0337 - Der Höllen-Detektiv
winzigen Teil von ihm.
Nepreno flog herbei!
Er wurde größer und größer. Ein gewaltiges Untier, das seine Schwingen ausgebreitet hatte und damit einen Teil des roten Himmels verdunkelte. Sein Ziel war der Höllensumpf und damit sein Herr und Meister, der Schwarze Tod.
Er flog fast träge, denn seine Flügel bewegten sich kaum. Trotzdem steckte in ihnen eine gewaltige Kraft. Die Spannweite war nur zu schätzen und kaum zu messen. Wenigstens nicht für mich.
Auch die Französin hatte das Untier gesehen. Ihr Mund zitterte, ihre Augen waren größer als normal, und sie fragte mich, um welch eine Bestie es sich da handelte.
»Das ist Nepreno!«
Sie schüttelte den Kopf, so daß ich mich gezwungen sah, ihr die Zusammenhänge zu erklären.
Noch einmal erschrak sie. »Und auf ihm will der Schwarze Tod reiten?« hauchte sie.
»Ja, dieser Drache paßt zu ihm. Er ist ebenso grausam und gefährlich. Die beiden ergänzen sich.«
Claudine nickte nur.
Danach schauten wir zu, wie der fliegende Riesendrache den Sumpf erreichte und zur Landung ansetzte.
Er sah aus wie ein lebendiges Flugzeug, wobei die Flügel die Tragflächen darstellten. Als er dicht über dem Sumpf schwebte, bewegte er die Schwingen noch einmal sacht auf und nieder, bevor er sie langsam zusammenfaltete und dem Sumpf entgegenrutschte.
Sanft setzte er auf.
Und er sank nicht einmal ein, die magisch beeinflußte Masse hielt ihn auf der Oberfläche.
Ich stand da und staunte. Um mich kümmerte er sich nicht, er sah nur seinen Herrn und Meister.
Auch der Schwarze Tod hatte auf ihn gewartet und schritt ihm entgegen.
Mit gemessenen Schritten ging er auf sein Reittier zu, beobachtet von uns und den goldenen Skeletten.
Wieder erfüllte sich etwas, von dem ich erst in Zukunft erfahren hatte.
Wie der Cowboy in den Sattel, so stieg der Schwarze Tod auf den Rücken des Monsterdrachen.
Für einen Moment genoß er diese Stellung, und wir hatten Zeit, uns die beiden anzuschauen.
So unterschiedlich sie auch waren, für mich bildeten sie ein ideales Paar, denn sie ergänzten sich fantastisch in ihrer Grausamkeit und ihren Aktivitäten.
Weder der Schwarze Tod noch der Drache bewegten sich. Nepreno und sein Reiter saßen still. Sie wirkten wie ein schauriges Denkmal, umhüllt von einem roten Licht, so daß sie innerhalb dieser Farbe wie eine gegensätzliche Insel wirkten.
Ich sah die Blicke des Schwarzen Tods auf uns gerichtet. Die roten Augen stierten mich an. Gefühle las ich nicht in ihnen, aber ich wußte, daß der Schwarze Tod denken konnte und fragte mich, was wohl hinter seiner blanken und schwarzglänzenden Stirn vorging.
Erinnerte er sich an die Zukunft? Wußte er, daß ich einmal zu seinem Todfeind werden würde?
Ich schaute auf die drei goldenen Skelette, die ich schließlich in der Zukunft gesehen hatte. Sie hätten ihm vielleicht Informationen geben können, doch sie verhielten sich still.
So verging die Zeit, bis es dem Schwarzen Tod in den Sinn kam, zu starten.
Ein uriger Laut drang aus seinem Maul. Kaum hatte er ihn ausgestoßen, als ein regelrechtes Zittern durch den gewaltigen Körper des Flugdrachens lief.
Wie bei einem Auto, das Mühe hatte, im Winter anzuspringen und zunächst einmal vibrierte.
Dann falteten sich die Flügel auseinander. Dies geschah mit einer erstaunlichen Präzision. Für eine Weile blieben die Flügel dicht über dem Sumpf schweben, bevor sie allmählich in die Höhe gehoben wurden. Sacht glitten ihre Spitzen danach dem Boden entgegen, erzeugten Wind, und die Oberfläche des Sumpfs bewegte sich.
Plötzlich schwebte er in die Höhe.
Es war ein faszinierender Anblick für uns. Obwohl der Drache unser Todfeind war, kam ich nicht umhin, ihm meine Bewunderung zu zollen.
Diese Bewegungen, das fast lautlose Gleiten und das steile Steigen waren schon toll.
Ich rechnete damit, daß der Schwarze Tod in der Weite des düsterroten Himmels verschwinden würde, aber er hatte etwas anderes vor. Kaum hatte er auf seinem Reittier eine gewisse Höhe erreicht, als er Nepreno einen anderen Befehl gab, den der auch sofort ausführte.
Er drehte sich.
Plötzlich war er da!
Mit der Geschwindigkeit hatte ich nicht gerechnet. Auch nicht mit dem Schrei, der aus dem lippenlosen Maul des Schwarzen Tods drang.
Zudem hatte der Flugdrache unsere Richtung eingeschlagen.
Wir mußten weg.
Ich wollte Claudine Auber noch an mich reißen oder sie fortstoßen, eine Entscheidung zu treffen, war mir nicht mehr möglich, denn der Flugdrache
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