0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz
bekommen. Das ist seine weiche Stelle! Die einst so schöne Fully Conaway. Vielleicht will er den Panther mit ihr erpressen. Ich verstehe das nicht, aber etwas macht mir Sorgen. Kannst du feststellen, wann die Frau von Foltridge gestorben ist?«
Phil rief im Archiv an. Es dauerte eine Zeit lang, weil der Mann vom Nachtdienst nicht genau Bescheid wusste. Aber dann wurde meine Vermutung ein bisschen erhärtet, obwohl es natürlich kein Beweis war: Vor zwanzig Jahren war die Frau von Foltridge bei einem Autounfall ums Leben gekommen, in dem gleichen Jahr wurde Fully Conaway vom Panther aus Los Angeles zurückgeholt. Vielleicht gab es eine Verbindung zwischen Fully und Foltridge. Vielleicht war er der Mann, der sie mitgenommen und ihr ein Appartement bezahlt hatte.
Dann allerdings hätte er genügend Grund, den Panther zu hassen, und umgekehrt, versteht sich.
»Sag mal, Phil«, fing ich an und machte ein möglichst unschuldiges Gesicht, was mir reichlich schwer fiel. »Bist du eigentlich sehr müde, willst du jetzt tatsächlich ins Bett?«
»Ach, du liebe Zeit, du hast noch etwas vor heute Nacht?«, stöhnte er auf, aber ich merkte an dem Blitzen in seinen Augen, dass er schon neugierig war.
»Ich möchte mir gerne die Jachten ansehen, die noch übrig sind, wenn du mitkommen willst, vielleicht erreichen wir heute noch etwas.«
»Es sind nur noch drei.«
Ich nickte und sah mit Phil den Plan durch.
Das eine der drei Boote war unter dem originellen Namen Mary Lou und der Nummer NY 438/007 gemeldet. Die beiden anderen Boote lagen dicht beieinander. Sie hießen Full House, Nummer NY 776/341, und Queen Anne mit der Nummer NY 247/804.
»Das wird er sein«, sagte Phil und tippte mit dem Zeigefinger auf den Namen Queen Anne. »Er hat doch so einen Englandfimmel.«
»Dann hätte er seinen Dampfer gleich Shakespeare nennen können, das wäre für uns einfacher gewesen.« Wir lachten und nahmen die Unterlagen mit. Die Decknamen würden uns wenig nützen, aber vielleicht der Haussuchungsbefehl.
Wir setzten uns in den Jaguar und preschten los.
»Nehmen wir uns zuerst Full House vor«, sagte ich und lenkte den Schlitten in Richtung East River.
***
Wir fanden den Anlegeplatz von Full House. Es war eine Reihe von Privatgrundstücken, die zusammen einen langen Bootssteg hatten. Eines dieser Boote war Full House. Aber wir hatten erwartet, das Schiff öde und verlassen vorzufinden. Stattdessen tobte eine Party an Bord. Gläser klirrten, und Jazzmusik drang ins Freie. Ab und zu steckte ein Passagier den Kopf heraus oder spazierte ein bisschen über das blanke Mahagoni-Deck. Es schienen alles junge Leute zu sein. Wir kletterten über die schmale Brücke und betraten das Boot. Ich ging vor und bückte mich etwas, um nicht mit dem Kopf an der bunten Markise anzustoßen, die eine kleine Veranda vor der Kajüte bürdete. Die Tür sprang auf, und ein junger Mann kam mir entgegen. »Hey«, sagte er, dann wollte er an mir vorbeilaufen.
»Wem gehört das Boot?«, fragte ich ihn und hielt ihn zurück.
»Ha!« Er sah mich an und lachte los. »Du bist auf ‘ner Party und weißt nicht bei wem! Finde ich Klasse.« Er drehte sich halb in den hell erleuchteten Innenraum und brüllte in den Lärm hinein.
»Hey, Bud, Freunde von dir!«
»Wir sind keine Freunde, die auf eine Party wollen, wir möchten den Besitzer der Jacht sprechen«, sagte ich, als sich auf das Gebrüll des Jungen nichts rührte.
»Ah!« Er zuckte die Achseln. »Kommen Sie eben morgen wieder.«
»Polizei«, sagte ich und hielt ihm meine Marke unter die Nase. »Also wem gehört der Kahn?«
Der Junge musterte mich, und dann die Marke, und dann wieder mich. Dann drehte er sich wieder in den Raum und rief, diesmal halb so laut wie vorhin: »Polente, Bud!«
Der Lärm ebbte ab, und in ein paar Sekunden war es so still, dass man das Wasser unter dem Boot glucksen hörte. Ein langer Jüngling in dunkelblauem Anzug und mit weißer Nelke kam herangeschlendert. Der Anzug war maßgeschneidert, konnte aber nicht verbergen, dass er nur einen mageren Knabenkörper verhüllte. Bud wandte mir sein pickeliges Gesicht zu, und ich bemerkte ein unruhiges Flackern in seinen Augen.
»Na, ihr habt wohl ein mächtig schlechtes Gewissen, was?«
»Was wollen Sie denn?«
Er stotterte fast, aber trotzdem kamen die Worte frech und hochmütig heraus. Man hatte ihm schon rechtzeitig eingeimpft, dass er etwas Besseres war als die anderen Leute.
»Wem gehört das Boot, doch nicht dir?«, sagte
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