0341 - Keiner kennt die Todesstunde

bis ich merkte, daß ich den Daumen und die nächsten beiden Finger an beiden Händen bewegen konnte. Damit war das Schwierigste überwunden. Und nach einem Zeitraum, der zehn Minuten so gut wie zwei Stunden messen mochte, konnte ich sogar die Handgelenke ein wenig drehen. Dann dauerte es nicht jnehr lange, und meine Hände waren frei.
    Nun ging es verhältnismäßig schnell. Ich löste die Fesseln an meinen Füßen und machte mich über Phils verschnürte Hände her.
    Nachdem auch Phil frei war, untersuchte ich die Tür.
    Schon nach wenigen Minuten hatte ich heraus, was ich wissen wollte: auf der linken Seite befanden sich zwei Angeln, auf der rechten das Schloß. Und die Tür ging nach außen auf, was ich die ganze Zeit erhofft hatte.
    Ich erklärte es Phil. Er hörte aufmerksam zu.
    , »Okay«, erwiderte er. »Ich bin wieder fit. Fangen wir an!«
    Wir tasteten leise durch die undurchdringliche Finsternis zur Tür. Sorgfältig maßen wir mit den Händen auf dem Fußboden die richtige Entfernung ab, stellten uns in Positur und lauschten einige Zeit. Von unserem Aufseher war nichts zu hören.
    »Bei drei«, raunte ich Phil ins Ohr. »Achtung: — eins — zwei — drei!«
    Wir warfen beide unser ganzes Körpergewicht gegen die Tür. Es wäre vielleicht gar nicht nötig gewesen. Mit einem unheimlichen Krach splitterte die Tür aus dem Schloß und flog auf. Helles, gleißendes Licht flutete uns entgegen und blendete uns so, daß wir nichts, aber auch gar nichts sehen konnten.
    ***
    Gastone Levaldi wickelte die Spaghetti schnell und geschickt um die Gabel. Bill Rock sah ihm bewundernd zu, blickte aber immer wieder nervös auf seine protzige Armbanduhr, für die kein Warenhaus auch nur drei Monate Garantie gegeben hätte.
    Es war wenige Minuten nach halb eins, als Rod Blaine endlich zur Tür hereinkam. Seine Ankuft bewirkte sogar, daß Levaldi seine Spaghetti vergaß.
    »Na?« fragte er hastig und schob den Teller ein Stück zurück. »Alles okay?«
    Blaine nickte.
    »Natürlich«, erwiderte er und sah sich erst vorsichtig um, bevor er fortfuhr: »Ich habe ihn nach Long Island gebracht, eine Strecke von fast vierzig Meilen.«
    »Was für ein Versteck ist es?« wollte Bill Rock wissen, nachdem er an seinem Sodawasser genippt hatte.
    »Ein altes Weekendhaus. Es gehört meiner Klientin, wird aber nicht mehr benutzt, weil es schon zu verfallen ist. Aber die Bude hat ein solides Betonfundament mit einer richtigen Garage im Keller. Da habe ich ihn hineingesperrt.«
    »Kann er zufällig gefunden werden?« fragte Levaldi und bekam wieder Appetit auf seine Spaghetti.
    »Ausgeschlossen. Es sei denn, jemand bekäme -zwei stabile Eisentüren auf. Anders ist nicht in die Garage hineinzukommen.«
    »Na, dann wäre das ja erledigt«, meinte Levaldi zufrieden und fing wieder sehr geschickt an, Spaghetti um die Gabel zu wickeln.
    »Ja, das ist vorläufig okay«, bestätigte der ehemalige Privatdetektiv. »Und jetzt zu euch! Seid ihr der Frau auf den Fersen geblieben?«
    »Sicher«, nickte Bill Rock ruhig. »Ich habe die Adresse aufgeschrieben. Hier ist sie.«
    Er drückte Blaine den Zettel in die Hand. In das verlebte Gesicht Blaines trat ein Zug von Triumph. Aber Bill Rock war noch nicht fertig.
    »Da ist noch eine Kleinigkeit, Partner«, erklärte er ruhig. »Wir wissen nicht, ob es wichtig ist, aber wir wollten es dir auf jeden Fall sagen. Nachdem die Frau ins Haus gegangen war, sind wir langsam daran vorbeigefahren. Eine der drei Garagentüren stand offen.« Rod Blaine hatte interessiert zugehört.
    »Ja?« fragte er gespannt.
    »In der Garage stand ein gelbes Auto. Ein Ford Falcon. Die Nummer ist 424233. Zweimal die zweiundvierzig und dann eine dreiunddreißig. Sonst wäre uns die Nummer heute nacht gar nicht im Gedächtnis geblieben.«
    »Heute nacht? Soll das heißen, daß ihr den Wagen schon gesehen habt?«
    »Klar doch. Aber vorher eine Frage, Partner: Um was geht es eigentlich?«
    »Um viel Geld, das habe ich euch doch schon gesagt!«
    »Schön, aber wir wüßten gern etwas Näheres. Deine Anzahlung, Partner, war ja recht hübsch. Trotzdem weiß man doch gern, auf was man sich einläßt, nicht?«
    Blaine zögerte nur ein paar Sekunden, dann zuckte er die Achseln.
    »Also gut. Wenn alles klappt, werde ich etwas wissen, was bares Geld wert ist, und zwar eine schöne Stange.«
    »Was wissen?«
    »Etwas, das jemand in große Schwierigkeiten bringen kann.«
    Rock grinste mit schiefem Mund. »Jemand, der zahlen kann, he?« fragte