0347 - Tausend Dollar für ein Leben
Stimme.
»Wir möchten Mr. Gilbury sprechen!«
»Es tut mir sehr leid, aber Mr. Gilbury kann Sie nicht empfangen. Mr. Gilbury ist krank.«
»Das wissen wir«, sagte Svendsen, »aber wir müssen ihn unbedingt sprechen. Wir sind von der Polizei.«
Der Hausboy schaute uns einen Augenblick stumm an, ohne dass man aus seinem maskenhaft starren Gesicht eine Reaktion hätte erkennen können.
»Warten Sie bitte einen Augenblick. Ich werde Mr. Gilbury in Kenntnis setzen.« Er machte kehrt und verschwand im Haus. Nach einigen Minuten kam er wieder und öffnete uns die Tür. Wir wurden in ein Zimmer im Erdgeschoss geführt in dem ein fast kahlköpfiger Mann sich auf einer Couch ausruhte. Der linke Hemdärmel war hochgekrempelt. Am Oberarm leuchtete ein weißer Verband. Als wir eintraten, setzte er sich auf. Arthur Gilbury sah seinem Bruder, dem Konservenkönig, absolut nicht ähnlich. Auf seiner spitzen Nase saß eine goldgeränderte Brille, hinter der scharf blickende, wasserhelle Augen blinkten, überdacht von buschigen Augenbrauen. Er wies auf die herumstehenden Sessel.
»Bitte, setzen Sie sich«, sagte er müde. »Die Aufregung hat mich etwas mitgenommen. Sie sind von der Polizei, wie mir Johnnie sagte? Lieutenant Svepdsen kenne ich ja schon. Sie kommen natürlich wegen des Mordanschlags auf mich. Aber ich glaube nicht, dass ich Ihnen mehr sagen kann, als ich schon zu Protokoll gegeben habe. Wollen Sie etwas trinken?«
Johnnie, der Boy, brachte auf einem Tablett vier ausgezeichnete gemixte Drinks herein.
»Wir haben Verständnis dafür, dass Sie ein bisschen Ruhe brauchen«, begann der Lieutenant. »Aber es liegt zweifellos in Ihrem Interesse, wenn Sie Agent Cotton und Agent Decker vom FBI den Hergang noch einmal erzählen.«
Gilbury ruckte unwillkürlich auf.
»FBI? Was hat das FBI mit der Sache zu tun?«
Ich ergriff die Gelegenheit und schaltete mich in das Gespräch ein.
»Sie haben sicher von dem Anschlag gehört, der auf Ihre Nichte gestern verübt wurde, Mr. Gilbury?«
»Ja, ich habe davon gelesen. Aber wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen, hat das nichts mit Kate zu tun. Wer sollte schon ein so unnützes Ding wie meine Nichte töten wollen? Meiner Ansicht nach wollte sich ein Gangster an diesem G-man rächen.«
»Der G-man war ich«, bekannte ich. »Was veranlasste Sie zu der Meinung, Ihre Nichte wäre ein unnützes Ding?«
»Ich glaube nicht, dass das hierher gehört. Aber wenn Sie es wissen möchten: Auch ein reicher Vater ist keine Entschuldigung dafür, dass ein junge Mädchen seine Zeit damit totschlägt, das Geld auszugeben das andere Menschen verdienen. Das ist schließlich kein Lebenszweck.«
»Ist es denn so schlimm?«, fragte ich, aber er fuhr mit der gesunden Rechten durch die Luft, als wolle er den Gesprächsfaden durchschneiden.
»Lassen wir dieses Thema, Agent Cotton. Sie sind sicher nicht hier, um die schmutzige Wäsche meiner Familie zu waschen. Bleiben wir also bei dem ursprünglichen Zweck Ihres Besuches.«
»Gut«, sagte ich. »Können Sie sich ein Motiv für den Anschlag denken?«
»Denken schon. Sehen Sie, ich arbeite an der Nutzbarmachung von Zellulose für die menschliche Ernährung. Ich weiß nicht ob Sie eine Vorstellung davon haben, was ein Erfolg meiner Forschungen für die Menschheit bedeuten würde. Alle Nahrungssorgen wären mit einem Schlag 24 beseitigt. Es gäbe keinen Hunger mehr auf der Welt. Man könnte mit den Unmengen von Holz, die auf diesem Planeten wachsen, die hungernden Völker ernähren.«
»Brr! Wenn ich mir vorstelle…« Phil schüttelte sich unwillkürlich, aber Gilbury unterbrach ihn. Er war jetzt in Fahrt, da er von seinen Plänen sprach.
»Sie haben natürlich nur eine laienhafte Vorstellung davon. Denken Sie einmal darüber nach meine Herren, und wenn Sie die Tragweite dieser Sache begriffen haben, dann wissen Sie auch, warum man heute auf mich geschossen hat. Ein Erfolg meiner Bemühungen brächte wirtschaftliche Umwälzungen von ungeheuren Ausmaßen mit sich. Kein Wunder, dass man mir nach dem Leben trachtet. Das ist für viele Leute ganz einfach eine Existenzfrage. Damit musste ich von Anfang an rechnen!«
Ich muss sagen, ich begriff es immer noch nicht ganz. Phil und Svendsen ging es ähnlich, ihren Gesichtem nach zu urteilen.
Der Diener stand mit seinem unbeweglichen Asiatengesicht dabei und wartete darauf, dass wir unsere Gläser leer tranken. Ich fragte mich, ob er begriff, wovon sein Brötchengeber sprach.
»Wenn ich Sie
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