0340 - In der Häuserschlucht des Grauens
falsch verdächtigt worden bin. Dabei habe ich das schon von Anfang an behauptet.«
Ich zuckte die Schultern.
»Sie müssen zugeben, Maggio, daß die Sache für Sie nicht gerade rosig aussah. Dafür hat der andere gesorgt. Haben Sie eine Ahnung, was dahintersteckt?« Joe Maggio schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung, Gents. Ich kann mir nur vorstellen, daß ich Dutch Winkel ein Dorn im Auge bin. Trotzdem wünsche ich Ihnen viel Glück.«
Ich mußte ihn in Sicherheit wiegen und bemühte mich, bei den folgenden Worten etwas verlegen auszusehen.
»Thanks, Maggio. Tut mir leid, daß wir Ihnen ein paar unangenehme Stunden bereitet haben.«
***
Dutch Winkel schien, im Gegensatz zu Joe Maggio, unseren Besuch erwartet zu haben. Es war reine Zeitverschwendung, ihn über die Zusammenhänge von Chet Fenners Ermordung zu befragen. Seine Unschuld tropfte ihm geradezu von den Lippen. Er hatte wieder einmal schlagend für eine Entschuldigung gesorgt, die jede Beteiligung an diesem Mord widerlegte. Seine eiserne Ruhe war durch nichts zu erschüttern.
Den Diamanten kannte er ebenfalls nicht. Das war kein Wunder, denn ich bezweifelte, daß er ihn je gesehen hatte. Es wunderte ihn allerdings kein bißchen, als wir ihm die Zusammenhänge ein wenig deutlicher machten. Es wunderte ihn nicht einmal, daß wir Joe Maggio des Diamantenschmuggels verdächtigten.
Seiner Meinung nach war Maggio das durchaus zuzutrauen, während er — Dutch Winkel — völlig auf dem Boden der Gesetze stand und seine Geschäfte auch in diesem Sinn betrieb. Trotzdem wußte wir, als wir ihn verließen, daß auch -bei ihm der Köder nicht vergebens ausgelegt worden war.
Als wir wieder im Jaguar saßen, waren wir überzeugt, daß wir in dem Hexenkessel ein wenig gerührt hatten und jetzt nur abwarten mußten, bis die Suppe zu kochen begann. Die ersten Blasen zeigten sich schon, als wir über den Sprechfunk erfuhren, Joe Maggio habe sein Haus verlassen, diesmal jedoch ohne Chauffeur, um eine gewisse Adresse in Brooklyn zu besuchen. Unsere Kollegen hatten nämlich die Überwachung Maggios keineswegs abgebrochen, sondern sie nur noch verschärft.
Eine Stunde später hatten wir die Gewißheit, daß Joe Maggio nicht allzu saubere Absichten hegte. Er war in Begleitung zweier Männer wieder in seine Villa zurückgekehrt. Die beiden Männer waren uns zur Genüge bekannt. Es handelte sich dabei um Muskelmänner, die ihre Fähigkeiten gegen handfeste Bezahlung verdingten.
Immerhin mußten wir uns noch eine halbe Stunde gedulden, bis auch Dutch Winkel Besuch erhielt. Den Jungen kannten wir persönlich nicht, aber seine Art war uns keineswegs fremd. Er war lang und schlaksig, aber was ihm an Kräften fehlte, ersetzte er durch eine schnellere Reaktionsfähigkeit und durch eine schlangenhafte Gefährlichkeit.
Wir warteten deshalb nicht erst darauf, daß Dutch Winkel sich zum Aufbruch entschloß, sondern wir fuhren schon vor ihm ab nach Bridgeport.
Wir parkten den Jaguar in einer Nebenstraße. Schließlich wollten wir weder Joe Maggio noch Dutch Winkel auf die Nase binden, daß sich auch das FBI für die Besprechung interessierte.
Als Dutch Winkel mit seinem Begleiter auftauchte, war es längst wieder dunkel geworden, und vom Sound her kroch ein dünner Nebel in die Straßenschluchten.
Wir warteten ab, bis sich die Begrüßungsszene der Gangster abgespielt hatte. Dann gingen wir zur Haustür. Niemand entdeckte uns. Die Tür stand einen Spalt weit auf.
»Hallo?« rief Phil, aber nichts rührte sich.
»Warte hier«, sagte ich zu Phil. »Will erst einmal sehen, was hier gespielt wird.«
Ich ging einen schmalen Gang entlang und stand schließlich vor einer Tür. Noch ehe ich anklopfen konnte, drang Stimmengewirr an mein Ohr. Ich blieb stehen.
»Was soll der ganze Zauber, Joe? Und weswegen die schweren Jungs?« fragte gerade die rasiermesserscharfe Stimme Dutch Winkels.
Joe Maggio kicherte nervös.
»Du bist ja selbst nicht ganz ohne Schutz gekommen, Dutch«, wieherte er. »Ich wollte mit dir sprechen. Worüber, kannst du dir wahrscheinlich selbst schon vorstellen.«
Dutch Winkel spielte den Dummen. Das fiel ihm eigentlich gar nicht so schwer, weil er von diesem Treffen andere Ansichten hatte als Maggio.
»Chet Fenner hat dir die Diamanten angeboten«, knurrte Joe Maggio, und auf einmal schien alle Fröhlichkeit aus seiner Stimme verschwunden zu sein. »Du brauchst dich nicht anzustrengen, so verwundert auszusehen. Ich weiß aus ziemlich verläßlicher Quelle,
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