0337 - Der Höllen-Detektiv
Sie lagen nicht mehr waagerecht wie beim Auftauchen, sondern glitten senkrecht in eine Tiefe hinein, die wohl niemand ausloten konnte.
Auch ich war gespannt, wo ich einmal landen würde, senkte meinen Blick und schaute nach unten.
Nichts…
Eine gläserne Schwärze, mehr bekam ich nicht zu sehen. Aber eine Schwärze, in der ich mich bewegen konnte, und das allein zählte. Ich war zwar ein Gefangener dieser Welt, aber ich konnte handeln. Den Skeletten würde ich es beweisen.
Während es weiter in die Tiefe ging, und die Konturen dieses »Schachts« zu seltsamen Gebilden verschwammen, hörte ich auch die leisen, singenden Stimmen.
Woher sie drangen, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls waren sie da, und sie füllten meinen Kopf aus, als wollten sie mich, den Neuen, in ihrer Welt begrüßen.
Ob sie mir positiv oder negativ gesonnen waren, wußte ich nicht zu sagen. Jedenfalls schienen sie mir noch nichts zu wollen, diese unsichtbaren Geister im Hintergrund. Was sie sagten, konnte ich nicht verstehen, es war nur mehr ein Singsang.
Hatte schon außerhalb des Sumpfes die Zeit für mich keine Bedeutung mehr gehabt, so wurde sie nun überhaupt gestrichen. Das Gefühl ging mir einfach verloren. Ich wußte nicht, ob ich Minuten oder Stunden »unterwegs« war. Es zählte allein diese Welt, die mit der absolut stillen unter dem Meeresspiegel zu vergleichen war.
Und dann spürte ich Widerstand.
Das Aufkommen geschah sehr langsam und etappenweise. Ich knickte sogar in die Knie ein, bis ich merkte, daß ich ja stehenbleiben konnte.
Ein tiefer Atemzug war meine erste Reaktion. Die sehr klare Luft füllte meine beiden Lungenflügel, und ich merkte, wie mir wohler wurde. Auch hatte das Gefühl des Fallens nachgelassen. Nur mehr ein leichter Schwindel hielt mich umklammert. Das war nicht weiter schlimm.
Ich schaute mich in der neuen Umgebung um. Bisher war mir nicht klar gewesen, wohin mich das Schicksal verschlagen hatte.
Nun endlich wußte ich es. Ich konnte es zwar nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, aber ich glaubte, Bescheid zu wissen.
Ich befand mich innerhalb der Pyramide!
Vor Claudines und meinen Augen war sie versunken, aber sie war nicht vernichtet worden, sondern hatte innerhalb des Höllensumpfs ihren Platz gefunden.
Ein wenig richtete mich dies auf, und ich dachte daran, daß ich bisher eigentlich nur zurückgesteckt hatte. Nun war es an der Zeit, die Initiative zu ergreifen.
Zwei Dinge zählten.
Die drei goldenen Skelette und natürlich der Würfel. Wenn ich an ihn dachte, kehrten meine Gedanken automatisch zu Jane Collins zurück, und auch die geisterhafte Stimme der toten Hellseherin Tanith drang wieder als Erinnerung durch mein Hirn.
Die goldenen Skelette mußt du finden, John. Die Skelette…
Ja, ich hatte sie gefunden und auch den Würfel des Unheils in der Vergangenheit entdeckt.
Die drei Knöchernen standen einige Schritte von mir entfernt.
Noch immer hielten sie den Würfel. Ich wollte sie überraschen und versuchen, ihnen den Gegenstand mit einem Griff aus den Klauen zu nehmen.
Dazu kam es nicht, weil sich die drei Goldenen von mir entfernten.
Das geschah so plötzlich, als hätten sie sich abgesprochen, und meine zupackende Hand griff ins Leere.
Mir blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. Ich unterdrückte den Wunsch, mich hinterrücks auf sie zu werfen und damit zwischen sie zu fahren. So schwer es mir auch fiel, ich blieb ihnen auf den Fersen und glich mich ihrer Laufgeschwindigkeit an.
Wir schritten tiefer in die Pyramide hinein.
Von den einstigen goldenen Wänden war kaum etwas zu sehen.
Selbst ein Schimmern erkannte ich nicht. Wahrscheinlich waren die Wände auch zu weit von mir entfernt.
Wie in Trance bewegte ich mich durch diese fremde, unheimliche Welt, die so anders war als die, die ich sonst kannte. Erfüllt von einem Stimmenwirrwarr, zugleich versehen mit dieser klaren Luft, und dennoch war der Hauch des Grauens zu spüren, der mich streifte wie eiskalte Finger.
Ich blieb in sicherer Distanz, aber so nah, daß ich alles sehen konnte, was sie unternahmen.
Sie hatten ein Ziel.
Aus dem halbdüsteren, geheimnisvollen Licht, das in dieser Welt herrschte, schälte sich etwas hervor. Es war ein breiter und gleichzeitig auch langer goldener Tisch, der auf einem Fuß stand.
Im Laufe der Zeit hatte das Gold Patina angesetzt. Es wirkte mehr braun als hell, und dieser Tisch war das Ziel der drei Skelette. Kaum hatten sie ihn erreicht, als sie sich vorbeugten und
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