0347 - Satans Mädchenfänger
anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
»Ich hoffe, daß wir ihn schnell finden. Den Namen habe ich noch nicht gehört.«
»Ich auch nicht.«
Unbehelligt konnten wir das Haus verlassen. Draußen stand mein Bentley noch immer so, daß die Kühlerschnauze den Sandhügel berührte. Ein wahres »Meisterwerk« fahrerischen Könnens.
Ich schloß auf, nahm den Telefonhörer und ließ mich mit unserer Info-Abteilung verbinden. Die Leute dort sollten herausfinden, wo wir den Club International fanden.
Sie ließen mich warten.
Nach zwei Minuten hatte ich die Antwort. Der Club lag in Chelsea, nicht weit von der Chelsea Bridge entfernt. Polizeilich aufgefallen war er noch nicht. Das Haus wurde als Restaurant geführt.
Dahinter konnte sich natürlich alles mögliche verbergen, und bestimmt bekam man dort auch etwas zu essen.
Ich bedankte mich bei den Kollegen und hängte ein. Suko erinnerte mich daran, der Mordkommission Bescheid zu geben. An den Toten im Keller hatte ich gar nicht mehr gedacht. Ich rief noch einmal an und bat die Kollegen her zu kommen.
Wir wollten allerdings nicht länger warten, so beschrieb ich ihnen den Weg in den Keller.
»Weiß Sir James Bescheid?« wurde ich noch gefragt.
»Nein. Ich habe ihn nicht erreichen können. Informieren Sie ihn, bitte!« Damit legte ich auf.
Mein Freund wunderte sich. »Du willst den Alten schmoren lassen?« fragte er.
»Ja.«
»Es ist deine Sache.«
»Soll ich ihn im Club oder zu Hause anrufen und ihm erklären, daß mein Kreuz nicht mehr reagiert?«
»Stimmt auch wieder. Vielleicht ist es besser so.« Suko schlug die Tür zu. »Komm, John, fahr los, oder soll ich das Steuer übernehmen?«
»Traust du mir nicht mehr?«
»Das nicht, aber deine innere Verfassung ist nicht die beste, wie du selbst weißt.«
Ich schüttelte den Kopf, drehte den Zündschlüssel, hörte das ruhige Summen des Motors und setzte zurück. Sand rieselte noch von der Kühlerhaube zu Boden. Ich umrundete den Hügel und ließ die Baustelle hinter uns zurück. Sie würde ein Meilenstein in meiner Laufbahn als Geisterjäger bleiben, denn in diesem halbfertigen Gebäude waren meine Grenzen aufgezeigt worden…
***
Gloria Gibson hatte die Tür heftig aufgerammt, und den beiden Toten keine Chance gelassen. Das Mädchen hätte vor Freude schreien können, als es sah, wie die lebenden Leichen zu Boden fielen und sich dort noch überschlugen.
Durch diese überraschende Aktion war es Gloria gelungen, einen Fluchtweg zu eröffnen.
Noch nie in ihrem Leben war sie so schnell aus einem Auto gekommen. Obwohl ihr die heiße Angst im Nacken saß, dachte sie auch an ihre Freundin Diana, die schließlich auf ihr Anraten hin die Flucht mitgemacht hatte. Diana war nicht so schnell. Sie hatte Mühe, sich aus dem Fahrzeug zu drehen, vielleicht auch deshalb, weil sie erst noch die Angst überwinden mußte. Sie saß für einen Moment wie festgeklebt auf der seitlichen Sitzkante und wollte sich nicht rühren.
Gloria war es leid. Noch einmal machte sie einen Versuch. Sie packte Diana sogar an den Haaren und riß sie in die Höhe. Diese Radikalkur half. Diana schrie, wurde wieder in die Wirklichkeit geschleudert und schaute zu, wie Gloria die Hand öffnete und ein Haarbüschel nach unten fiel.
»Wir müssen weg!«
Gloria hatte den Satz geschrien. Für einen Moment schaute Diana sie starr an. Ihre Pupillen schienen zu verglasen, dann endlich hatte sie begriffen und begann zu rennen.
Sie wurde sogar noch schneller als Gloria. Leider auch unachtsamer, denn sie mußte an den auf dem Boden liegenden Frauen vorbei, die ihre Arme hoben, die Finger dabei spreizten und versuchten, nach den Beinen der Flüchtenden zu greifen.
Sie schafften es.
Diana wurde im Lauf gestoppt, als sich Finger zwischen die sich bewegenden Beine verhakten. Vielleicht hatte sie sogar Glück im Unglück, daß sie nicht zu Boden stürzte, dafür nach vorn fiel und gegen einen der mit Nietenköpfen bestückten Eisenträger prallte.
Das Mädchen spürte einen harten Schlag an der Stirn. Haut riß auf und hinterließ eine kleine Wunde, aus der ein dünner Blutfaden sickerte. Nichts Lebensgefährliches, zum Glück auch nichts, was Diana Neerland behindert hätte.
Die lebende Leiche war einfach zu langsam. Sie griff zwar noch nach, doch Diana zog im richtigen Augenblick den Fuß weg, so daß die Hand ins Leere faßte.
Gloria befand sich schon mit ihr auf gleicher Höhe. »Komm weiter!« brüllte sie und stoppte nicht ihren Lauf.
Diana
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