0342 - Schädeltanz
zwischen ihren Händen auf, um hinter Zamorra wieder zu entstehen und auf sein Genick zuzurasen.
Nicoles Faust erwischte den Schädel. Sie glaubte sich daran die Knöchel aufzuschlagen. Aber der Schädel krachte gegen die Wand. Es knackte vernehmlich. Blitzschnell löste sich das mörderische Ding auf, um nicht wieder zu erscheinen.
Aber da waren noch die beiden anderen.
Einer schrammte mit seinen Zähnen Zamorras Schulter auf. Zamorra hörte das Kläcken, mit dem die Kiefer direkt neben seinem Ohr gegeneinanderkrachten. Er ließ sich fallen, stürzte etwas unglücklich und verlor das Bewußtein. Nicole hatte jetzt einen der beiden Schädel gepackt und schmetterte ihn mit voller Wucht auf die Wand zu.
Im nächsten Moment war der Spuk vorbei.
Schlagartig waren beide Schädel im Nichts verschwunden. Und sie kamen auch nicht wieder zurück. Aber da war noch die Stoffpuppe, die sich in ständiger Bewegung befand. Nicole riß sie förmlich auseinander. Dann verwischte sie blitzschnell die Kreidezeichen und zog neue Symbole auf Boden und Wände.
Jetzt erst wagte sie es, sich um Zamorra zu kümmern. Er blutete aus fast zwei Dutzend Bißwunden, die die Schädel gerissen hatten. Aber es sah schlimmer aus, als es war. Wie durch ein Wunder waren die Schlagadern nicht verletzt worden. Nicole brachte den Bewußtlosen in die Seitenlage, dann durchwühlte sie den Koffer, bis sie die Sanitätstasche fand. Sie tupfte das Blut von den Wunden und trug ein blut- und schmerzstillendes Mittel auf, ehe sie begann, die Bißwunden zu desinfizieren; immerhin mochten die Zähne vergiftet gewesen sein.
Zwischenzeitlich erwachte Zamorra wieder. Er preßte die Zähne aufeinander und hielt still, bis Nicole mit ihrer Arbeit fetig war und ihn verpflastert hatte.
Dann richtete er sich auf und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
»Ich habe sie«, sagte er. »Verdammt, ich habe sie. Sie ist irgendwo in der Nähe von Cuernavaco. Als wenn ich es geahnt hätte… jetzt werden wir doch dorthin müssen.«
»Jetzt werden wir dich erst einmal wieder fitmachen«, verkündete Nicole. »Du bist fertig, mein Lieber, und merkst es nur noch nicht, weil der Streß zu groß war. Ich fürchte, diese Sache hat dich mehr gekostet als die gestrige Beschwörung. Über Cuernavaco reden wir später, okay?«
Zamorra seufzte.
»Wir dürfen keine Zeit verlieren«, drängte er.
»Aber auch kein Leben. Sei froh, daß du davongekommen bist.« Nicole sammelte die Reste der Stoffpuppe auf. »Woher weißt du überhaupt, daß es dieses vampirbesessene Kaff ist? Hast du diesmal mehr herausbekommen als nur Richtung und Entfernung, oder ist das jetzt nur ein Wunschdenken von dir?«
Zamorra drehte sich mißtrauisch um.
Sie begann zu lächeln. Der Meister des Übersinnlichen war in aufrechter Haltung auf dem Stuhl erschöpft eingeschlafen.
***
Die Rothaarige hatte ihre- drei Druidenschädel wieder zurückgezogen, um sie nicht der Gefahr der Zerstörung auszusetzen. Einer von ihnen hatte ohnehin schon einen Sprung bekommen, der sich über den gesamten Hinterkopf zog. Aber das hatte der in ihm wohnenden Magie nicht geschadet.
Immerhin war sie sicher, daß Zamorra tot war. Er sandte keine Gedanken mehr aus. Die Brücke war zerstört. Sicher, es war noch jemand bei ihm gewesen. Aber das interessierte die Rothaarige nicht. Diese andere Person war mit Sicherheit keine Magierin. Sie würde die Spur nicht mehr aufnehmen können.
Die drei Schädel waren jetzt wieder bei den anderen, die ihren rasenden Wirbel tanzten, sich jetzt aber langsam wieder auf ihre Ablageplätze herabsenkten. Die Rothaarige nahm den Dhyarra-Zwang von ihnen. Als die Schädel wieder nebeneinander aufgereiht waren, berührte sie sie nacheinander sanft mit den Fingerkuppen.
»Bald werdet ihr zu siebt sein«, sagte sie. »Und dann werdet ihr mir euren letzten Dienst erweisen. Ihr werdet mir helfen, den Machtkristall zu schaffen.«
Sie streifte das Amulett mit einem raschen Blick. Es war nach wie vor desaktiviert und blockiert. Sie gedachte, daran auch vorerst nichts zu ändern. Es war sicherer… denn Merlins Stern war unberechenbar. Er mochte sich vielleicht von sich aus gegen sie wenden. Und das galt es zu vermeiden.
Immerhin — der Mann, der sie verfolgt hatte, war aus dem Weg geräumt. Jetzt brauchte sie nur noch darauf zu warten, daß ihr der Druide in die Falle ging.
Wenn du dich da nur nicht verkalkulierst, raunte das Amulett ihr zu. Fassungslos starrte sie es an.
»Was hast du gesagt?«
Dann
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