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0347 - Tausend Dollar für ein Leben

0347 - Tausend Dollar für ein Leben

Titel: 0347 - Tausend Dollar für ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tausend Dollar für ein Leben
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wünschte, er wäre ein bisschen lebenslustiger und nicht so griesgrämig.«
    »Verzeihen Sie, Kate, wenn ich eine seltsame Frage stelle. Ich höre heute schon zum zweiten Mal, dass Sie ein Nichtsnutz sind. Es sieht so aus als wären verschiedene Mitglieder Ihrer Familie dieser Ansicht.«
    Sie lachte, aber es klang ein wenig unangenehm.
    »Ich weiß. Mein Bruder ist der Ansicht, ich könnte eine Sekretärin ersetzen. Margy, seine Frau, meint, ich sollte mich wenigstens in einem Wohltätigkeitsverein um gefallene Mädchen bemühen. Aber wenn die Tochter eines Millionärs das tut, dann klingt das wie bei jenem Mann, der Trüffeln aß und einem anderen mitteilt, Kartoffelschalen enthalten viel Vitamine.«
    Ihr Einfühlungsvermögen verblüffte mich. Kate legte mir die Hand auf den Arm und sah mich forschend an.
    »Sind Sie auch dieser Ansicht, Jerry?«
    »Genau«, sagte ich. »Millionärstöchterchen sind da fehl am Platze, selbst wenn sie so klug wären wie Sie. Ich bin der Meinung, es kommt weniger darauf an, was ein Mensch im Augenblick tut, als darauf, was er tun könnte, wenn es darauf ankommt.«
    »Sie haben keinen reichen Vater, Jerry?«
    »Nein. Reiche Eltern wachsen nicht wie Maiskolben. Aber ich habe es nie bedauert, normal veranlagte Eltern gehabt zu haben.«
    »Ich habe schon häufig bedauert, einen Millionär als Vater zu haben«, gestand meine rothaarige Gesprächspartnerin.
    »Es ist nicht immer einfach, mit so viel Geld zu leben, nicht wahr?«
    »Keines zu haben, ist vielleicht ein Problem, aber zu viel zu besitzen, ist sicherlich eins. Glauben Sie das?«
    Ich nickte, und sie presste meine Hand. Sie war ein prächtiger Kerl. Ich wechselte das Thema. »Wer ist der Herr dort?«, fragte ich.
    »Das ist Don Gray. Gewissermaßen der Finanzminister der Gilbury Meat. Außerordentlich tüchtig. Mein Vater hält große Stücke auf ihn. Er hat nur einen Fehler: er möchte mich heiraten.«
    Ich sah ihn mir an. Der Typ des Managers vom Scheitel bis zur Sohle. Er sah vorteilhaft aus. Eine sportlich durchtrainierte Gestalt mit einem etwas angegrauten Kopf. Er mochte um die vierzig herum sein. Er machte mir den Eindruck eines Mannes, der genau weiß, was er will.
    »Ihr Onkel Clark?«, fragte ich. »Ist er heute Abend nicht hier?«
    Sie schüttelte den roten Schopf.
    »Die obligate Europareise: Er flog heute Morgen von La Guardia ab. Aber jetzt will ich Ihnen mal etwas sagen: ich finde Sie abscheulich! Sie haben ein richtiges Verhör mit mir angestellt. Wollen wir nicht ein wenig tanzen?«
    Ich erhob mich und stellte mich in Positur. Ich bin kein guter Tänzer, aber ich muss gestehen, es machte mir Spaß. Zwischendurch warf ich einen Blick auf Phil. Er stand noch immer am Büfett und kaute an einem Sandwich. Als wir an ihm vorübertanzten, drohte er mir schelmisch mit dem Finger.
    »Ihr Freund ist ein netter Kerl«, sagte sie.
    »Sagen Sie ihm das nicht laut. Er weiß es, aber wenn eine Frau ihm schmeichelt wird er unverschämt.«
    »Ihnen kann man das wirklich nicht vorwerfen!«
    »Halten Sie das für einen Fehler?«
    »Ja«, sagte sie leise und drehte den Kopf. Mir wurde heiß in meinem Frack. Ich fuhr mit dem Zeigefinger zwischen Hals und Hemdkragen hin und her, um mir ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Und ich war froh, als die Band, die sich Gilbury für diesen Abend engagiert hatte, mit einem schmetternden Tusch eine kleine Pause einlegte.
    Ich musste irgendetwas sagen, wenn ich nicht als unhöflicher Tölpel dastehen wollte. Aber mir fiel beim besten Willen nichts ein. Jedenfalls nicht das Richtige.
    Und dann kam mir ein glücklicher Zufall zu Hilfe.
    Ich blickte hinüber zum Büfett, ob Phil noch dort stand. In der Tanzpause hatte sich eine Reihe Hungriger an die Futterkrippe gedrängt. Ich erkannte einen alten Bekannten, der sich in diesem Kreis ausnahm wie ein Analphabet auf einem wissenschaftlichen Kongress. Muddy Clair ließ gerade die Perlenkette der Dame, die ihm den Rücken zuwandte, in seiner Tasche verschwinden.
    ***
    Niemand außer mir schien es bemerkt zu haben. Muddy war schließlich ein Meister seines Fachs, und nur der Zufall war diesmal gegen ihn.
    »Pardon«, sagte ich zu Kate und ließ sie verdutzt stehen. Mit ein paar raschen Sätzen stand ich neben Muddy und fasste ihn am Arm. Er wurde kreidebleich, als er mich erkannte.
    »Cotton«, stammelte er.
    »Jawohl, Clair, der G-man Cotton, wenn du gestattest. Nun rück mal schnell deinen jüngsten Erwerb wieder heraus!«
    Er war so verblüfft,

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