034 - Der Hexer
nicht fort? Verlassen Sie das Land - gehen Sie irgendwohin, wo niemand Sie finden kann, nehmen Sie einen andern Namen an! Sie sind ein reicher Mann - Sie können es sich leisten!«
»Sie haben wohl Auftrag, mich aus England herauszulocken?«
»Er wird Sie erwischen, Messer! Das ist es gerade, was ich befürchte. Daran denke ich Tag und Nacht, es ist schrecklich ... «
»Mein liebes Kind -« Er versuchte, über ihren Arm zu streichen, aber sie wich zurück. »Sorgen Sie sich nicht um mich!«
»Um Sie? Wenn ich Sie mit dem kleinen Finger vor der Hölle retten könnte, würde ich es nicht tun! Verlassen Sie England! Arthur möchte ich retten - nicht Sie! Gehen Sie fort -geben Sie ihm keine Gelegenheit, Sie zu töten!«
»Ach! Wie geistreich!« Er lachte zynisch. »Er selbst wagt sich nicht zurück, darum hat er Sie geschickt ...«
Coras Augen schlossen sich halb.
»Wenn Sie getötet werden, wird es hier sein! Hier in diesem Zimmer, wo Sie - Sie armseliger Schuft! Sie Dummkopf!«
»Aber kein so großer Dummkopf, daß ich in die Falle ginge! Angenommen, Ihr Mann wäre noch am Leben: In London bin ich sicher - in Argentinien würde er auf mich warten, in Australien, überall würde er mich erwarten, und wenn ich in Cape Town an Land ginge ... Nein, nein, meine Liebe, mich können Sie nicht fangen!«
Sie wollte noch etwas sagen, aber die Tür ging auf, und Dr. Lomond kam herein.
»Hallo, kleine Frau, sind Sie mit Ihrer Unterhaltung fertig?«
Messer, verärgert und irritiert von der vorangegangenen Unterhaltung, benützte die Gelegenheit, sich in sein kleines Büro zurückzuziehen, wo er nicht gesehen werden, aber alles hören konnte. Er hatte das unangenehme Gefühl, in seinem eigenen Hause zu stören.
Cora Ann schaute ihm nach, dann warf sie einen raschen Blick auf den Doktor und sagte ernst:
»Hören Sie, Dr. Lomond, wenn Sie es wissen wollen - mein Hexer ist in Gefahr ... Aber nicht die Polizei fürchte ich. Soll ich Ihnen etwas sagen?«
»Ist es für meine Ohren geeignet?«
»Das soll meine Sorge sein! Ich will es Ihnen ganz offen sagen, Doktor. Ich habe das Gefühl, daß es auf der ganzen Welt nur einen Mann gibt, der Arthur Milton fangen wird, und dieser Mann sind - Sie!«
»Sie sind verrückt!«
»Warum?«
»Sich an einen Schatten hängen! Ein hübsches Mädchen wie Sie ... Sie vergeuden Ihr Leben.«
»Was Sie nicht sagen!«
»Sie wissen ganz genau, daß es so ist. Ein Hundeleben! Wie schlafen Sie?«
»Schlafen!« Sie hob verzweifelt die Arme. »Schlafen!«
»Ja, schlafen. In einem Jahr haben Sie einen Nervenzusammenbruch. Hat das einen Sinn?«
»Was wollen Sie eigentlich?« fragte sie atemlos.
»Soll ich es Ihnen sagen? Ich möchte nur wissen, ob Sie es aushalten werden! - Wäre es nicht besser, wenn Sie fortgingen, den Hexer vergessen würden? Verstoßen Sie ihn aus Ihren Gedanken, suchen Sie sich ein anderes - Interesse!« Er lachte.
Sie sprang auf.
»Hören Sie, was wollen Sie eigentlich von mir?« wiederholte sie erregt.
»Ich denke nur an Sie - ich schwöre Ihnen ...«
»Sie sind ein Mann - ich weiß jetzt, was für ein Mann Sie sind. Ich habe mich in die Hölle gesetzt, und dort will ich bleiben!«
Sie nahm ihre Handtasche vom Tisch.
»Ich habe Sie gewarnt«, sagte Lomond traurig.
»Sie mich gewarnt, Doktor! Wenn Arthur Milton sagt: ›Ich bin deiner überdrüssig‹ - dann gehe ich. Sie haben mich ... Ich nehme Ihre Warnung nicht an!«
Bevor er antworten konnte, war sie aus dem Zimmer.
Messer, der die Szene beobachtet hatte, kam jetzt langsam auf den Polizeiarzt zu.
»Sie haben Cora Ann sehr zugesetzt?«
»Ja.« Abwesend griff Lomond nach seinem Hut.
»Frauen sind eigenartig«, meinte Messer. »Man könnte beinahe glauben, daß die Frau Sie liebt, Doktor!«
»Nehmen Sie das an?« Lomond wirkte zerstreut. »Ich will sehen, daß ich wegkomme - habe mich lange genug hier aufgehalten.«
30.
Messer hatte wieder einen klaren Kopf. Johnny bedeutete eine Gefahr. Seine Drohungen - er wäre imstande, sie wahr zu machen. Würde er verrückt genug sein, diese Nacht nach Camden Crescent zu gehen? Messers Gedanken liefen weiter zu Mary. Alle Widerstände und der drohende Verlust machten sie nur begehrenswerter. Seine Leidenschaft war emporgeschossen wie ein tropisches Gewächs.
Er setzte sich ans Klavier. Bei den ersten Tönen kam Mary herein. Anfangs bemerkte er sie nicht, erst ihre Stimme schreckte ihn auf.
»Maurice ... «
Er blickte sie an, ohne sie zu sehen.
»Maurice!«
Das
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