0345 - Satans Schlangenkult
einen schmalen Dschungelpfad zur Stadt vorgestoßen. Sie hätten es einfacher haben und per zeitlosem Sprung reisen können, aber die Druiden wollten sich nicht unbedingt erschöpfen. Auch der unterirdische Gang, der aus dem jetzt unschädlichen Fallenlabyrinth heraus hierher führte, war mit sieben Meilen Länge für einen Fußmarsch recht ungeeignet. Die Entdecker fragten sich, wie viele Jahre Indios hier wohl einst geschuftet haben mußten, um diesen Gang zu schaffen.
Ein Geheimnis umgab diese Anlage. Aber es gab bisher keinen Hinweis auf die Art dieses Geheimnisses.
Sie hatten allerdings auch erst angefangen, zu suchen…
Fenrir, der intelligente und telepathisch begabte Wolf, schnüffelte auf eigene Faust, oder besser Pfote, durch die Tempelstadt und die Umgebung und ließ sich manchmal stundenlang nicht sehen. Auch jetzt war er wieder irgendwo unterwegs. Tendyke hatte beschlossen, Kaffee aufzubrühen, und Gryf und Teri hatten sich an einen geschützten Platz zwischen den Mauern zurückgezogen, als die Störung durch den Schrei gekommen war.
Jetzt saßen sie auf großen Steinen um das in der Nachmittagshitze knisternde Feuer herum. Das Mädchen mit dem hüftlangen goldenen Haar in Jeans und Stiefeln, der blonde, jungenhafte Mann in Turnschuhen, Jeans und offenem Hemd, und der vollständig in Leder gekleidete Abenteurer, der mit Stetson und Colt an der Seite aussah wie einem Western-Film entsprungen. Und da lag ein Wesen, halb Mensch und halb Schlange, und eine vier Meter lange Königskobra.
»Königskobra…«, murmelte Tendyke. »Da stimmt doch was nicht, Leute. Das Biest gibt es hier doch überhaupt nicht.«
»Ne? Jetzt nicht mehr, nachdem du es erlegt hast«, stellte Gryf fest. »Verdient hat sie es, dieser Störfaktor…«
»Du begreifst nicht, Gryf«, sagte Tendyke. »Die Königskobra gibt es hier nicht. Die Kobra und ihre Artverwandten triffst du in Asien, vornehmlich in Indien, aber nicht hier in Mexiko. Das Biest gehört nicht in diese Landschaft.«
»Hoffentlich wußte sie das auch selbst«, sagte Teri. »Offenbar ist sie nämlich sehr real.«
»Jemand muß sie hierher verschleppt haben«, sagte Tendyke. »Es gibt ja auch Krokodile in der New Yorker Kanalisation - Immer noch, nach so vielen Jahren. Die Biester sind nicht auszurotten und nicht zu fangen. Nun ja… vielleicht hat hier irgend jemand seine Schlangen-Sammlung aufgelöst.«
»Das erklärt aber nicht, daß diese Kobras einen Mann durch den mexikanischen Dschungel hetzten«, gab Teri zu bedenken. »Erstens ist die Schlange kein Jäger in dieser Form, zweitens ist sie bei weitem nicht so schnell wie ein Mensch. Und wenn ihr Opfer wegläuft, gibt sie auf. Und da ist noch etwas.«
»Was?«
Teri griff sich an die Stirn. Sie atmete tiefer durch.
»Ich habe versucht, Paqueros Gedanken zu lesen«, sagte sie. »Als die Metamorphose begann, die Verwandlung. Ich konnte diese Gedankenfetzen nicht begreifen. Es war wie ein Schock. Irgendwie hat mein Unterbewußtsein es jetzt erst fertig gebracht, diese Eindrücke halbwegs zu verarbeiten. Ich erinnere mich wieder. Da waren Gedanken, die ich nicht lesen konnte, obwohl ich sie spürte. Sie waren… fremd. Vollkommen fremd. Und da waren verwehende Restgedanken von Paquero. Er dachte an Flucht, an einen entsetzliche Kult. Ein Kult, der mit diesen Schlangen zusammenhängt. Sie haben ihn gejagt. Ich konnte nicht erkennen, ob er dazu gehörte, ein Abtrünniger war, oder ob sie ihn als Opfer wählten. Vielleicht war er auch jemand, der durch Zufall auf diesen Kult stieß und dabei entdeckt wurde… er war dem Wahnsinn nahe. Aber dann überdeckte das andere, das Fremde, alles und schlug mich zurück. Das Fremde kam von… von Paqueros Schlangen-Anteil.«
»Fremd? Du konntest die Gedanken spüren, aber nicht lesen? Das gibt’s doch nicht«, sagte Tendyke verblüfft. Es gab zwar Methoden, sich gegen das Gedankenlesen zu wehren. Zamorra zum Beispiel, und auch Nicole und ein paar andere seiner Crew, besaßen geistige Sperren, die verhinderten, daß man ihre Gedanken las. Das war eine lebenswichtige Abwehr gegen dämonische Kräfte. Tendyke wußte auch, daß dann immerhin noch das Vorhandensein eines denkenden Gehirns wahrgenommen werden konnte. Aber Gedanken spüren, ohne sie lesen zu können… das gab es nicht. Gedanken, die aufgenommen werden konnten, brauchten keine Übersetzung. Die bildhafte Vorstellung des Denkenden reichte in aller Regel aus. Die Vorstellungen sind international, nicht an
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