0337 - Der Höllen-Detektiv
reagierte entsprechend.
Die Gefährlichkeit seiner Zunge hatte ich bereits am eigenen Leibe kennengelernt, als ich gefangen in der Höhle lag. Nun erwischte es die junge Französin.
Es gelang mir nicht mehr, sie zu retten, denn die Zunge war schnell wie eine hart geschlagene Peitsche. Und sie wickelte sich ebenso rasch um den Körper meiner Begleiterin.
Ich packte zu.
Die Fingernägel stachen in das Fleisch meines Handballens. Das Mädchen hatte ich verfehlt.
Dafür hörte ich Claudines Schrei.
Sie wurde vom Boden hochgerissen. Ich folgte mit verzweifelten Blicken ihrem Flug und sah, daß sich die Zunge des Drachen wie eine rötlich schimmernde Fessel um ihren Körper gewickelt hatte.
Dreimal sogar…
Da kam sie nicht mehr heraus.
Claudines Schreie wurden leiser, je mehr Höhe der Flugdrache gewann. Die Arme hatte sie noch frei. Nur konnte sie damit nichts anfangen. Sie schlenkerte sie wie eine Gliederpuppe auf und nieder, fast noch im Rhythmus der Schwingenbewegung.
Dann folgte das Lachen.
»Ha… haa …«
Böse, gemein, grauenhaft. Der Schwarze Tod hatte allen Grund dazu.
Ihm war der erste Coup gelungen, der mich wie ein böser Schock getroffen hatte.
Und nicht nur das. Er hatte mir gleichzeitig bewiesen, wie hilflos ich in dieser Welt doch war.
Meine Augen füllten sich mit Tränen der Wut…
Jetzt stand ich allein.
Noch immer mit verschleiertem Blick folgte ich dem weit in den roten Himmel hineinstoßenden Drachen, der seine menschliche Beute an einen unbekannten Ort schaffte.
Konnte Claudine sterben?
Nein, denn dann hätte sie in der Zukunft nicht mehr gelebt. Doch es war leicht möglich, daß andere Dinge mit ihr geschahen, denen sie nicht gewachsen war.
So hatte ich ein wenig Hoffnung und konnte mich meinen Problemen zuwenden.
Allein stand ich nicht innerhalb dieser gewaltigen Sumpffläche.
Da gab es die drei Personen, auf die es mir angekommen war. Ihretwegen hatte ich diese »Reise« überhaupt unternommen, und nun, da ich nicht mehr durch Claudine »behindert« wurde, konnte ich endlich etwas unternehmen. Vielleicht brachte mich dies weiter.
Auch die Goldenen hatten dem Schwarzen Tod nachgeschaut. Sogar ihre fleischlosen Arme waren halb erhoben. Sie winkten ihm nach.
Unter den Skeletten veränderte sich wieder einmal der Boden.
Abermals erinnerte mich die Erde an Rauchglas, entsprechend durchsichtig war sie auch.
Mein Blick fiel in die Tiefe.
Es war schon seltsam, welche Gefühle mich dabei überkamen. Ich dachte daran, daß es innerhalb des Sumpfes etwas geben mußte, das mit den Skeletten in einem unmittelbaren Zusammenhang stand, denn sie waren dabei, sich zurückzuziehen.
Genau dort, wo sie standen und der Sumpf durchsichtig wurde, bildeten sich um ihre knöchernen Füße herum regelrechte Ringe, die sich immer mehr ausweiteten und die Gestalten in die Tiefe drückten.
Ein Sog entstand.
Noch blieb ich auf dem Fleck stehen und dachte nach. Sollte ich es einfach wagen, zu den Skeletten hinzugehen und mich zusammen mit ihnen in die Tiefe zerren zu lassen?
Was hatte ich zu verlieren?
Normalerweise nichts, denn dieser Sumpf verdammte mich zur Untätigkeit. Ich wäre allein geblieben und hätte auf die Rückkehr des Schwarzen Tods warten müssen.
Den Zeitraum konnte ich nicht einmal schätzen. So war es schon besser, wenn ich etwas tat. Möglicherweise konnte ich etwas gegen die goldenen Skelette und für Jane Collins tun.
Sie und vor allen Dingen Taniths Worte hatte ich nicht vergessen.
Die Skelette waren der Schlüssel zu dem Geheimnis, das ich lösen mußte.
Also nichts wie hin.
Noch schauten sie aus dem Sumpf hervor. Ihre goldenen Oberkörper gaben einen blassen Schein ab, der sich auf der braun-schwarzen Oberfläche verteilte.
Als hätten sie einen langsam fahrenden Lift bestiegen, so sanken sie allmählich tiefer.
Für mich wurde es Zeit.
Bisher hatte ich nur gestanden, und ich mußte mir einen regelrechten Ruck geben, um mich in Bewegung setzen zu können.
Das gelang mir, und mir gelang es weiter, über den Sumpf zu laufen.
Ich bewegte mich nicht schnell, doch immerhin mit der Geschwindigkeit, die es zuließ, die drei goldenen Skelette und damit auch den Würfel rechtzeitig genug zu erreichen.
Sie hinderten mich nicht.
Auf der normalen Fläche konnte ich normal laufen. Das änderte sich, als ich die Stelle zum erstenmal betrat, die wie dunkles Rauchglas wirkte.
Plötzlich war alles anders.
Kräfte, die ich nicht ermessen konnte, zogen von unten her an
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