0347 - Tausend Dollar für ein Leben
auch nur anfassen sollte. Doch der war nicht so dumm. Er schlenderte gelassen hinüber in die Werkstätte und kramte in einem Werkzeugkästen. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Joe, da draußen sitzt ein Gangster in seinem Wagen. Er kann nicht weg, dafür habe ich gesorgt. Du verkrümelst dich jetzt ohne Aufsehen durch das hintere Fenster und läufst hinüber zur Snäck Bar. Von dort rufst du die Staatspolizei an. Beeil dich und mach keine Dummheiten, sonst wird die Sache' für mich gefährlich. Der Kerl schleppt bestimmt eine Kanone mit sich herum!«
Der Mechaniker, der unter einem Wagen gelegen hatte, kroch hervor und schwang sich ohne ein Wort durchs Fenster. Der Tankwart ging wieder hinaus und verkroch sich unter der Motorhaube.
Big Ben sah nach seiner Uhr. Zehn Minuten stand er nun schon vor der Tankstelle, und er hatte es aus begreiflichen Gründen sehr eilig. Nach weiteren fünf Minuten verlor er die Geduld.
»He!«, schrie er zum Fenster hinaus. »Wollen Sie den Schlitten vielleicht zerlegen? Wann sind Sie denn endlich fertig?«
»Zaubern kann ich auch nicht!«, sagte der Tankwart. »Sie werden schon noch eine Weile warten müssen!«
Der Gangster zog ergrimmt seinen Kopf wieder zurück und steckte sich eine Zigarre an, dicke Rauchwolken vor sich hinpaffend. Zu allem Überfluss verschwand der Mann jetzt wieder in der Werkstatt. Was er nur dort schon wieder zu suchen hatte? Biggie beschloss, auszusteigen und ihm ein bisschen Dampf zu machen. Schließlich konnte er hier nicht stundenlang warten. Es ärgerte ihn schon, dass er überhaupt angehalten hatte. Inzwischen hätte er leicht zwanzig Meilen näher an der Grenze sein können.
Und dann hatte er plötzlich das Gefühl, dass er die Grenze nie mehr in seinem Leben zu sehen bekäme. Auf dem Highway heulte eine Polizeisirene heran.
Der Gangster schob seine zweihundert Pfund von den Polstern und hastete in die Werkstatt. Noch hatte er die Hoffnung, dass die Cops einer anderen Sache nachjagten.
Aber als er das offen stehende Fenster an der Rückseite gewahrte, wusste er Bescheid. Dieser langweilige Tankwart hatte ihn hereingelegt. Eine unbändige Wut überkam ihn. Er lief zurück zum Buick, drehte den Zündschlüssel, aber der Motor gab keinen Ton von sich.
Als er das Knirschen von Reifen auf dem Kies hörte, schwang er sich mit einer Behändigkeit, die man seinen Pfunden nicht zugetraut hätte, wieder aus dem Wagen. Er riss sein Schießeisen aus dem Halfter und feuerte durch die Windschutzscheibe des heranbrausenden Streifenwagens.
Das splitternde Glas nahm dem Führer die Sicht. Er stieg auf die Bremse, der Wagen drehte sich, und der Fahrer konnte nicht mehr verhindern, dass er Biggie auf die Kühlerhaube nahm. Der Anprall war nicht sehr stark. Biggie wurde zur Seite geschleudert und verlor seine Pistole.
Bevor er sich wieder aufrappeln konnte, war einer der Polizisten über ihn und hielt ihn trotz seines Zappelns auf dem Boden fest. Ein anderer Polizeibeamte quetschte die breiten Handgelenke des Gangsters in Handschellen.
Big Ben erschöpfte seinen Vorrat an Flüchen, aber die Handschellen wurde er dadurch nicht los.
»Da hast du aber mächtig Glück gehabt, Mac!«, sagte der Fahrer des Streifenwagens zu dem Tankwart, der eben herankam. »Wenn dieser schießwütige Fettkloß auch nur das geringste gemerkt hätte, wärst du jetzt ein toter Mann!«
»Wir sind ja auch nicht von gestern«, sagte der Tankwart und grinste.
»Mal sehen, wen wir da eigentlich gefangen haben«, meinte der Sergeant. »Wie heißt du?«, fuhr er den Gangster an, der immer noch auf dem Boden saß. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen die Karosserie des Buick.
Ein Fluch war die einzige Antwort.
»Na, dann sehen wir eben in der Kundenliste nach«, meinte der Polizist und holte aus dem Handschuhfach das Fahndungsbuch. Er feuchtete seinen Finger an und fuhr rasch durch die Seiten.
»Hui«, rief er, als er auf die richtige Fotografie stieß. »Mac, du hast dir eine Menge Dollars verdient, die auf seinen Kopf gesetzt sind! Der Bursche wird vom FBI gesucht wegen Mordverdachts. Er heißt Ben Moorie und wird gewöhnlich nur Big Ben genannt. Da ist uns ja ein großer Fisch ins Netz gegangen.«
Big Ben zog ein saures Gesicht, als er in den Streifenwagen verfrachtet wurde. Das graue Betonband des Highway rollte unter seinen Füßen weg in die falsche Richtung.
***
Ich berichtete Phil von meinem Besuch bei dem Privatdetektiv Pembroke, als über den Fernschreiber die Nachricht von der
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