0337 - Satans tödliche Brut
stark war! Erleichtert sah Zamorra, daß Wang sein schwarzes Schwert nicht bei sich hatte.
Dadurch war er nur noch halb so gefährlich.
Der Professor wich trotzdem zurück und bemühte sich, aus der unmittelbaren Reichweite Wangs zu kommen. Der Mongole lehnte in der Tür, lässig einen Fuß vorgestellt, und betrachtete Zamorra und das Amulett, das offen vor seiner Brust hing.
Es zeigte nichts an.
Wang war ein Mensch, kein Dämon. Er war auch kein Schwarzmagier, sondern nur ein gefährlicher Kämpfer. Leonardos Leibwächter und Killer. Demzufolge konnte das Amulett auch nicht auf ihn ansprechen. Es sei denn, er konzentrierte sich auf seine Unverwundbarkeit, die durch das Blut eines Dämons hervorgerufen worden war, ähnlich wie bei Siegfried, der im Drachenblut gebadet hatte… Aber offenbar hatte Wang Wert darauf gelegt, unbemerkt zu bleiben. So war er im Augenblick vielleicht verletzlich. Aber er würde jede Aktion Zamorras schon im Ansatz erkennen.
Der Parapsychologe hätte rein theoretisch seinem Amulett einen gedanklichen Angriffsbefehl erteilen können. Theoretisch… nur in der Praxis funktionierte das nicht. In seiner Hand wandte Merlins Stern sich wohl gegen Dämonen und Schwarzmagier, nicht aber gegen »normale« Menschen, wie Wang einer war.
Gegen Eysenbeiß hätte Zamorra sein Amulett schon eher einsetzen können…
Er starrte den Mongolen an und versuchte zu erkennen, wann und wie dieser ihn angreifen würde. Mit keiner anderen Waffe ausgerüstet als dem Amulett, hatte Zamorra keine Chance. Er konnte nur die Flucht ergreifen. Wo Wang Lee auftauchte, hatte der den Sieg schon in der Tasche.
Kurz zuckte Zamorra ein Gedanke durch den Kopf. Ob Wang durch Michael Ullichs Schwert »Gorgran« verwundbar war, das selbst Stein zerschnitt?
Aber weder Ullich noch sein Schwert waren jetzt hier. Zamorra stand Wang Lee allein gegenüber. Und er nahm plötzlich an, daß dieser auch für die Verwüstung des Büros zuständig war. Hier mußte sich bereits ein Kampf abgespielt haben. Bedeutete das, daß Bjern Grym vielleicht doch nicht der Schwarzen Magie verfallen war?
»Was ist mit Grym?« fragte Zamorra. »Was habt ihr mit ihm angestellt?«
Er nahm an, daß Wang nicht allein hier war. Meistens steckte sein Herr und Meister Leonardo in der Nähe, wenn der Mongole irgendwo auftrat.
»Nichts. Er zog es nur nach einer kurzen Unterredung vor, das Haus vor deinem Erscheinen zu verlassen, Zamorra. Hast du wieder irgendeinen Trick auf Lager, oder kann ich dich diesmal töten?«
»Versuch’s«, sagte Zamorra finster.
Wang Lee nickte.
»Wir sind beide unbewaffnet. Das ist ein fairer Kampf.«
Im gleichen Moment war er bei Zamorra. Der Parapsychologe fragte sich, wie Wang es geschafft hatte, so schnell zu sein. Er flog förmlich, mit den Füßen voran, durch die Luft. Zamorra warf sich seitwärts, wurde aber trotzdem erwischt und mit Wucht gegen die Wand getrieben. Er stöhnte auf. Wang hatte sich noch in der Luft gedreht und kam auf Knien und Händen auf. Aus der Bewegung heraus machte er einen Handstand-Überschlag, kam wieder auf die Füße und drehte sich herum. Beide Arme waren ausgestreckt, die Handkanten gestreckt. Aber seine Vorsichtsmaßnahme war überflüssig. Zamorra konnte gar nicht so schnell angreifen, wie er es eigentlich gewollt hätte. Er taumelte noch halb vorwärts und lief direkt in den nächsten Schlag Wangs hinein.
Vor seinen Augen wurde es schwarz. Daß er den Boden berührte, merkte er schon gar nicht mehr.
Wang sah ihn verblüfft an. Mit einem so leichten Sieg hatte er nicht gerechnet. Er stieß Zamorra mit der Fußspitze an und drehte ihn, daß er auf den Rücken zu liegen kam. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, den Bewußtlosen jetzt zu töten.
Aber das tat er nicht. Er hielt es nicht für ehrenhaft, einen wehrlosen Gegner zu töten. Er kämpfte wohl für die Hölle, für das Böse, für den Teufel selbst. Aber er bewahrte sich seine Kriegerehre. Töten gehörte für ihn zum täglichen Leben, nicht aber Morden.
So war es Zamorras Glück, daß er das Bewußtsein verloren hatte.
Wang bückte sich, hakte das Silberkettchen los und nahm Zamorra das Amulett ab, um es sich selbst umzuhängen.
Er lud sich Zamorra auf die Schulter und trug ihn nach draußen.
Von Eysenbeiß war nichts zu sehen, von Zamorras Wagen auch nicht. Also mußte Eysenbeiß wohl wieder eine seiner Extratouren gemacht haben, bei denen er in aller Regel aufs Maul fiel, wie Wang schon mehrfach erlebt hatte. Dieser
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