0340 - In der Häuserschlucht des Grauens
East Rivers, und Dutch Winkels schlichte Behausung befand sich in der Nähe des Clearview Parks in Whistone. Von dort aus war es bis zum Long Island Sound nur ein Katzensprung.
Zehn Minuten später waren wir wieder auf dem Weg zu unserem Büro. Innerhalb von 12 Stunden waren drei Menschen gestorben, und wir tappten noch immer im dunkeln. Der Mord an Raoul Boulanger konnte vielleicht Chet Fenner zugeschrieben werden. Er war im Besitz des Schalldämpfers gewesen, und er hatte auch Joe Maggio einen Besuch abgestattet, bei dem er den Revolver im Garten vergraben konnte. Aber sein eigener Tod und der Sheila Masters konnten nicht so einfach erklärt werden. Denn Chet Fenner hatte nicht auf eigene Faust gearbeitet. Er wurde von Joe Maggio bezahlt und erledigte dessen schmutzige Geschäfte. Allerdings paßte der anonyme Anruf nicht in diesen Zusammenhang, denn dadurch war ja Joe Maggio belastet worden. Wenn der Revolver, den wir in der Villa in Bridgeport gefunden hatten, wirklich von Chet Fenner stammte, dann hätten sich sowohl Maggio als auch Fenner gehütet, uns das mitzuteilen.
Zweifellos wußten sie genau, daß sie sich dadurch selbst belasteten. Der anonyme Anruf stammte von jemandem, der Joe Maggio etwas am Zeuge flicken wollte. Danach hatten Joe Maggio und sein unbekannter Gegner dringende Gründe, Chet Fenner aus dem Wege zu schaffen, bevor wir ihn festnehmen und die Wahrheit aus ihm herausholen konnten.
Phil ging seinen eigenen Gedanken nach, als wir zu unserem Büro zurückkehrten. Irgendwo mußte es einen Haken geben, an dem wir uns festklammern konnten. Aber der einzige Haken, den ich sehen konnte, war die Konkurrenz zwischen Maggio und Dutch Winkel.
Es war Phil, der mit einer Idee spielte, die uns weiterhelfen konnte.
»Um was geht es in dieser ganzen Angelegenheit eigentlich, Jerry?« sagte er in das brütende Schweigen hinein.
»Um Diamanten!«
Phil nickte.
»Richtig. Jemand hat etwa 150 000 Bucks dafür ausgegeben, und das ist eine Menge Geld, sogar für Gauner in Joe Maggios oder Dutch Winkels Klasse. Und was tun wir mit den Steinen? Wir schließen sie hier ein, anstatt sie als den Köder zu benützen, auf den einer bestimmt ansprechen wird.«
Ich zog die Augenbrauen hoch.
»Wenn du mir jetzt nur noch genau verrätst, wie wir diesen Köder am besten an den Mann bringen, dann schlage ich dich als nächsten Nobelpreisträger vor.«
Phil lachte und wurde gleich wieder ernst.
Er fragte: »Wer, glaubst du, hat die Diamanten in Holland gekauft?«
»Joe Maggio!« erwiderte ich, und Phil nickte zustimmend.
»Aber er hatte sie nicht, als er in New York ankam. Wir fanden sie statt dessen bei Raoul Boulanger.«
Ich nickte schweigend.
»Das bedeutet, Boulanger nahm das Risiko auf sich, die Diamanten einzuschmuggeln. Ich nehme allerdings an, daß Boulanger dann Maggio übers Ohr hauen wollte. Vielleicht wollte er die Diamanten nicht mehr herausgeben, Maggio aber konnte nicht zur Polizei gehen und ihn anzeigen. Er schickte ihm Chet Fenner auf den Hals, und der gab sich nicht lange mit Feinheiten ab, sondern ermordete Boulanger. Die Diamanten fand er allerdings nicht.«
Ich nickte.
»Langsam beginne ich Licht zu sehen. Maggio weiß also noch immer nicht, wo die Diamanten sind.«
Phil stimmte zu.
»Er weiß nicht einmal, ob Chet Fenner ihm auch wirklich die Wahrheit erzählt hat. Wenn wir zum Beispiel mit einem der Steine bei Maggio auftauchen und standhaft behaupten, wir hätten den Diamanten bei dem Toten gefunden, dürfte sich ein kleines Erdbeben ereignen.«
»Es muß allerdings einer der echten Diamanten sein. Joe Maggio hat sich seine kleine Kollektion bestimmt genau angesehen, er erkennt jeden einzelnen Stein sicher sofort wieder.«
Phil nickte.
»Richtig«, sagte er dann und strahlte. Er hatte Grund dazu, seine Theorien leuchteten ein, seine Idee versprach Erfolg.
Wir erhoben uns wortlos und marschierten auf das Büro unseres Chefs zu.
***
Joe Maggio erlitt einen mittleren Wutanfall, als wir erneut in Bridgeport auftauchten. In Anbetracht der Ereignisse schien er sich entschlossen zu haben, seine Geschäfte anderen Leuten zu überlassen.
Er lag in einem Gartenstuhl, der unter seinem Gewicht zusammenzubrechen drohte, und befaßte sich mit einem Glas, in dem die Eisklumpen leise klirrten.
»Langsam habe ich die Nase voll von FBI-Beamten«, blies er uns aus seinen Pausbacken ins Gesicht. »Schließlich leite ich hier ja kein Asyl für obdachlose Staatsbeamte.«
»In ihrem Asyl dürften
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