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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sich auf den Knien. Auf seiner Nase saß eine stahlumrandete Brille.
    »Ah, meine Liebe!« Er schlug das Buch zu und erhob sich. »Was führt Sie zu mir?«
    Sie übergab ihm den Brief, den er öffnete und las. Die Bemerkungen, die er selbstvergessen vor sich hin murmelte, waren offensichtlich nicht für sie bestimmt.
    »Ach - von Messer! Der Schuft ... Wegen des Betrunkenen, dachte ich es doch! Er war betrunken und bleibt betrunken, und alle Ärzte aus der Harley Street können ihn nicht nüchtern machen - sehr gut, sehr gut!«
    Sie wartete. Er faltete den Brief zusammen und steckte ihn in die Tasche. Dann schaute er Mary über die Brille hinweg freundlich an.
    »Hat er Sie zum Boten gemacht? Wollen Sie sich nicht setzen, Miss Lenley?«
    »Danke schön, Doktor, aber ich muß schleunigst nach Hause.«
    Trotz dieser Versicherung erzählte sie im gleichen Atemzug -sie wußte selbst nicht, was sie dazu bewog - die Geschichte von dem Einbruch.
    »Inspektor Bliss? Er war der Mann ... Ja, ich habe davon gehört. Alan Wembury hat es mir erzählt. Ein netter Junge, Miss Lenley!« Er blinzelte sie verschmitzt an. »Sie wundern sich, warum Bliss in Ihre Wohnung eingedrungen ist? Ich weiß es nicht und will mit Bestimmtheit auch nichts behaupten. Aber ich bin Psychologe und kann Ihnen eines sagen, Miss Lenley - Bliss stieg in Ihre Wohnung ein, weil er annahm, daß Sie etwas besitzen, das er gerne haben wollte. Und wenn ein Polizeibeamter irgend etwas unbedingt braucht, wagt er alles mögliche. Sie haben nichts vermißt?«
    »Nichts als einen Brief, der nicht einmal mir gehörte. Mrs. Milton hatte ihn bei mir verloren, ich fand ihn und versorgte ihn in einer Schublade.«
    Lomond rieb sich das Doppelkinn.
    »Konnte Inspektor Bliss denn wissen, daß der Brief bei Ihnen war? Und warum nahm er an, daß sich das Risiko lohnte, vielleicht den Hals deswegen zu brechen? Nun ja ...«
    Lomond begleitete Mary bis zum Ausgang und blieb oben an der Treppe stehen, um ihr zuzuwinken. In seinem Mundwinkel über dem weißen Schnurrbart hing die unvermeidliche Zigarette.

27.
    Seit dem Besuch in Scotland Yard war eine unangenehme Veränderung mit Maurice Messer vor sich gegangen. Er trank unmäßig. Die Weinbrandflasche stand immer in der Nähe. Am Morgen sah er alt und krank aus. Manchmal kam er nach dem Frühstück ins große Zimmer, setzte sich ans Klavier und fing zu Marys Leidwesen an, stundenlang zu spielen. Er spielte zwar wunderbar, hatte den Anschlag eines Meisters und das Gefühl eines Begeisterten. Oft fand sie, daß er um so besser spielte, je mehr er getrunken hatte. Er saß am Klavier, die Augen starrten ins Leere, er schien nichts zu sehen und zu hören. Mary mußte lange warten, bis sie eine vernünftige Antwort auf Fragen bekam. Er fürchtete sich vor allem möglichen, sprang beim leisesten Geräusch auf und wurde durch unerwartetes Klopfen an der Tür in panischen Schrecken versetzt. Hackitt, der im Hause schlief, wußte allerhand Düsteres anzudeuten. Einmal fand er Messers Tisch voll Weinbrandflaschen, alle, bis auf eine, leer.
    Zwei Tage, nachdem die Arbeiter Messers Haus verlassen hatten, läutete früh am Morgen in Wemburys Dienstzimmer das Telefon. Der diensthabende Sergeant nahm ab.
    »Für Sie, Mr. Wembury«, rief er, und Alan nahm ihm den Hörer aus der Hand.
    Es war Hackitt. Seine Stimme klang aufgeregt.
    »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Seit heute morgen drei Uhr vollführt er einen Teufelsspektakel. Können Sie nicht einen Arzt herbringen, Mr. Wembury?«
    »Was ist geschehen?«
    »Ich weiß es nicht - er hat sich in sein Schlafzimmer eingeschlossen und schreit wie ein Verrückter.«
    »Ich komme gleich.«
    Als Alan auflegte, tauchte gerade Dr. Lomond auf. Er kam aus dem Zellenhaus.
    »Ich werde Sie begleiten«, sagte Dr. Lomond und zog langsam die Handschuhe an. »Es kann das Trinken sein, vielleicht aber auch Rauschgift.«
    Eine Viertelstunde später standen sie vor dem Tor. Alan drückte auf den Klingelknopf. Hackitt öffnete, nur mit Hemd und Hose bekleidet. Er sah ehrlich besorgt aus.
    »Was soll das bedeuten, Sam?« fragte Wembury. »Warum haben Sie nicht Messers eigenen Arzt benachrichtigt?«
    »Ich weiß nicht, wer sein Arzt ist. Er hat so verteufelt geschrieen, ich wußte nicht, was anfangen.«
    »Ich will mit ihm sprechen«, schlug Dr. Lomond vor. »Wo ist sein Zimmer?«
    Sam führte ihn hinauf und kam wieder zurück.
    »Sie hatten Angst, man würde Sie verdächtigen, wenn er stürbe?« fragte Wembury.

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