0347 - Tausend Dollar für ein Leben
wie ein echter Anwalt aus!«
»Pssst!«, fuhr ihn der Besucher an. »Schreien Sie doch nicht so laut!«
Er wies mit der Hand nach der Zellentür.
»Schon gut«, brummte der Gangster und bequemte sich, seine Stimme auf Zimmerlautstärke einzustellen. »Was zum Teufel führt Sie hierher?«
»Sie wollen doch hier raus. Oder wollen Sie’s nicht?«
»Natürlich hab ich die Nase voll von dieser Bude! Aber Sie werden sich doch nicht einbilden, mich hier loseisen zu können?«
»Abwarten!«, orakelte der Mann mit der Hornbrille. »Wenn Sie tun, was ich Ihnen vorschlage, haben Sie das alles schneller hinter sich, als Sie glauben!«
Big Ben begriff den Doppelsinn der Worte nicht, aber er lauschte eifrig, was ihm sein Besucher zu sagen hatte.
Fünf Minuten später klopfte es von innen an der Zellentür.
»Na, sind Sie mit ihm zurechtgekommen?«, fragte der Wärter gutmütig, als er die Tür wieder abschloss.
»Mein Mandant hat sich entschlossen, ein Geständnis abzulegen«, erklärte der Mann. »Icli halte es in seiner Lage zwar für angebracht, aber es bringt mich als seinen Anwalt in eine schwierige Situation. Ich muss mich darauf beschränken, mildernde Umstände geltend zu machen.«
Der Beamte nickte verständnisvoll und geleitete den Besucher nach draußen.
Eine halbe Stunde später war die Hölle los.
Bei dem pflichtgemäßen Blick durch die kleine Öffnung in der Zellentür fand der Wärter die Haltung, in der der geständniswillige Gangster auf einer Pritsche lag, reichlich unnatürlich. Er rief einen Kollegen und betrat die Zelle.
Schon die erste oberflächliche Untersuchung zeigte ihm, dass Biggie nie mehr ein Geständnis ablegen würde. Der Verbrecher war vergiftet worden.
Unsere Mordkommission hatte diesmal keinen weiten Weg zurückzulegen.
***
»Big Ben ist ermordet worden!«, eröffnete uns Mr. High.
»Das ist nicht gut möglich!«, lachte ich. »Big Ben sitzt in einer Zelle im Keller und ist dort so sicher wie in Abrahams Schoß. Niemand kann an ihn heran!«
»Leider doch, Jerry! Die Mordkommission ist bereits an der Arbeit.«
Nun sahen Phil und ich uns doch an.
»Unter dem Vorwand, sein Anwalt zu sein, verschaffte sich jemand Zutritt zu ihm und brachte ihm Gift bei. Wie er das geschafft hat, steht bis jetzt noch nicht fest. Wenn wir diesen unheimlichen Mörder nicht bald fassen, blamieren wir uns bis in die Knochen. Ein Mord im eigenen Haus! Das ist in der Geschichte des FBI einmalig. Die Presse wird über uns herfallen und auch nicht ein gutes Haar an uns lassen…Aber das Unglück ist jetzt passiert. Jetzt müssen wir überlegen, wie wir die Scharte möglichst schnell wieder auswetzen!«
»Da gibt es nur einen Weg«, erklärte ich. »Wir werden ohne Pause durcharbeiten müssen. Ich bin dafür, dass wir gleich anfangen. Zuerst möchte ich mit dem Taxifahrer sprechen, der die rothaarige Frau gefahren hat. Wenn wir Glück haben, ist der Mann noch in der Garage. Wenn nicht, werden wir ihn eben in seiner Wohnung aufsuchen.«
»Ich schlage vor, wir teilen uns die Arbeit«, meinte mein Freund. »Ich kümmere mich darum, was unsere Leute bei der Sichtung von Clark Gilburys Unterlagen gefunden haben. Es sollte mich nicht wundern, wenn dabei allerhand zutage käme, was die Steuerfahndung interessiert, aber das kann uns im Augenblick gleichgültig sein. Ich hoffe, dass auch ein paar Punkte dabei sind, an denen wir den Hebel ansetzen können.«
»Lassen Sie nichts außer Acht, was in irgendeiner Weise Erfolg verspricht«, empfahl der Chef. »Es gilt jetzt, dem Mörder endlich das Handwerk zu legen. Selbstverständlich bekommen Sie jede Unterstützung, die ich Ihnen verschaffen kann. Viel Glück!«
»Danke, Chef! Und dann werden wir uns hinter die Malaien klemmen, die in diesem Fall immer wieder auftauchen. Und danach…Na ja, jedenfalls wird das eine-Vierundzwanzigstundenschicht. Über Arbeitsmangel brauchen wir uns bestimmt nicht zu beklagen!«
Wir verabschiedeten uns von Mr. High und machten uns an die Arbeit. Zuerst suchte ich Jeremy-Towler, den Taxi-Driver. Als ich an seiner Ecke eintraf, kam er gerade von einer Fahrt zurück. Ich fragte ihn nach seinem Fahrgast.
»Ach, Sie kommen wegen der Perücke!«, sagte er. »Dachte mir schön, dass die Dame sie wieder haben will…So’n Ding kostet eine Stange Geld!«
Ich hatte keine Ahnung, von welcher Perücke die Rede war, aber ich ließ sie mir aushändigen.Towler öffnete den Kofferraum seines Cabs und brachte, sorgsam in ein Stück
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