0340 - In der Häuserschlucht des Grauens
wir uns auch nicht wohl fühlen, Maggiö«, erklärte ich ihm. »Dort könnte es uns nämlich passieren, daß uns jemand bei Nacht und Nebel die Kehle durchschneidet und uns um die paar Bucks erleichtert, die wir in der Tasche haben.«
Joe Maggio schüttete den Inhalt des Glases hinunter, verschluckte sich dabei beinahe an einem Eisklumpen, und starrte uns dann wütend an.
»Jetzt haben Sie sich Ihr Späßchen erlaubt, Cotton. Kommen Sie lieber auf den Grund Ihres Besuches zu sprechen.«
»Chet Fenner«, erklärte ich ruhig. »Er wurde heute nachmittag aus dem Long Island Sound gefischt., Damit Sie aber nicht auf falsche Gedanken kommen — er wollte nicht nach Bridgeport schwimmen, um Sie zu besuchen. Jemand warf ihn in den Sound, nachdem er ihm vorher zur Beruhigung zwei Kugeln versetzt hatte.«
Joe Maggio rang qualvoll nach Atem. Einen Augenblick befürchtete ich fast, daß er einem Herzanfall nahe war.
»Chet Fenner?« pfiff er dann entsetzt durch die rundlichen Wangen. »Warum?«
Phil sah Joe Maggio durchdringend an, als er leise sagte:
»Vielleicht war jemand nicht davon begeistert, daß er Raoul Boulanger ermordete. Vielleicht war sein Mörder aber nur hinter dem Stein her.«
Ich zauberte den Diamanten aus der Innentasche und hielt ihn Joe Maggio unter die Nase.
»Sie wissen eine ganze Menge über Diamanten, Maggio«, sagte ich rasch. »Der hier sieht mir so aus, als sei er einen netten Batzen Geld wert, mehr jedenfalls, als Chet Fenner verdiente.« Joe Maggio befaßte sich mit dem Diamanten. Dann wuchtete er seinen Körper hoch, der Liegestuhl ächzte.
»Dazu brauche ich eine Lupe«, meinte er.
Ich nahm ihm den Diamanten zur Vorsicht wieder ab. Maggio hatte schlechte Manieren. Ich hätte es ihm zugetraut, das Ding gegen ein Stück geschliffenes Glas umzutauschen.
Eine Minute später kniff er sich eine Lupe vor sein rechtes Auge und betrachtete den Stein eine ganze Zeit lang.
»Ein guter Stein«, gab er dann zu. »Nicht ganz rein, aber doch an die zwanzigtausend Bucks wert. Und Sie sagen, Chet Fenner hätte ihn bei sich gehabt, als Sie ihn fanden?«
Ich nickte.
»Er war in einer Geheimtasche in seinem Gürtel. Hat er das Ding bei Ihnen gestohlen?«
Einen Augenblick lang sah ich das Zögern in Joe Maggios Gesicht, aber dann wurde er sich der Gefahr bewußt, in die er sich dadurch begeben würde.
»Nein, von mir stammt er nicht. Glauben Sie denn? ich lasse meine Waren herumliegen, damit sich jeder nach Herzenslust bedienen kann?«
Ich schüttelte den Kopf, griff nach dem Diamanten und reichte ihn Phil.
»Nein, Maggio, dazu sind Sie viel zu geizig«, erwiderte ich und fügte hinzu: »Haben Sie Fenner umgebracht?« Wieder rang er nach Atem, aber dann hoben sich seine Lippen zu einem Lächeln.
»Sie wissen das doch selbst am besten, Cotton«, erwiderte er. »Ich stehe doch bestimmt unter FBI-Bewachung. Ich habe weder mein Haus verlassen noch jemanden angerufen. Ihre Leute werden Ihnen das bestätigen können.«
Ich nickte.
»Stimmt, Maggio. Ich weiß, daß Sie mit dieser Angelegenheit nichts zu tun haben. Woher glauben Sie wohl, könnte dieser Diamant stammen?«
Maggio zuckte die Schultern.
»Was weiß ich? Wahrscheinlich aus Südafrika, aber wie er in Chets Besitz kam, ist mir völlig unklar.«
»Hat er versucht, ihn an Sie zu verkaufen?«
Joe Maggi starrte mich entrüstet an. »Natürlich nicht. Wofür halten Sie mich eigentlich?«
Das verschwieg ich ihm im Augenblick.
»Fenner hat für Sie gearbeitet, Maggio, und ich hätte erwartet, daß er mit einem derartigen Angebot zuerst an Sie herantreten würde. Nachdem er es nicht getan hat, muß er wohl mit Dutch Winkel ins Geschäft gekommen sein.« Joe Maggio verriet mit keiner Bewegung seine Unruhe.
»Chet Fenner hatte keine Beziehungen zu Dutch Winkel«, erwiderte er rasch. »Wie Ihnen schon bekannt sein dürfte, besteht zwischen Winkel und mir keine Geschäftverbindung. Fenner hätte sich nie mit Winkel eingelassen.«
Phil schüttelte den Kopf.
»Falsch, Maggio«, erwiderte er. »Chet Fenner hat in Ihrem Garten die Pistole vergraben, mit der er Raoul Boulanger erschoß. Aber der anonyme Anruf, mit dem uns das mitgeteilt wurde, stammte von einem anderen. Das wissen wir mit einiger Gewißheit. Die beiden waren also in irgendeiner Geschichte Kompagnons, und Sie sollten dabei der Sündenbock werden. Es hat ziemlicn lange gedauert, bis uns das klarwurde.«
Joe Maggio strahlte auf einmal.
»Sieh mal einer an! Das FBI gibt zu, daß ich
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