0340 - In der Häuserschlucht des Grauens
Sonja Krones.
Und damit wurde mir eine ganze Menge klar.
***
Joe Maggio betrachtete den Verband um seinen Oberschenkel mit besorgten Augen und behauptete, daß er nach dieser gefährlichen Verwundung ins Krankenhaus gehöre und nicht in das Büro des FBI.
Ich stimmte zu.
»Sie haben redit, Maggio«, knurrte ich. »Deshalb wollen wir Sie auch so schnell wie möglich dorthin verfrachten. Ihrem Kollegen Dutch Winkel nützt allerdings das Krankenhaus nichts mehr. Er wird im Augenblick wahrscheinlich zur Leichenhalle abtransportiert.«
Joe Maggios wuchtige Lippen begannen plötzlich zu zittern.
»Sie haben ihn erwischt, Cotton?« fragte er ängstlich.
Phil schüttelte den Kopf.
»Nicht wir, Maggio. Ein anderer hatte auch dringende Gründe, Winkel zu finden. Ich würde mich an Ihrer Stelle gar nicht so sehr nach dem Krankenhaus sehnen. Hier sind Sie sicherer.«
Joe Maggio blickte uns unsicher an.
»Handelt es sich hier um einen Scherz?« fragte er dann aufgebracht.
Ich wurde ärgerlich.
»Wir scherzen nicht, wenn es um Tote geht, Maggio. Dutch Winkel wurde von einer unbekannten Person erstochen, als er den Wandtresor in seinem Laden öffnete.«
»Aber wer denn?« schrie Maggio plötzlich erregt. »Ich war es bestimmt nicht. Vielleicht der Gangster, den er sich geholt hat?«
Phil schüttelte den Kopf.
»Nein, Maggio, Sie waren es nicht. In der Zeit hatten wir Sie ja längst verhaftet. Und jetzt rücken Sie endlich mit der Sprache heraus. Wie ist es überhaupt soweit gekommen, daß vier Personen ums Leben kamen?«
Joe Maggio schüttelte den Kopf.
»Darüber kann ich nichts sagen«, behauptete er.
Ich packte meinen Stuhl und zog ihn ganz nahe an Maggio heran.
»Jetzt hören Sie mal gut zu, Maggio. Wir wissen, daß Sie Diamantenschmuggel betrieben haben. Wir wissen, daß Sie den Mord an Raoul Boulanger inszeniert haben, den Chet Fenner auf Ihren Befehl hin ausführte. Sie haben zwei FBI-Beamte mit einer Schußwaffe bedroht, für die Sie keinen Waffenschein haben. Sie haben diese beiden FBI-Beamten daran gehindert, ihre Untersuchungen fortzusetzen. Das sind alles Straftaten, die mir gerade einfallen. Aber wenn sich erst einmal ein Staatsanwalt darüber hermacht, dann kommt dabei genügend heraus, um Sie ein Leben lang hinter Gitter zu bringen. Sie können aber auch endlich einmal mit der Wahrheit herausrücken und Ihr keineswegs reines Gewissen entlasten!«
Joe Maggio fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Dann sah er uns nachdenklich an: '
Phil stieß nach:
»Rücken Sie ’raus mit der Sprache.«
Joe Maggio sah aus, als würden ihm jeden Augenblick die Tränen in die Augen steigen, aber dann konnte er bei uns kein Mitleid erhaschen. Als er sah, daß er auch auf diese Weise nicht weit kam, schien er endlich Vernunft anzunehmen.
»Also gut. Ich hörte vor einigen Wochen durch verläßliche Mittelsmänner, daß ein holländischer Makler eine Ladung Steine unter dem Marktpreis abstoßen wollte. Bei dem Geschäft war eine Menge zu verdienen. Aber ich mußte ziemlich rasch handeln, denn ich wußte, daß Dutch Winkel mich dabei recht gerne ausgetrickst hätte. Ich entschloß mich also zu einer Europareise und holte dabei die Ware in Amsterdam ab.«
»Wie heißt der holländische Händler?« warf ich rasch ein.
Joe Maggio schüttelte den Kopf.
»Das kann ich Ihnen leider nicht verraten, Cotton«, meinte er. »Schließlich geht es bei der Sache auch noch um meinen guten Ruf.«
Ich sah ihn an.
»Sie haben keinen guten Ruf, Maggio, und was davon in Gangsterkreisen übriggeblieben ist, wird in den nächsten Tagen flöten gehen. Sie werden nie wieder in der Branche tätig werden können. Was nützt es Ihnen also schon, wenn Sie die Burschen schützen?«
»Kuiper heißt der Händler in Amsterdam«, knurrte Joe Maggio nach einigem Überlegen, »aber ich bezweifle, daß Sie ihm etwas nachweisen können.«
Ich nickte.
»Das können Sie ruhig uns überlassen. Sie bezahlten also Ihr Geld für die Diamanten. Was ging dann schief?« ‘
»Ich bezahlte nur die Hälfte«, gab Joe Maggio ein wenig bereitwilliger zu. »Sonja Kronen sollte den Rest des Geldes hier in New York abholen, wenn ich die Steine ohne Schwierigkeiten einschmuggeln konnte.«
»Na, beim Zoll hatten Sie keine Schwierigkeiten, dafür sorgte ja Sheila Masters«, warf Phil ein.
Joe Maggio stierte finster vor sich hin.
»Ich hatte keine Ahnung, daß die Kleine eine Zollagentin war, sonst hätte ich sie nie mit mir nach Europa genommen.
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