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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gestohlen?«
    Ihr Gesicht war so weiß wie das Tischtuch. Er machte einen vergeblichen Versuch, ihr in die Augen zu schauen.
    »Ich?« stotterte er.
    In diesem Augenblick läutete es. Sie blickten sich an.
    »Wer ist das?« fragte Johnny heiser.
    »Ich weiß es nicht. Ich will nachsehen.«
    Ihre Füße waren wie Blei, als sie sich zur Tür schleppte. Alan Wembury stand vor der Tür, mit einem Ausdruck in den Augen, den sie an ihm noch nie gesehen hatte.
    »Wollen Sie mich besuchen?« fragte sie atemlos.
    »Nein, ich will mit Johnny sprechen.«
    Beide hatten so leise gesprochen, daß man sie kaum verstehen konnte. Er ging an ihr vorbei ins Eßzimmer. Dort stand Johnny, unbeweglich, so wie Mary ihn verlassen hatte, an dem kleinen runden Tisch mit den Resten des Abendessens. Das Reden machte ihm Mühe.
    »Was wünschen Sie, Wembury?«
    »Ich komme direkt von Scotland Yard«, begann Alan mit unnatürlicher Stimme. »Ich sprach mit Oberst Walford über eine Mitteilung, die mir heute nachmittag zuging. Ich habe versucht, ihm das Verhältnis zu erklären, in dem ich zu Ihrer Familie stehe, und das mich zögern ließ, meine Pflicht zu erfüllen.« Wembury sprach langsam, die passenden Worte suchend. »Morgen werde ich wiederkommen - mit dem Befehl, diese Wohnung nach den Darnleigh-Perlen zu durchsuchen.«
    Er hörte das unterdrückte Schluchzen Marys, wandte sich aber nicht um.
    Johnny Lenley stand da, steif, blaß. Er kannte die polizeilichen Vorschriften nicht, sonst wäre ihm die Bedeutung von Alans Worten klargeworden, nämlich, daß ein Durchsuchungsbefehl noch gar nicht vorlag.
    Wembury bemerkte seine Ahnungslosigkeit und wurde noch deutlicher.
    »Ich habe keinen Durchsuchungsbefehl und auch kein Recht, die Wohnung jetzt zu untersuchen. Morgen früh aber wird der Befehl ausgestellt werden.«
    Wenn Johnny Lenley nur eine Spur von Verstand hatte, und wenn die Perlen sich in der Wohnung befanden, dann konnte er sich ihrer noch entledigen. Aber er nahm die Gelegenheit, die Alan anbot, nicht an.
    »Sie sind im Koffer unter dem Bett«, sagte er. »Sie wußten es, sonst wären Sie nicht gekommen. Ich will keine Gunst von Ihnen ... «
    Er drehte sich um, ging in sein Zimmer und kam nach wenigen Augenblicken mit einer Schachtel zurück, die er auf den Tisch legte. Alan Wembury wagte nicht, Mary anzusehen, die starr neben dem Tisch stand, blaß, die entsetzten Augen auf den Bruder gerichtet.
    »Johnny, wie konntest du?« war das erste, was sie schließlich hervorstoßen konnte.
    »Es hat keinen Zweck, jetzt großen Lärm darum zu machen«, meinte er stumpfsinnig. »Ich muß verrückt gewesen sein.«
    Plötzlich drehte er sich um, schloß sie in seine Arme, seine ganze Gestalt zitterte, als er ihre bleichen Lippen küßte.
    »Gehen wir also ...«, murmelte er ergeben.

15.
    Sie sprachen kein Wort, bis sie sich der Polizeiwache in der Flanders Lane näherten. Dort fragte Johnny, ohne den Kopf zu wenden:
    »Wer hat mich verraten?«
    »Eine anonyme Anzeige ist eingegangen«, antwortete Alan kurz.
    Lenley lachte auf.
    »Sie haben mich wohl seit dem Diebstahl beobachtet? Das wird Ihnen eine Beförderung einbringen, ich wünsche Ihnen viel Glück dazu!«
    Kurz bevor er in die Zelle abgeführt wurde, fragte er:
    »Was werde ich dafür bekommen, Wembury?«
    Alan schüttelte nur den Kopf, weil er wußte, daß es, obgleich Lenley nicht vorbestraft war, kaum ohne Zuchthaus abgehen würde.
    Es war schon elf Uhr nachts, als Alan schnell die verlassene Flanders Lane entlangging und sich Messers Haus näherte. Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus konnte er über der Mauer die obersten Fenster des Hauses sehen. Eines davon war erleuchtet.
    Als er die Straße überquerte, löste sich eine Gestalt von der dunklen Mauer, die das Haus des Rechtsanwalts umgab. Wembury rief den Mann scharf an, der jedoch nicht flüchtete, wie er erwartet hatte. Im Gegenteil, der Mann kam gemächlich auf ihn zu, und im nächsten Augenblick stand er im Lichtstrahl von Wemburys Taschenlampe.
    »Hallo! Wer sind Sie, und was machen Sie hier?« fragte Alan.
    »Die gleiche Frage könnte ich Ihnen stellen!« antwortete der andere kühl und ohne zu zögern.
    »Ich bin Kriminalbeamter«, sagte Alan gereizt. Er vernahm ein leises Gelächter.
    »Dann trifft uns dasselbe Mißgeschick - denn ich bin auch einer! Ich nehme an, daß Sie Inspektor Wembury sind?«
    »Stimmt!« Alan wartete.
    »Ich kann Ihnen meine Karte nicht geben, aber mein Name ist Bliss -

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