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0341 - Die Nadel der Cleopatra

0341 - Die Nadel der Cleopatra

Titel: 0341 - Die Nadel der Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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des Schreckens, um den Menschen eine Finstere Botschaft zu überbringen. Nur wenige waren auserwählt, den Tod zu besiegen, mit der Zeit zu spielen und das Erbe der Ahnen zu verwalten. Es ist ihnen gelungen, da die Götter der Finsternis ihre schützenden Hände über sie hielten. Nun ist die Zeit reif. Wer diese Zeilen spricht, löst den Bann. Die Götter und ihre Diener sollen zurückkehren und sich derer annehmen, die sie gerufen haben. Aber wehe dem, der ihnen unwürdig entgegentritt. Wehe…«
    Das letzte Wort verwehte vor meinen Lippen. Ich spürte auf meinem Körper die Gänsehaut. Erst beim lauten Vorlesen der Worte war mir in den Sinn gekommen, was ich eigentlich getan hatte. Es war eine Beschwörung gewesen. Ich konnte die unheiligen Kräfte wecken, die in der Nadel steckten.
    Auch Suko hatte es begriffen, denn er sagte: »Es waren verdammt starke Worte.«
    Ich hob nur die Schultern und steckte den Hefter wieder weg, ohne die Säule aus den Augen zu lassen.
    Tat sich etwas?
    Bisher noch nicht. Starr stand sie vor uns, vom Wind umtost.
    Staub und Blätter wehten gegen sie.
    In meiner Kehle war es trocken geworden. Dafür spürte ich den Schweiß auf den Handflächen. Ich empfand es als eine verrückte Situation. Wir standen mitten in London, umbraust vom Autoverkehr, und führten eine uralte Beschwörung durch.
    »John!«
    Sukos Stimme unterbrach meine Gedanken. Ich schaute nach rechts, denn Suko deutete mit dem Daumen in diese Richtung. Sein Nagel zielte dabei auf die eine Sphinx, denn er glaubte, daß sich dort etwas verändert hatte.
    Auch ich blickte genauer hin.
    Es war keine Täuschung, über dem Frauengesicht lag ein unheimlich erscheinender Schleier. Er schimmerte in einem türkisfarbenen Blau, und wir vernahmen im nächsten Moment ein Geräusch, das uns an ein gefährliches Fauchen erinnerte.
    So fauchten Löwen…
    Ich schaute auf die andere Figur. Dort war das gleiche geschehen.
    Ebenfalls das, unheimliche Licht, das mehr Schatten gab, aber dennoch zu erkennen war.
    Ein Zurück gab es nicht mehr, das wußten wir beide.
    »Du links, ich rechts«, sagte Suko und hatte mir damit aus dem Herzen gesprochen.
    Gleichzeitig tauchten wir nach verschiedenen Seiten weg. Dicht vor dem Sockel blieb ich stehen. Dabei mußte ich schon den Kopf in den Nacken legen, um in das Gesicht der Sphinx schauen zu können, so hoch befand es sich noch über mir.
    Ein menschliches Gesicht.
    Und zwar das Gesicht einer Frau, die lebte!
    Ich hielt den Atem an. Auf einmal war ich mitten hineingeraten in die uralte Magie des Landes Ägypten. Durch meine Beschwörung war die Sphinx erwacht.
    Ein unheimlicher Vorgang wurde von mir beobachtet. Über das noch steinerne Gesicht geisterten Schatten. Das Material zog sich zusammen, in die starren Augen trat so etwas wie Leben, die Brauen begannen zu zittern, und einen Moment später wurden die Augen groß.
    Die Sphinx starrte mich an.
    Es war ein mörderischer Blick, wie ich feststellen konnte. Und gleichzeitig auch menschlich, so daß ich zu dem Entschluß kam, daß in der Steinfigur ein Mensch gefangen sein mußte.
    Meine Kehle wurde noch trockener. Die Wangen begannen zu zucken, das Gesicht der Menschlöwin blähte sich auf und nahm vollends die Züge einer anderen an.
    Es war ebenfalls eine Frau!
    Noch hatte sie mich nicht angegriffen. Ich zog auch keine Waffe und beobachtete weiter.
    Dafür hörte ich eine Stimme. Woher sie kam, konnte ich schlecht beurteilen, da sie mich praktisch von allen Seiten her traf. Aber die Worte waren gefährlich.
    »Du hast es gewagt, den alten Fluch zu brechen. Als Mensch bist du so vermessen gewesen. Deshalb wird dich die Rache der alten Zeit treffen. Die Kräfte, die bisher geschlummert haben, sind frei. Cleopatras Weissagung hat sich nach über zweitausend Jahren erfüllt und wird die neue Zeit beherrschen. Wir kommen!«
    Es waren die letzten Worte, die sie mir sagten, denn im nächsten Augenblick ließ sie Taten folgen.
    Die steinerne Figur vor mir ächzte und knirschte. Überall im Gefüge knackte es. Mir kam es vor wie ein gewaltiges Stöhnen. Ich trat unwillkürlich einen Schritt zurück, weil ich das Gefühl hatte, die Figur würde jeden Augenblick auseinanderbrechen.
    Das tat sie nicht.
    Sie blieb auf ihrem steinernen Sockel hocken, dennoch schüttelte sie sich, als wollte sie Ungeziefer aus ihrem Fell entfernen.
    Etwas schwebte über ihrem Körper!
    Ein Geist?
    Ich schaute ihm nach und sah eine Gestalt, die das gleiche Gesicht besaß, wie die

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