0347 - Satans Mädchenfänger
Windes.
Fast kerzengerade brannte sie und trotzte den Kräften der Natur.
Ein Phänomen. Das war es wohl nicht gewesen, was Suko aus der Fassung gebracht hatte.
Etwas anderes war viel unwahrscheinlicher.
In der Mitte der Flamme stand, die Arme dabei hochgerissen, eine junge nackte Frau…
***
Der Spuk hatte eine Entscheidung getroffen, und der Spuk würde davon nicht abweichen.
Das kannte der Teufel, schließlich reagierte er in solchen Dingen ähnlich. Aus diesem Grunde machte er sich auf grausame Zeiten gefaßt, und er sollte sich nicht getäuscht haben.
Die Wolke wurde ihm zum Verhängnis. Sie sollte das auslöschen, was er in Jahrtausenden aufgebaut hatte.
Asmodis kämpfte gegen den Spuk.
Der Teufel gegen eine gestaltlose, dennoch zu sehende Dimension aus Schatten.
Hatte er überhaupt eine Chance?
Er kannte Tricks, er kannte Kniffe und Wege, wie man Gegner überlistete. Er konnte mit Menschen spielen, sie manipulieren, an ihre Schwachstellen ansetzen, aber er hatte den Spuk vor sich und keinen Menschen. Das merkte er sehr bald, als seine von ihm aufgebauten Gegenkräfte und Konterreaktionen abgeblockt wurden.
Sein Kopf wurde plötzlich von einer gewaltigen Flammenhülle umtanzt. Im ersten Moment wirkte es so, als würde die Feuersbrunst den Schädel zerfressen, einfach vernichten, dann konzentrierten sich die Flammen, wurden zu fingerartigen Bündeln und schossen in die dichte, kompakte Schwärze wie scharfe Messer hinein.
Von innen her wollte sie die Schatten aufwühlen. Es war nur ein Aufbäumen des Teufels, ein verzweifelter Versuch, dem Ende zu entkommen. Sehr bald mußte Asmodis einsehen, daß die Kraft der Wolke stärker war. In ihr konzentrierten sich die Seelen der vernichteten Dämonen. Ihre Körper waren vergangen, blieben als Staub irgendwo zurück, aber der Geist des Schreckens konnte nicht zerstört werden.
Und er arbeitete mit schwarzmagischer Kraft gegen den Teufel.
Asmodis brauchte nicht zu atmen, er bekam keine Luft, seine Magie war eine andere, er überlebte durch die Kräfte der Hölle, nur gelang es ihm nicht mehr, diese einzusetzen.
Die Wolke verdichtete sich noch stärker. Der Satan war nicht mehr in der Lage, gefährliche Blitze oder Feuerzungen zu produzieren, um sie in die Wolke hineinzuschicken.
Hier in der endlosen Leere eines schwarzmagischen Raumes bahnte sich allmählich sein Ende an.
Auch er sollte eingehen in den Kreislauf des Spuks. Hinein in die Wolke, um sie mit seiner teuflischen Kraft zu verstärken.
Satan konnte nicht mehr. Er kam sich vor wie in einem Schraubstock eingeklemmt.
Sein Gesicht veränderte sich. Fast immer hatte es Triumph gezeigt. Über die Menschen war Asmodis sowieso Sieger geblieben, und wenn sein Gesichtsausdruck einmal wechselte, dann zeigte er Haß, Wut und den Willen zur Vernichtung.
Jetzt nicht mehr.
Der Teufel erlitt Qualen und Pein. Am eigenen Leibe erlebte er das, was er normalerweise den Menschen zudachte. Die Schmerzen wühlten in seinem höllischen Körper. Sie zwangen ihn zu furchtbaren Reaktionen. Das Maul hatte er weit aufgeklappt. Die Augen waren verdreht, aus den breiten Nüstern der Nase drang feiner Rauch, der die Wolke berührte, aber nicht hineindrang, sondern von ihr abgestoßen wurde.
Auch der Ausdruck der Augen wechselte. Angst breitete sich in den Pupillen aus.
Die nackte Angst, die Existenz letztendlich doch noch zu verlieren. Vielleicht war der Spuk der erste Dämon, der den Teufel schreien hörte. Kein Siegesbrüllen drang aus dem Maul. Die Schreie der Furcht, die Reaktionen auf die Existenzbedrohung, hallten weit in die Schwärze der Unendlichkeit hinein.
Es waren schrille Laute, angefüllt mit dissonanten Sequenzen, dazwischen hohe, pfeifende Töne, untermalt von einem Heulen, wie es ein Schakal nicht schlimmer ausstoßen konnte.
In der Tat hatte dieser Laut Ähnlichkeit mit dem Heulen eines Schakals, denn nicht umsonst wurde der Teufel oft in dieser Figur dargestellt.
Seinen Schädel, der nach wie vor aus der schwarzen Wolke ragte, warf er von einer Seite zur anderen, ohne daß er einen Erfolg erzielte, denn die Wolke saß so eng wie ein Kragen. Satan blieb chancenlos in seinem Gefängnis.
Wie gierige Mäuler schnappten schwarze Schatten nach seinem Gesicht. Sie versuchten, zwischen seinen Lippen in die Maulhöhle einzudringen, um den Satan auch innerlich aufzufressen.
Der Teufel schrie.
Hoch, spitz und grell hallten seine Schreie nach. Es waren verzweifelte Rufe, denn Asmodis wußte auch, daß er
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