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0345 - Villa Frankenstein

0345 - Villa Frankenstein

Titel: 0345 - Villa Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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deren Spende hätte ich wohl kaum überlebt.
    Ich hatte danach drei Tage im Bett gelegen und war erst seit dem gestrigen Tag wieder im Büro.
    Und nun dieser Mord.
    »Was sagen Sie dazu, John?« fragte mich Sir James.
    »Ich möchte mir den Toten genauer ansehen.«
    »Tun Sie das.«
    Die Stimme meines Chefs hatte unwirsch geklungen. Die Tat in seinen geheiligten Clubräumen hatte ihn stark aus der Balance gebracht. Opfer des heimtückischen Mordanschlags war ein Diener gewesen, der auch gleichzeitig kellnerte.
    Während ich mich neben den Toten kniete und Suko abwartete, hörte ich die flüsternde Stimme der Gentlemen. Sie reagierten wie Hoteldirektoren und hatten Angst, daß etwas von dem, was hier geschehen war, in die Öffentlichkeit gelangte. Da brauchten sie keine Sorgen zu haben. Sir James würde schon für eine gewisse Verschwiegenheit sorgen.
    Sezierend genau besah ich mir das Gesicht des Toten. Die kleine Wunde hatte ich vorher gesehen, mich störte der Ausdruck der Überraschung in den Zügen.
    So etwas war mir selten vorgekommen. Den Mann mußte es in der Tat kalt erwischt haben.
    Er hatte mit seinem Tod nicht gerechnet und war auf dem Weg gewesen, um dem Gentlemen den bestellten Whisky zu bringen.
    Dabei hatte man ihn erschossen.
    Mit einer normalen Kugel? Ich wollte es einfach nicht glauben. Ich kenne Kugellöcher, sie reißen größere Wunden. Diese Kugel hier mußte ein sehr kleines Kaliber gehabt haben, noch geringer als bei einem Derringer-Modell.
    Und sie hatte den Diener zwischen den Augen erwischt.
    Das Licht war zwar gut, dennoch nahm ich die Bleistiftleuchte zu Hilfe und betrachtete das kleine Loch in der Stirn. Die Kugel war nicht weit hineingedrungen, wenn ich den Kopf etwas schräg legte, konnte ich sie sehen.
    Ja, die war kleiner.
    Um eine genaue Bestätigung zu bekommen, bat ich meinen Freund Suko, auch einmal nachzuschauen. Ich gab ihm deshalb meine Lampe.
    »Kleines Kaliber«, sagte er sehr schnell. Damit hatte er mich und Sir James angesprochen.
    Der Superintendent nickte. »Das deckt sich mit den Aussagen des Zeugen.«
    Wir waren überrascht. »Es gibt einen Zeugen?«
    »Ja, John.«
    »Wo?« fragte Suko.
    »Ich habe ihn in einen Nebenraum bringen lassen. Es ist ein Küchenhelfer, ein noch sehr junger Mensch, und er leidet unter einem Schock. Einer meiner Freunde ist Arzt, er hat ihm eine Beruhigungsspritze gegeben.« Sir James blickte auf seine Uhr und drehte sich gleichzeitig um, wobei er einen dunkelhaarigen Mann anschaute.
    »Können wir jetzt wohl zu ihm, Lionel?«
    »Ja, versuchen Sie es.«
    »Dann kommen Sie.«
    Außer uns dreien ging niemand mit. Wir schritten an der Bar entlang, hielten uns rechts und gelangten zu einer gepolsterten Tür, die Sir James aufstieß.
    Das vornehme Interieur des Clubs ließen wir hinter uns und betraten einen nüchtern wirkenden Gang, der mal neu tapeziert hätte werden müssen, denn die Tapeten an den Wänden waren so vergilbt, daß wir ihre ursprüngliche grüne Farbe nur mehr ahnen konnten.
    »Sind das die Zimmer zum Übernachten?« fragte ich und deutete auf die zahlreichen Türen.
    »Auch«, erklärte Sir James. »Hier wird in einem Monat renoviert.«
    »Das ist auch nötig.«
    Vor der zweitletzten Tür hielten wir an. Sir James klopfte, bevor er öffnete.
    Der Raum war einfach eingerichtet. Ein Bett, ein halbhoher Schrank, zwei Stühle. Grüne Vorhänge verdeckten das Fenster.
    Im Bett lag ein blasser, junger Mann. Er trug die Berufskleidung der Köche.
    Ich hatte mich hinter Sir James gehalten, Suko bildete den Schluß.
    Er ließ die Tür offen, wie ich aus den Augenwinkeln bemerkte.
    Der junge Mann schaute uns ängstlich an. Aus seiner Perspektive mußten wir ihm wie Riesen vorkommen, die sich langsam vorschoben. Sir James übernahm die Vorstellung. »Das sind die beiden Polizisten, von denen ich Ihnen berichtet habe.«
    Wir gaben ihm die Hand, um ihm die erste Scheu zu nehmen. Zudem lächelten wir. Suko nickte mir zu, ein Zeichen, daß ich die Gesprächsführung übernehmen sollte.
    Hinter uns hatte sich Sir James auf den Stuhl fallen lassen. Suko blieb stehen, ich setzte mich auf die Bettkante. Als ich Sukos und meinen Namen gesagt hatte, bekam ich auch den seinen zu hören.
    »Ich heiße Patrick Windemoore.«
    »Okay, Patrick, dann berichten Sie mal, was Sie gesehen haben. Ich hörte, Sie wären ein guter Zeuge.«
    Er lachte auf. »Zeuge ist schön gesagt, Sir.«
    »Waren Sie das nicht?«
    »Doch.« Er schaute mich zweifelnd an. »Ich

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