine Raketen schossen sie auf mich zu und zwei von ihnen setzten sich auf meinen Schädel.
Der Sumpf reichte mir bis zum Kinn, ich konnte noch schreien, bewegte den Kopf und schrie meine Not hinaus, so daß der Laut weit über den Sumpf hallte.
Eine Mücke flog weg. Ihr sich rasend bewegender rechter Flügel streifte noch über meine Wange, aber die zweite blieb kleben und biß zu. Da nutzte mir auch mein Haarschopf nichts. Die Mücke schaffte es tatsächlich, bis auf die Kopfhaut zu gelangen.
Ich spürte den Schmerz. Ein scharfer Biß, danach ein Stechen, und im nächsten Augenblick verschwamm die Umgebung vor meinen Augen, denn der Sumpf hatte mich geschluckt.
Dabei hatte ich noch nicht einmal Luft holen können.
Ich sank in eine andere Welt!
In der Tat brauchte ich keine Angst mehr zu haben, denn ich konnte atmen und fühlte mich keineswegs schlecht. Auch der Sumpf war vergessen. Kein Druck auf der Brust, nichts, was meinen Hals zuschnürte, sondern eine klare, irgendwie reinere Luft als an den meisten Flecken der Erde, so daß ich mir vorkam wie im Hochgebirge.
Begeistert atmete ich ein.
Ich schaute nach links.
Herrlich, wie einfach es doch war, den Kopf zu bewegen. Nichts hinderte mich daran.
Dann sah ich die Skelette!
Sie hielten sich noch immer fest. Ihr gemeinsamer Bezugspunkt war der Würfel des Unheils. Die goldenen Klauen lagen an seinen Seiten fest. Mir schien es so, als wollten die Skelette den Würfel nie mehr loslassen. Ihre Körperhaltung war die gleiche geblieben.
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