0338 - Inferno in der Alptraum-Schlucht
hielt die Waffen bereits in den Händen, und er schien nur mehr auf ähnliche Reaktionen gewartet zu haben.
Mit dem linken Revolver schoß er.
Es gab nicht einmal mehr einen Knall, sondern ein saugendes Geräusch, das man auch als Klatschen bezeichnen konnte. Aus der Mündung spritzte eine grüne Masse. Sie sah aus wie dicker Schleim, und sie fand zielsicher ihren Weg.
Canotti hatte die Beretta nicht einmal in die richtige Zielhöhe bekommen, da wurde er getroffen.
Mitten in sein Gesicht klatschte die grüne Masse, und der Schrei, den Romano ausstieß, gellte durch den Passagierraum als heulendes Geräusch. Er wurde gleichzeitig zurückgestoßen, fiel mit dem Rücken gegen die weiche Innenverkleidung und riß die Hände hoch, um sie gegen das Gesicht zu pressen.
Die anderen standen stumm. Niemand griff ein, und nur die zynische Bemerkung des Höllen-Detektivs unterbrach die Stille. »Jetzt werdet ihr erleben, was geschieht. Macht euch auf etwas gefaßt, damit ihr seht, daß der Satan mich nicht im Stich läßt.« Ein breites Grinsen spaltete seinen Mund, und er hatte mit seinen Worten nicht übertrieben, denn die grüne schleimige Masse war furchtbar.
Den Zuschauern kam es so vor, als hätte sie die Kraft aus dem Körper des Romano Canotti herausgesaugt. Er konnte sich plötzlich nicht mehr halten, knickte ein und fiel auf die Knie. Noch hatte er seine Hände gegen das Gesicht gepreßt, aber auch aus den Armen entschwand die Kraft.
Zum erstenmal seit Suko die Canottis kannte, sah er Angst in den Augen von Mutter und Sohn. Sie starrten beide auf den Mann, dessen Hände allmählich nach unten rutschten und damit das Gesicht freigaben.
Es war eine Fratze.
Scheußlich und wie das verschmierte Werk eines modernen Malers aussehend. Grüner Schleim und goldene Farbe hatten sich miteinander vermischt und waren dabei, den Kopf zu zerstören.
Romano Canotti starb auf eine furchtbare Art und Weise. Als der Körper zurückfiel, war er nur mehr ein Torso. Auf dem Boden aber lag eine Lache, die brodelte und kochte, Blasen warf und einen dünnen, ätzenden Qualm entließ, der sich allmählich ausbreitete.
Mutter und Sohn waren starr vor Schreck. Aber auch Suko rührte sich nicht. Er war heilfroh, daß er nicht angegriffen hatte, denn ihm wäre das gleiche Schicksal widerfahren.
Nur einer freute sich.
Und der lachte sogar. »Ja«, sagte er noch immer lachend. »Das passiert dem, der sich mit mir anlegt. Ihr wißt doch, daß ich unter dem Schutz des Teufels stehe. Oder nicht?«
Die beiden Canottis schwiegen, und auch Suko sagte kein Wort.
»Hat es euch die Sprache verschlagen?« höhnte der Höllen-Detektiv.
»Glaubt ihr immer noch, daß mich der Teufel schutzlos gelassen hat? Wie kann man nur so dumm sein, wirklich!« Er ging vor und schwenkte seine beiden Revolver. »Wer will der nächste sein?«
»Kent«, sagte Maria Canotti mit rauher Stimme. »Das werden Sie bereuen, ich verspreche es Ihnen.«
»Wirklich?« spottete der Mann. »Was wollen Sie denn? Ihr Knilch hat doch die Vollendung erlebt. Er ist zu einem Goldenen geworden und auch als Goldener gestorben…«
»Nur vergessen Sie eines. Auch wir stehen unter einem besonderen Schutz. Wenn sich bei Ihnen der Teufel als Meister aufspielt, so sind es bei uns die Skelette. Und sie sind in dieser Zeit sehr mächtig, das können Sie mir glauben. Sie werden einen Tod erleben, wie er grauenhafter nicht sein kann.«
»Vielleicht können Sie mich dann in der Hölle begrüßen, wenn Sie noch lange so weiterreden«, konterte der Mann. »Sagen Sie es! Soll ich noch einmal schießen? Ihr komischer Sohn hat da vorhin so einige Andeutungen gemacht, die mir nicht gefielen…«
»Wollten Sie nicht den Würfel?« Maria Canotti wechselte geschickt das Thema.
»Stimmt!«
»Dann nehmen Sie ihn sich«, erklärte sie mit einem schiefen Seitenblick auf Suko.
Die Canotti war raffiniert. Sie wußte genau, daß der Chinese es nicht zulassen durfte, daß ein anderer den Würfel von Jane Collins an sich nahm. Also mußte der Inspektor eingreifen, denn ihr war die blonde Hexe völlig egal.
»Das werde ich auch«, erwiderte Kent grinsend. »Und niemand kann mich daran hindern.«
»Bitte!«
Suko überlegte fieberhaft. Er hatte gesehen, wie die Ladung der Revolver wirkte. Wenn er getroffen wurde, egal, wo auch immer, überleben würde er es nicht. Der Satan hatte sich da eine besonders raffinierte Methode einfallen lassen. Zudem hatte er mit Pernell Kent einen Mann gefunden, der sich
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