0340 - In der Häuserschlucht des Grauens
ihn einiger krummer Sachen verdächtigte, hatte man ihm nie etwas beweisen können. Aber im. Augenblick ging es uns nicht um den Diamantenhändler, gegen den es keine Beweise gab, sondern um Sonja Kronen.
Wir ließen die Suche nach ihr verstärken und gleichzeitig gaben wir auch eine Beschreibung Chet Fenners heraus.
Dann konnten wir nichts anderes machen, als einige Kontaktstellen zur Unterwelt zu besuchen, einige größere Banknoten zu verteilen und abzuwarten, bis sich etwas tat.
***
Die beiden Wochenendlager am Long Island Sound hatten der Hafenpolizei schon am frühen Nachmittag gemeldet, sie hätten die Leiche eines Mannes im Sound gesehen. Es dauerte dennoch mehrere Stunden, bis wir benachrichtigt wurden. Das lag an der Tatsache, daß es trotz der Meldung nicht so einfach war, die Leiche wiederzufinden. Papiere hatte der Tote nicht bei sich, aber die Identifizierung war nicht einmal so schwierig, wie die Hafenpolizei anfänglich geglaubt hatte.
Phil begleitete mich, als wir zum West Side Express Highway abbrausten. Zehn Minuten später starrten wir in das entstellte Gesicht von Chet Fenner. Es gab keinen Zweifel, daß er es war. Eine Verwechslung war unmöglich.
Chet Fenner hatte zwei Genickschüsse. Damit war ein Unfall ausgeschlossen, selbst wenn wir diese Idee in Rechnung gesetzt hätten. Gleichzeitig wurde uns klar, daß es kein grüner Junge war, der Chet Fenner den Mund verschlossen hatte. Diese Art, einen Mitwisser aus dem Weg zu räumen, ließ auf einen vorsätzlich geplanten Mord schließen, wie ihn nur ein kaltblütiger Gangster ausführen konnte.
Es fragte sich allerdings, wer dieser Killer war und für wen er gearbeitet hatte. Joe Maggio konnten wir dabei wiederum mit einiger Sicherheit ausschalten, denn er hatte kaum Gelegenheit gehabt, diesen Mord auszuführen oder auch nur anzuordnen. Dazu hatten wir ihn denn doch gründlich genug überwacht.
Chet Fenners Taschen waren restlos geleert worden, sie gaben uns keinerlei Hinweise. Aber dennoch wußten wir, daß wir rasch handeln mußten, wenn wir den Mörder finden wollten. Vielleicht jagte er in diesem Augenblick schon hinter Sonja Kronen her, um den letzten Zeugen zu beseitigen, der uns bei unseren Untersuchungen weiterhelfen konnte.
Ich wandte mich an Captain Blakie, der ziemlich pessimistisch auf den Toten starrte.
»Gibt es eine Möglichkeit, festzustellen, wo die Leiche ins Wasser geworfen wurde, Captain?«
Der schob die Dienstmütze aus der Stirn und blickte uns wenig begeistert an.
»Klar gibt es die«, knurrte er dann. »Fragen Sie den Burschen, der ihm die beiden Kugeln verpaßt hat. Anders kommen Sie der Wahrheit nicht auf die Spur. Wir wissen vorläufig nur, daß Fenner seit ungefähr zehn Stunden tot ist und wahrscheinlich kurz nach seinem Tod irgendwo ins Wasser geworfen wurde. Das konnte der Polizeiarzt feststellen. Aber wo ihn seine lieben Freunde ins Wasser warfen, das wissen wir leider nicht.«
Phil schaltete sich ein: »Aber Sie müssen doch wenigstens eine Ahnung haben, Captain. Schließlich können Sie sich doch ausrechnen, wie weit ihn die Strömung tragen mußte.«
Der Captain grinste ihn an.
»Sie sind wahrscheinlich ein guter FBI-Agent, Decker, aber von unserer Branche verstehen Sie nicht genug. Wir ziehen mindestens zweimal in der Woche eine Leiche aus irgendeinem Gewässer um New York. Nicht alle sind erschossen worden. Manche sind harmlose Selbstmörder, manche Seeleute, die betrunken von Bord fielen, andere ertrinken durch allen möglichen Leichtsinn. Aber wir können nicht in jedem Fall feststellen, wie die wahren Zusammenhänge verlaufen. Es stimmt, daß wir die Strömung und die Gezeiten berechnen können. Aber wir wissen nicht, wo ein Gegenstand unter Wasser hängen bleibt, und wo er aus der normalen Strömung gerät. Deshalb können wir nicht ermitteln, wo er ins Wasser geworfen wurde. Nur eins wissen wir: Chet Fenner wurde irgendwo am East River ins Wasser geworfen, und zwar keinesfalls weiter südlich als am Welfare Island. Wenn Sie damit etwas anfangen können, dann freut es mich.«
Wir konnten nichts damit anfangen. Der Mord konnte in Manhattan, in der Bronx oder in Long Island City verübt worden sein. Joe Maggios Office in der Morgan Street lag in der Nähe des Hudsons und seine Villa in Bridgeport am Long Island Sound, aber im Norden jener Stelle, an der Chet Fenner herausgefischt wurde.
Die 21. Straße dagegen — in der Sheila Masters und Sonja Kronen gewohnt hatten — lag in der Nähe des
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