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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sie zwei Tage nach der Vernehmung in Scotland Yard am Morgen zur Arbeit kam, waren Arbeiter im Haus, die am großen Fenster einen neuen Fensterrahmen montierten.
    »Wir wollen Gitter anbringen, Miss«, erklärte ihr einer. »Hoffentlich stören wir Sie nicht?«
    »Wenn es gar zu schlimm wird, arbeite ich eben in einem anderen Zimmer.«
    Warum aber Gitter vor den Fenstern? Weit und breit konnte sie keine wertvollen Gegenstände feststellen, höchstens Mr. Messers Tafelsilber, das prächtig war. Hackitt wurde nicht müde, über das Silber zu reden. Es fesselte ihn.
    »Jedesmal, wenn ich die Milchkanne putze, fürchte ich mich vor dem Gefängnis«, scherzte er an diesem Morgen.
    Diese Anspielung brachte sie auf den Gedanken an die geheimnisvolle Konferenz in Scotland Yard. Sie fragte Hackitt über seinen kürzlichen Besuch dort aus.
    »Ja, Miss«, meinte er, »ich habe mit dem Oberkommissar gesprochen - es ist doch komisch, daß die Polypen nichts herausfinden können, ohne sich an unsereinen zu wenden!«
    »Worüber wollte er Sie sprechen, Hackitt?«
    Sam zögerte.
    »Über einen Herrn, den ich früher kannte.«
    Mehr wollte er nicht sagen. Sie wußte nicht, was sie davon halten sollte. Bei der ersten Gelegenheit fragte sie Messer, was Sam wohl gemeint habe, aber auch er wich der Frage aus.
    »Sie würden gut daran tun, mit Hackitt nicht soviel zu reden«, empfahl er ihr. »Der Mann ist ein Lügner. Er würde Dinge behaupten, nur um jemandem Schrecken einzujagen. Haben Sie etwas von Johnny gehört?«
    An diesem Morgen wäre ein Brief fällig gewesen. Da er aber nicht eingetroffen war, fühlte sie sich enttäuscht.
    »Warum lassen Sie das Gitter anbringen, Maurice?«
    »Um schlechte Menschen fernzuhalten«, sagte er leichthin. »Ich sehe es lieber, wenn sie durch die Tür kommen. Es ist abends hier sehr einsam, Mary, Sie können sich nicht vorstellen, wie einsam ...«
    »Warum gehen Sie nicht mehr aus?«
    »Das ist es gerade, was ich - augenblicklich nicht tun möchte. Ich wäre dankbar, wenn mir jemand abends etwas Gesellschaft leistete. Um es geradeheraus zu sagen, liebe Mary - ich würde mich freuen, wenn Sie einige Abende bei mir verbrächten.«
    »Es tut mir leid, Maurice, ich kann nicht - ich weiß, nach allem, was Sie für mich getan haben, klingt das sehr undankbar. Aber sehen Sie denn nicht ein, daß es nicht geht?«
    Er sah sie mit halbgeschlossenen Augen an.
    »Wollen Sie nicht wenigstens an einem Abend zum Essen kommen? Ich spiele Ihnen eine wunderbare Sonate vor - es ist langweilig, immer nur sich selbst vorzuspielen. Meinen Sie nicht, daß Sie es übers Herz bringen, einmal abends herzukommen?«
    Eigentlich war kein Grund vorhanden, warum sie es nicht tun könnte, und doch zögerte sie.
    »Ich will es mir überlegen,«
    An diesem Nachmittag wurde Mr. Messer ein schwieriger Fall übertragen. Es ging um einen betrunkenen Motorradfahrer, den man festgenommen hatte. Mary wollte gerade nach Hause gehen, als Mr. Messer in großer Eile zurückkam.
    »Gehen Sie noch nicht, Mary! Ich muß dringend an Dr. Lomond wegen dieses Verhafteten schreiben. In seinem Bericht hat Lomond gesagt, der Mann sei betrunken gewesen. Ich will sofort verlangen, daß er seinen eigenen Arzt hinzuziehen kann.«
    Er diktierte den Brief, den sie schrieb und ihm zur Unterschrift brachte.
    »Das Schreiben sollte Dr. Lomond zugestellt werden.« Er blickte sie fragend an. »Hätten Sie etwas dagegen, ihm den Brief zu bringen? Es ist kein Umweg für Sie, er wohnt in Shardeloes Road.«
    »Das mache ich sehr gerne«, sagte Mary freudig. »Ich würde den Doktor gerne wiedersehen.«
    »Wieder? Wo haben Sie ihn denn schon gesehen?«
    Sie erzählte von der kurzen Unterhaltung vor Scotland Yard.
    Messer biß sich auf die Lippen.
    »Ein gerissener alter Teufel! Ich würde mich nicht wundern, wenn er mehr Gehirn hätte als ganz Scotland Yard zusammen. Lächeln Sie ihn freundlich an, Mary, ich möchte meinen Klienten gern von der Anklage freibekommen.«
    Mary fragte sich, als sie das Haus verließ, ob ihr Lächeln irgendeinen Einfluß auf die Diagnose des Polizeiarztes haben könnte. Sie nahm ganz richtig an, daß er nicht der Mann war, der sich so leicht beeinflussen ließ.
    Dr. Lomond wohnte in einer unfreundlichen kleinen Straße, und sein kleines Zimmer sah genauso finster aus. Die Wirtin, die auf das Klopfen erschien, führte Mary in ein im viktorianischen Stil möbliertes Zimmer. Der Doktor saß in einem unbequemen Lehnstuhl, ein offenes Buch vor

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