0345 - Villa Frankenstein
zusammen, als ich das häßliche Knarren vernahm, das in den verrosteten Angeln der Tür entstand und mir einen Schauer über den Rücken trieb.
Nebel, Moor, ein uraltes Haus, eine schiefe Tür – gab es eine bessere Gruselatmosphäre?
Ich glaubte nicht und wünschte mir, daß sich der Gruselschauer nicht zum kalten Horror steigerte, wenn ich einmal in der Villa Frankenstein war.
Auf Zehenspitzen bewegte ich mich vor. Ein Schritt brachte mich über die Schwelle. Im Haus war es dunkel. Zwar lauerte draußen weder die Finsternis des Abends oder der Nacht, aber der Nebel ließ nur wenig Licht durch irgendwelche Fenster oder Scheiben.
Vor mir sah ich eine tunnelartige Öffnung, einen mit Dämmerlicht erfüllten Schlauch, in dem sich rechts und links die Wände schattenhaft abzeichneten.
Um tiefer in das Haus zu gelangen, mußte ich diesen Schlauch durchqueren.
Sehr vorsichtig und behutsam ging ich. Unter meinen Füßen bewegten sich alte Bohlen. Sie ächzten wie gequälte Kreaturen.
Am Ende des Ganges erkannte ich ein helleres Rechteck. Es war der Eingang zum nächsten Raum.
Auch meine Gestalt hob sich im Dämmerlicht des Flurs ab. Die Beretta hatte ich in der Halfter gelockert. Wenn es hart auf hart kam, würde ich sie ziehen und blitzschnell schießen. Ich gehöre zu den Menschen, die versuchen, eine Atmosphäre in sich aufzunehmen.
Vor allen Dingen bei Häusern und Gebäuden, die ich zuvor noch nicht betreten habe.
Hier setzte ich wieder meinen Spürsinn ein. Meine Sinne arbeiteten wie Seismographen, sie forschten nach dem Unheimlichen, dem anderen, das in dem Haus lauerte.
Manche Gebäude, das kannte ich, waren von einem makabren Atem oder Odem durchweht. Da spürte man den Fluch, der oftmals über dem Gemäuer lastete, und auch die Villa Frankenstein kam mir nicht geheuer vor. Es war ein altes, windschiefes, auch totes Haus, wenn man es von außen betrachtete. In seinem Inneren allerdings sah dies anders aus. Ich spürte sehr deutlich den Hauch, der dieses Gemäuer durchwehte.
Lauerte vielleicht der Teufel im Hintergrund?
Möglich war alles, und ich richtete mich auch innerlich darauf ein.
Ich konnte mir vorstellen, daß auch der alte Baron von Frankenstein mit dem Satan im Bunde gestanden hatte, falls die Figur des Monsters keine Erfindung einer Schriftstellerin war.
Bisher hatte ich keinen verdächtigen Laut vernommen.
Deshalb blieb ich etwa in der Mitte des Ganges stehen, um in die Ruhe hineinlauschen zu können.
Noch tat sich nichts…
Ich atmete flach, mit offenem Mund, denn ich wollte mich nicht verraten.
Dann hörte ich den Laut. Ein leises Knacken erklang hinter mir.
Sofort sprang ich zur Seite, drehte mich dabei um und rammte mit der Schulter eine Flurwand.
Wie erwähnt, das Licht war schlecht. Ich erkannte die kleine Gestalt auf dem Boden auch nur schattenhaft, aber ich wußte sofort, daß es sich bei ihr um eine Puppe handelte.
Eine Puppe mit Gewehr, die den kleinen Schießprügel jetzt in meine Richtung schwenkte und die Mündung schräg nach oben stach.
Ich dachte an Erwin, den es tödlich erwischt hatte, obwohl die Kugel nur mehr ein so kleines Kaliber besaß. Mir sollte das gleiche nicht passieren. Aus diesem Grunde trat ich zu.
Die Puppe stand günstig. Mein Tritt erwischte die Figur, bevor sie noch abdrücken konnte.
Es war ein ziemlich harter Treffer, der sie gegen die Wand schleuderte.
Sogar einen leisen Schrei vernahm ich. Sie purzelte wieder vor und wollte wohl aufstehen, doch ich war schneller, und schloß meine Hand um ihren Körper, wobei ich gleichzeitig ihre Arme so einklemmte, daß sie das Gewehr nicht benutzen konnte.
»So, meine Liebe«, sagte ich. »Jetzt wollen wir doch mal sehen, wer der Stärkere ist…« Bei diesen Worten hatte ich sie hochgehoben und dicht vor mein Gesicht gehalten, so daß ich ihr direkt in die kalten Augen blicken konnte.
Ja, es waren Augen ohne menschliche Wärme, obwohl sie lebten.
Sie rollten in den Höhlen, waren ein wenig vorgetreten, das Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Es leuchtete seltsam weiß, als hätte man es mit einem dicken Fettpuder bestreut.
Diese Puppe wollte töten, daran bestand kein Zweifel. Aber ich wollte ihre Informationen. Da sie lebte, konnte sie unter Umständen auch sprechen, und so redete ich sie an. »Wer bist du? Sag mir, was du vorhast, du kleines Monster?«
Zischend kam die Antwort. Sie erschreckte mich nicht einmal, obwohl sie hart klang. »Killen!«
Ich grinste verbissen. Mit der rechten
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