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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der erste Mann gewesen, der am Seil hinaufkletterte? Und welchen anderen Grund könnte er gehabt haben, in Mary Lenleys Wohnung einzudringen, als nach der Geheimschrift zu suchen? Es mußte der Hexer gewesen sein!

20.
    Zwei Fragen tauchten am nächsten Morgen vor Mary Lenley auf. Sollte sie Maurice sagen - erstens, daß sie mit Alan Wembury ausgegangen, und zweitens, daß bei ihr eingebrochen worden war?
    Messer war noch nicht aus seinem Zimmer heruntergekommen, als sie eintraf. Samuel Hackitt, der nun zum Messerschen Haushalt gehörte, putzte gemächlich die Fenster. Vor einigen Tagen hatte er seinen Dienst angetreten, und Mary mochte den Mann ganz gern.
    »Guten Morgen, Miss!« Er hob die Hand zu der Stelle, wo sich sonst der Schirm seiner Mütze befand. »Der alte Herr ist noch im Bett. Der Herr segne seinen Schlaf!«
    Als Mary darauf nicht einging, klopfte Hackitt mit dem Handknöchel an die Täfelung.
    »Hohl«, stellte er fest. »Das ist eher ein Karnickelstall als ein Haus.«
    Mr. Messers Haus war in den Tagen erbaut worden, als Peter der Große sich in Deptford aufhielt. Mary teilte Sam diese historische Tatsache mit, die jedoch absolut keinen Eindruck auf ihn machte.
    »Ich habe Peter nicht gekannt. War er König? Das klingt wie eine Lüge von Messer.«
    »Das ist Geschichte, Sam!« sagte sie streng, während sie die Schreibmaschine abstaubte.
    »Morgen gehe ich zu Scotland Yard, Miss«, schwatzte Hackitt weiter. »Ich war noch nie dort, nehme aber an, daß es genauso wie auf jedem anderen Polizeirevier ist - ein Stuhl, ein Tisch, ein Paar Handschellen und ein Haufen meineidige Lügner!«
    In diesem Augenblick trat Messer ein und unterbrach Hackitts Betrachtungen. In mürrischem Ton schickte er seinen Diener hinaus. Als er mit Mary allein war, beklagte er sich, daß er schlecht geschlafen habe.
    »Wo waren Sie gestern?« setzte er ihr gleich darauf zu.
    Sie benützte die Gelegenheit, um ihn abzulenken, und erzählte ihm von dem Einbruch, verschwieg aber den gestohlenen Brief. Er hörte erstaunt zu. Als sie die Unterredung zwischen Wembury und Inspektor Bliss erwähnte, rief er aus:
    »Bliss? Das ist seltsam!« Er stand auf, seine Augen schlossen sich ein wenig, als blicke er in grelles Licht. »Bliss ... Ich habe ihn jahrelang nicht gesehen. Er war in Amerika. Ein tüchtiger Mensch ... Bliss - hm!«
    »Aber - finden Sie es nicht auch sehr merkwürdig, daß er, und vor ihm schon jemand anders, in meine Wohnung hinaufkletterte? Was glaubten sie zu finden?«
    »Ich weiß es nicht. Bliss suchte etwas in Ihrem Zimmer. Die Geschichte von dem andern Mann klingt faul.«
    »Trotzdem - was konnte er suchen?« fragte sie eindringlich.
    Messer schwieg.
    Bliss! Er hatte in Deptford nichts zu suchen, falls nicht ...
    Er stand vor einem Rätsel und war besorgt. Das Erscheinen dieses Mannes in Deptford konnte nur auf ein außerordentliches Ereignis hindeuten. In den letzten drei Monaten war im Bezirk nichts Besonderes vorgefallen, und Messer, der seine Finger in mehr Sachen hatte, als seine ärgsten Feinde es ihm zutrauten, wußte, daß kein Diebstahl begangen worden war, der Scotland Yard veranlassen konnte, einen der besten Beamten mit einer unabhängigen Untersuchung zu beauftragen.
    Messer nahm sein einfaches Frühstück gewöhnlich im Privatbüro ein. Wie sonst bestand es auch an diesem Morgen aus einer Tasse Kaffee, einigen Früchten und Keksen. Er öffnete die Zeitungen, die neben ihm lagen, und blätterte sie gemächlich durch. Ein Titel am Kopf einer Spalte fesselte seine Aufmerksamkeit: ›Aufstand im Gefängnis - Sträfling rettet dem stellvertretenden Direktor das Leben‹. Er überflog den Artikel in aller Eile, da er auf einen bekannten Namen zu stoßen hoffte, doch der betreffende Gefangene wurde, wie in solchen Fällen üblich, nicht genannt. In einem Gefängnis in der Provinz war ein Aufstand ausgebrochen. Die Anführer hatten einen Wärter niedergeschlagen und ihm die Schlüssel abgenommen. Sie hätten den dazukommenden Stellvertreter des Direktors getötet, wenn ihn nicht ein Sträfling mit einem Besenstiel verteidigt hätte, bis bewaffnete Wärter erschienen. Maurice spitzte die Lippen und lächelte. Er überlegte, welche Belohnung der tapfere Sträfling erhalten würde. Wahrscheinlich eine höhere, als er verdiente.
    Hackitt kam herein, um das Frühstücksgeschirr abzuräumen. Er las über Messers Schulter hinweg den Bericht.
    »Der stellvertretende Direktor ist ein netter Kerl!« sagte er. »Ich

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