0337 - Satans tödliche Brut
in einer Waldschneise nahe der Straße und war von Büschen und Sträuchern getarnt. Wenn Zamorra nicht gerade einen sechsten Sinn dafür entwickelt hatte, würde er ahnungslos bleiben.
***
Zamorra brauchte nicht lange für die gut vierzig Kilometer um den See herum. Die Straße war um diese Uhrzeit einigermaßen frei befahrbar. Vorsichtshalber verzichtete er darauf, sich eingehendere Gedanken über das Schweigen Bjern Gryms zu machen. So konnte er auch nicht mit vorgefaßten falschen Erwartungen in eine Falle tappen. Wenn es wirklich jener schwarze Cadillac gewesen war, mit dem damals Leonardo deMontagne aktiv gewesen war, dann mochte Grym bereits gewarnt worden sein.
Zamorra näherte sich dem Grymschen Anwesen etwas vorsichtiger. Er sah, daß das große Tor offen war. Das war ungewöhnlich. Denn warum hatte Grym sein Anwesen erst eingezäunt, wenn er dann doch freien Zugang ließ?
»Macht euch mal ein wenig nützlich«, bat er die im Fond sitzenden Zwillinge. »Könnt ihr irgendwelche Gedanken auffangen, die sich mit Fallenstellerei befassen?«
Die beiden Mädchen sahen sich an. Nacheinander schüttelten sie die Köpfe. Zamorra sah es im Rückspiegel. Er wußte, daß er viel von den beiden Telepathinnen verlangte. Sie benutzten ihre besondere Gabe sehr selten, weil sie genau wußten, was sich damit anrichten ließ. Es reichte, wenn sie Verbindung zueinander hatten oder wenn sie selbst gezielt Gedankenbotschaften aussandten, wenn es um Aktionen gegen dämonische Wesenheiten ging, in die sie entweder von selbst hineinrutschten oder zu denen sie von Zamorra gebeten wurden. Normalerweise blockten die Mädchen ihre Para-Gabe ab. Ihnen war nicht daran gelegen, ständig ein Gedankenchaos von tausend verschiedenen Menschen zugleich aufzufangen. Ihnen war auch nicht daran gelegen, die Gedankenwelt weniger Menschen gezielt auszuspionieren. Erstens interessierte sie das alles nicht; sie hatten in aller Regel genug mit eigenen Problemen zu tun, statt sich noch zusätzlich mit denen von Fremden zu befassen. Zweitens war es eine ungeheure Belastung.
Deshalb fehlte es ihnen auch an Übung, sich auf den Gedankeninhalt anderer einzustellen. Sie mußten zunächst ihre eigenen »Sperren« überwinden und sich an die Gedanken anderer herantasten. Es klang immer einfacher, als es in Wirklichkeit war. Leichter war es schon, Kontakt mit einem anderen Telepathen aufzunehmen, wie es Zamorra in begrenzter Stärke war, oder etwa Gryf oder Merlin.
»Ich glaube, das Haus ist leer. Ich kann nicht mal irgendwelche Grundströmungen wahrnehmen«, sagte Uschi. »Oder derjenige, der anwesend ist, schirmt sich ab.«
Zamorra lenkte den Wagen auf die Privatstraße, die zum Haus führte. Er war noch nie hier gewesen und mußte sich selbst erst orientieren. Er hielt in der Nähe der Freitreppe an. Dann stieg er vorsichtig aus. Er öffnete das Hemd und legte das Amulett vor seiner Brust frei.
Aber es sprach nicht an. Also gab es keine dämonische Aktivität in der unmittelbaren Umgebung.
Er warf den Telepathinnen einen fragenden Blick zu, die im Wagen sitzen geblieben waren. Aber sie schüttelten wieder die Köpfe.
Zamorra ging auf die Haustür zu. Etwas warnte ihn. Plötzlich glaubte er zu wissen, daß die Tür magisch präpariert war. Er zog den Finger, mit dem er gerade den Klingelknopf berühren wollte, hastig wieder zurück.
Das Amulett vibrierte leicht.
Zamorra hob es am Kettchen an und näherte es dem Knopf. Es begann sich unmerklich zu erwärmen. Hier war also in der Tat Schwarze Magie am Werk.
»Verdammt«, murmelte Zamorra. »Also doch.«
Er berührte die Klingel mit dem Amulett. Es zischte, Funken sprühten, und der Knopf schmolz einfach weg. Daß drinnen irgendwo eine Klingel anschlug, war nicht zu hören. Zamorra wartete ab, aber niemand kam, um zu öffnen. Ein zweites Mal ließ die Klingel sich nicht benutzen.
Hier war also nichts zu machen.
Ein anderer hätte vielleicht versucht, die Tür zu knacken. Zamorra verzichtete darauf. Er ging um das Haus herum. Da war die große Terrasse, aber die Tür schien geschlossen zu sein.
Vielleicht war Bjern Grym in seiner kleinen Yacht? Ein Skipper, der nichts zu reinigen, zu flicken oder zu verfeinern findet, ist kein richtiger Yachtkapitän. Außerdem baute Grym Schiffe. Möglicherweise war er irgendwo am Werk.
Er schien sich überhaupt rasch Ersatz beschafft zu haben für die Yacht, die Nicole seinerzeit auf einem von Leonardos Höllenwürmern zerschmettert hatte. [3]
Aber dort am
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